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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sei eine Ausnahme, die nur in Klöstern und Konventen zu finden ist? Aber bedenkt auch, unzählige Frauen führen eine gute Ehe. Wenn zwischen Mann und Weib eine Freundschaft besteht, wenn sie gemeinsam ihre Ziele verfolgen, für ihren Unterhalt und den ihrer Kinder arbeiten, ihr Haus bestellen und den immerwährenden Plagen und Problemen zusammen begegnen, jeder nach seiner Art, dann spielt Lüsternheit keine Rolle. Dann erwächst in vielen Fällen auch Liebe aus dieser Gemeinschaft, Vertrauen, Pflichtgefühl, Heimlichkeit und gegenseitiger Trost.«
    »Ja, Ihr habt recht, es gibt solche Paare. Ich habe in meiner Wut falsche Verallgemeinerung betrieben. Nur - Margarethe scheint weder in der Ehe noch in der klösterlichen Gemeinschaft all diese Dinge gefunden zu haben. Aber, Allmächtiger, muss sie sich deswegen zur Hure machen?«
    »Sie macht sich nicht zur Hure, Gottfried. Huren betreiben ein Geschäft. Sie geben ihren Körper für Geld oder Gaben an Männer, die die Befriedigung ihrer Triebe wünschen. Beide Seiten wissen, was sie tun und warum. Huren verlangen keine Gefühle von ihren Freiern.«
    »Himmel, ich ahne, worauf Ihr hinauswollt.«
    »Ja, und ich vermute, dass Ihr bestätigen könnt, was ich mir auf Eure Schwester bezogen denke. Sie war Burgherrin von Langel, Weib eines ruhmbedeckten Ritters, und ich habe sie nie anders als prachtvoll aufgeputzt gesehen. Gäste aber, vor allem Frauen, hielten sie für hochnäsig und wollten nicht mit ihr verkehren. Sie legte auch keinen Wert auf weibliche Gesellschaft, Männer jedoch waren ihr immer willkommen. Wenn Ihr mich fragt, so hat sie die Welt nie verstanden. Sie glaubt, dass Männer lediglich den weiblichen Körper lieben, ausschließlich den Gesetzen der Fleischeslust gehorchen und, wenn diese erfüllt wird, sich den Weiberwünschen beugen. So muss sie glauben, dass ihre Macht darin besteht, die Männer mit ihren Reizen zu
locken und sie damit zu fesseln. Minne hat viele Seiten, das aber ist eine ihrer ärgsten.«
    »Ich beginne zu verstehen. Ja, die Macht der Frauen - Eure Lieder sprechen davon. Aber es ist immer die darin besungene Macht der Sinnlichkeit.«
    »Weshalb die Zeit der Minnesänger dem Ende zugeht. Die höfischen Dichter, Gottfried, verherrlichten diese eine Form der Frauenmacht. Aber die Welt ist größer; sie umfasst viel mehr als nur Rittersaal und Kemenaten. Und die Macht der Frauen liegt nicht nur in ihrem Schoß, sondern auch in ihrem Kopf und ihren Herzen. Doch Eure Schwester hat sich, wie mir scheint, ausschließlich für die erste Form entschieden.«
    »So ist es immer gewesen.« Der Domgraf fuhr mit der Hand über den Rand des kupfernen Braukessels. »Immer schon. Ich sollte Euch wohl erklären, wie es dazu kam. Ja, ich verstehe es jetzt sogar besser. Sie ist fünf Jahre jünger als ich, und sie war ein hübsches Kind. Meine Mutter liebte sie, ließ ihr schöne Gewänder anfertigen und flocht ihr Blumen und Seidenbänder ins Haar. Doch sie starb, als meine Schwester neun Jahre alt war. Margarethe war ein verzogenes kleines Mädchen, das bei jedem um Gefallen und Aufmerksamkeit buhlte.«
    »Und beides bei den Männern fand?«
    »Ich fürchte, ja.« Gottfrieds Stimme wollte beinahe versagen, aber er fügte heiser hinzu: »Ich erwischte sie im Bett meines älteren Bruders.«
    Inzest, eine todeswürdige Sünde.
    »Ich habe ihn zur Rede gestellt, Hardo. Und ich wollte ihm nicht glauben, als er mir gestand, sie habe ihn verführt. Aber dann häuften sich die Vorfälle. Und eines Tages wurde sie krank.«
    »Fehlgeburt?«
    »Wahrscheinlich herbeigeführt.«
    »So hat Euer Vater die Schande vertuscht und sie dann schnellstmöglich verheiratet.«

    »So war es, und ich hoffte für sie, dass sie in der Ehe Frieden finden würde.«
    »Den aber fand sie nur kurz, nicht wahr? Eberhart von Langel war oft auf Reisen. Er folgte immer überaus willig den Kreuzzügen Wilhelms und zog auch in den Krieg gegen Brabant mit ihm. In Friedenszeiten beteiligte er sich häufig an Turnieren.«
    Ich erinnerte mich, dass Eberhart mit den Jahren immer mehr abwesend als in der Burg gewesen war. Der Domgraf hatte das vermutlich auch erfahren.
    »In den ersten Jahren nahm er sie auf die Turniere noch mit, später nicht mehr. Warum auch immer. Sie klagte einst darüber bei mir und auch über seine Kälte.«
    »Ihm wird ihr beständiger Wunsch nach Bewunderung und Aufmerksamkeit lästig geworden sein. Wenn er hier war, gab und besuchte er mit ihr Feste: Jagdgesellschaften,

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