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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gatten verbunden hatten? Minnigliche? Die Minne hatte viele Seiten, einige davon waren zerstörerisch, andere nahe dem ähnlich heftigen Gefühl des Hasses. Sie war eine leidenschaftliche Frau, die ehrwürdige Mutter, und auf welche Weise die Leidenschaft von ihr Besitz ergriffen hatte, galt es herauszufinden. Wer mochte da besser Bescheid wissen als mein Freund aus Speyer, ihr Bruder?
     
    Ich fand den Domgrafen nach kurzer Suche in der Braukammer neben dem Hühnerstall, wo er mit geübter Hand das Malz auf der Darre wendete.
    »Ihr versteht Euch aufs Bierbrauen?«
    »Nur Handlangerdienste. Die Würze rühre ich nicht an, das ist Frauenarbeit.«
    »Oder die der Mönche.«
    »Oder die - das Bier gehört zu ihren kleinen Freuden. Was ist mit dem Kaplan? Hat er dem Bier und dem Wein zu stark zugesprochen, dass er die Andacht nicht halten konnte?«
    »Diesmal nicht. Er versuchte, unsere reizende Gemeinschaft auf heimlichem Wege zu verlassen.«
    »Hat er Grund dazu?«
    »Man möchte es annehmen.«
    »Sollte Eure Offenbarung am gestrigen Abend seinen Wunsch nach Flucht beflügelt haben?«

    »Vielleicht.«
    »Ihr habt einen Namen genannt, der den einen oder anderen in Verblüffung versetzt hat.«
    »Ich habe keinen Anspruch daraus abgeleitet. Aber es sieht so aus, als ob Eure Schwester, die Äbtissin, es so betrachtet. Sie hat offenbar schon seit geraumer Zeit nachgegrübelt und ist zu dem Schluss gekommen, dass der verabscheuungswürdige Sohn des Mörders eine Gefahr für sie und ihr Bestreben, das Lehen für ihre Tochter zu erhalten, darstellt.«
    Der Domgraf ließ das Malz Malz sein und wandte sich mir zu. Er wirkte bedrückt.
    »Ja, das tut sie. Großer Gott, Hardo, ich habe gestern lange mit ihr gesprochen. Ich verstehe sie nicht. Sie ist vollkommen närrisch geworden. Sie hat sich darin verstiegen, dass der Ritter Casta unbedingt die Burg zusprechen muss, weil sie dann wieder als die Herrin hier auftreten kann.«
    »Warum denn das? Sie ist Äbtissin und hat ein Gelübde abgelegt?«
    Der Domgraf schnaubte leise.
    »Ach, Hardo, so erfahren in der Welt und doch so blauäugig? Jedes Amt kann gekauft, jedes Gelübde durch Geld gelöst werden.«
    Was mir eine Erkenntnis lieferte.
    »Das zumindest würde erklären, warum sie sich mit dem Stiftsherrn angelegt hat.«
    »Hat sie das?«
    »Ihr habt seine Lippe gesehen.«
    Jetzt schüttelte Gottfried von Fleckenstein verständnislos den Kopf.
    »Warum ausgerechnet mit dem Stiftsherrn? Der vertritt doch den Kaufmann. Was hat sie denn mit ihm zu tun?«
    »Ach, Gottfried, so erfahren in der Welt und doch so blind?«
    »Offensichtlich. Macht mich sehend, Hardo.«
    »Es wird Euch aber nicht glücklich machen.«

    Der Domgraf schwieg einen Moment, dann aber seufzte er unglücklich auf.
    »Ich dachte, seit sie im Kloster ist … Seid Ihr sicher? Der Stiftsherr?«
    »Ännchen hat die beiden in medias res erlebt. Just als der Burgvogt starb.«
    »Manchmal, Hardo, beschleicht mich das Gefühl, dass der Herr in seiner unendlichen Weisheit hier und da gefehlt hat. Warum sind die Weiber so lüstern?«
    »Sie sind es ja gar nicht alle. Die meisten gehen sorgsam mit ihrer Macht um.«
    »Ist den Weibern denn wirklich Macht gegeben?«
    Ich lachte leise.
    »Große Macht, Gottfried. Und wenn sie klug sind, bemerken wir es gar nicht, wie sehr sie uns damit leiten und bessern.«
    Der Domgraf schüttelte sein graues Haupt.
    »Ihr liebt die Frauen sehr, Hardo.«
    »Ja, das tue ich, ich bewundere sie und sehe ihre stille Kraft und tiefe Weisheit, ihren Kampfesmut, ihre Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen. Aber ich verschließe dennoch nicht die Augen davor, dass einige unter ihnen die Macht missbrauchen, die ihnen gegeben wurde.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Lasst es mich etwas ausführlicher erklären, Gottfried. Seht, es gibt Frauen, die führen ein wirklich keusches Leben. Beginen leben in arbeitsamer Gemeinschaft miteinander und füreinander und sorgen für die Bedürftigen. Ordensfrauen widmen sich der Fürsorge der Armen und Kranken, und Stiftsdamen stellen kunstvolle Handarbeiten her oder wissen gar Bücher zu schreiben. In ihren Gemeinschaften mag es auch Streit und Missgunst geben, aber ihre gemeinsame Aufgabe und Berufung fördert auch ihre Freundschaft und gegenseitige Achtung. Sie bedürfen der Männer Begierde nicht. So wie Ihr, Domgraf, Euch nicht nach der Ehe sehnt, sondern Heim, Fürsorge und Aufgabe im Domstift findet.«

    »Ja, sicher. Es gibt solch fromme Frauen.«
    »Ihr glaubt, das

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