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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Alkoven hochführte, und Engelin zog einen Schemel herbei.
    »Ich habe Unrecht getan, Heilige Mutter Gottes, ich habe ein so großes Unrecht getan. Es zerfrisst mich schon seit Jahren, edle Jungfern. Und doch konnte ich es niemandem sagen. Aber heute wird der Herr Gericht halten, und dann wird es herauskommen.«
    Engelin streichelte Idas Arm. Die Angst und die Aufregung also waren es gewesen, die zu dem Unfall mit dem Fleischerbeil geführt hatten. Die Neugier hüpfte wie ein grünes Fröschlein in ihrer Brust auf und ab.
    »Es hat etwas mit Hardo zu tun, nicht wahr, Ida?«

    »Ja, mit ihm.« Sie wischte sich mit der verbundenen Hand über die Augen und stöhnte leise. »Ich muss mich aufsetzen.«
    Casta und Engelin halfen ihr und richteten zwei Polsterkissen zum Anlehnen im Bett auf.
    »Danke. Ihr seid so gütig, edle Jungfern.«
    »Das werden wir sehen. Nun, was war Euer Unrecht Hardo gegenüber? Es kann doch so furchtbar nicht sein, denn er spricht sehr freundlich von Euch.«
    »Er wird nicht mehr freundlich sein, wenn er erst weiß, was ich getan habe. Hört mir zu. Damals, als der Burgherr gestorben ist, da haben Hardos Mutter Gina und ich den Leichnam gewaschen und in sein Totenhemd gekleidet. Ich weiß nicht, edle Jungfern - habt Ihr schon einmal mit Toten zu tun gehabt?«
    »Ich habe noch nie einen Verstorbenen zurechtgemacht, aber in meiner Familie gab es schon mehrere Todesfälle«, sagte Casta.
    »Ja, bei uns auch. Ich habe auch schon einmal Totenwache gehalten, bei meiner Großmutter.«
    »Da waren sie also schon aufgebahrt. Dann wisst ihr vermutlich wenig über das seltsame Verhalten der Toten. Es ist nämlich so, dass ein Mensch, wenn er gestorben ist, nach einer Weile erstarrt. Das dauert ungefähr einen halben Tag und hält ebenso lange an.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, murmelte Engelin. Es schauderte sie etwas.
    »Der Burgherr, er war vollkommen starr, als sie ihn in sein Gemach brachten. Dabei hatte der Cuntz doch gesagt, er sei an diesem Morgen erstochen worden. Aber das konnte nicht sein. Er musste schon wenigstens einen halben Tag zuvor gestorben sein.«
    Engelin zog scharf die Luft ein, Casta hörte mit weit aufgerissenen Augen zu.
    »Also wusstet Ihr, dass Cuntz gelogen hatte, Ida?«
    »Ja, Jungfer Engelin. Und Gina muss es auch gewusst
haben. Es war oft unsere Aufgabe, die Toten herzurichten, wisst Ihr? Die Totenwäscherin im Dorf ist ein … sehr unangenehmes Weib.«
    »Ihr habt es gewusst und Herrn Ulrich nichts davon gesagt?«, fragte jetzt auch Casta.
    Ida nickte stumm.
    »Ihr hättet Hardos Vater retten können«, flüsterte Engelin.
    Wieder nickte Ida nur.
    »Warum habt Ihr geschwiegen?«
    »Weil … edles Fräulein, weil ich Angst hatte.«
    »Aber Herr Ulrich ist kein grausamer Mann, Ida. Er hätte Euch nicht geschadet.«
    »Nein. Aber ich wusste … o Heilige Mutter Gottes, steh mir bei … Fräulein Casta, es ist so schrecklich.«
    »Dass Ihr mir sagen wollt, was meine Mutter getan hat?«
    Ida biss sich auf die Knöchel ihrer gesunden Hand, und Engelin zog sie ihr vom Mund fort.
    »Wir wissen, dass die Äbtissin Unzucht getrieben hat. Und es noch immer tut.«
    »Aber mit meinem Mann, mit Sigmund. Ich bin doch nicht blind gewesen.«
    Ida schluchzte wieder trocken. »Nein, das wart Ihr sicher nicht. Deshalb habt Ihr auch den Verdacht gehabt, dass Sigmund den Burgherrn deswegen getötet hat.«
    »Ja, das habe ich geglaubt. Aber wenn ich das dem Herrn Ritter gesagt hätte … Der Sigmund hätte mich totgeschlagen.«
    Casta und Engelin sahen sich an. Sie wussten beide, dass Idas Angst berechtigt gewesen war. Engelin schüttelte den Kopf und zog den letzten Schluss aus ihren Erkenntnissen: »Und als der Vogt Hardo letzten Samstag erkannte, wusste er, dass seine Tat ruchbar geworden ist, und stürzte sich vom Turm.«

    »Ja, so denke ich«, sagte Ida heiser. »Und ich möchte am liebsten auch sterben.«
    »Nein, Ida. Das wäre die größte Sünde, die Ihr begehen könntet. Nun fasst Euch. Ihr werdet es heute Nachmittag sagen und Eure Strafe dafür auf Euch nehmen müssen. Aber Ihr habt nicht alleine geschwiegen. Was mich wirklich entsetzt, ist, dass Hardos Mutter es ebenfalls getan hat.«
    »Ich glaube, der Kaplan hat es auch gewusst«, flüsterte Ida.
    »Den«, knurrte Casta, »überlassen wir den Männern. Wir kümmern uns jetzt um ein heißes Bad für Loretta.«
    »Was hat die edle Frau getan?«, wollte Ida wissen und richtete sich ein wenig auf.
    »Sie wird uns verraten müssen, was

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