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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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geblendet.«

    »Lucas von Roide, Euren Neffen, kann man sehr wohl einen Trottel nennen, aber nur weil er auf einen ausgestopften Lederbalg in meinem Bett hereingefallen ist, möchte ich ihn nicht als verhext bezeichnen.«
    »Du und diese Schlampe, ihr seid Idioten!«, kreischte Humbert den völlig erstarrten Höfling an und zerrte an den Wachen, die ihn mühsam festhielten. Lucas sprang von seinem Platz auf und versuchte, aus dem Saal zu flüchten. Dabei musste er an meiner Herrin vorbei, und sie stellte ihm ihren Fuß in den Weg. Die Wachen hatten leichtes Spiel damit, ihn aufzuklauben und ebenfalls zu binden.
    »Selbst die Armbrust habt Ihr verhext, mit der der Sigmund Euch erschießen sollte, Bannsänger, der Ihr seid. Er hat Euch ebenso gehasst, Bastardsohn, und war ein treffsicherer Schütze.«
    Also auf sein Geheiß hatte der Vogt mich umbringen wollen. Ich hätte draufkommen können.
    Der Gelehrte heulte weiter apokalyptische Flüche über uns, und ich bat Ulrich, dem ein Ende zu bereiten.
    »Knebelt ihn!«, befahl er.
    Vier Mann mussten den Tobenden halten und knebeln.
    Dann nahm der Ritter die Glocke auf und läutete lange und herrisch damit, bis wieder Stille eintrat.
    »Ich habe Antworten auf meine Fragen erhalten und Hardo von Langel ebenfalls. Wir werden uns beraten, welche Urteile zu fällen sind. Doch ich habe aus meinem ersten, falschen Schuldspruch gelernt, und daher bin ich bereit, denjenigen zuzuhören, die für einen der Schuldigen sprechen wollen. Ihr findet mich und Hardo von Langel in meinem Gemach.«
    Wir erhoben uns und verließen den Saal. Den Kasten mit dem Eisenbrocken nahm ich mit.
    »Herr?«, fragte Dietrich.
    »Bleibt ihr drei hier und achtet auf Zucht und Ordnung.«
    Ismael nickte, Puckl ebenfalls.

Fürsprachen
    »Sancta Maria, was für eine Schlangengrube habe ich da aufgemacht.«
    »Einen kranken Geist geweckt, Ulrich.« Wir setzten uns auf die Sessel an der Fensternische. »Humbert muss schon immer besessen gewesen sein von diesem Stern oder Stein. Mir war bis heute nicht klar, dass er es war, der meinen Eltern die Sterne zu meiner Geburt gedeutet hat. Ich war so ein dummer Tor; was wusste ich schon von Horoskopen und Planetenkräften? Ich sah nachts zum Sternenhimmel auf und erfreute mich an ihrem Leuchten. Ein Sternenzelt, der Himmel ein Gewölbe über mir, durch das das göttliche Licht der fernen Sphären glitzerte. Manchmal, um die Zeit, wenn der Tag meiner Geburt sich jährte, beobachtete ich die Sternschnuppen, doch sie ängstigten mich bald nicht mehr, und ich glaubte Eberharts Erklärung. Ich vertraute Sonne und Mond, die ihre gleichmäßige Bahn zogen, aber mehr erkannte ich nicht dahinter. Von Wandelsternen hörte ich erst auf meinen Reisen.«
    »Und heute?«
    »Heute?« Ich lachte auf. »Heute hege ich ketzerische Gedanken, wenn ich zum Himmel aufschaue, Ulrich. Wie sehr die eigenen Vorstellungen einen doch leiten können … Die Alten haben mehr über die Gestirne gewusst als alle unsere Astrologen heute zusammen. Nicht dass ich ihre Philosophien und Berechnungen nachvollziehen könnte, doch die Vorstellung eines unendlichen Raumes, der die Erde umgibt, gefällt mir. Sie weckt eine zauberhafte Demut in mir und bringt mich und meine Sorgen wieder zurück auf das richtige Maß.«
    »Woher habt Ihr diese Kenntnisse?«
    »Alexandria beherbergt viele kluge Männer, und das Wissen der römischen und griechischen Weisen ist dort nicht verloren gegangen.«
    »Ja, so sagt man. Ich habe mir nie besondere Gedanken dazu gemacht«, brummelte Ulrich. »Sterne, Sonne und
Mond sind Zeitgeber und Wegweiser und überaus nützlich, wenn man sie sieht.«
    »Ja, das sind sie auch, und die Seefahrer singen ein hohes Loblied auf sie.«
    Es klopfte an der Tür, und auf Ulrichs Aufforderung, einzutreten, kam Jonata in das Gemach. Sie sah entsetzlich aus, aber Tränen hatte sie nicht vergossen.
    »Setzt Euch, Jonata«, sagte Ulrich und wies auf den Sessel vor uns. »Für wen wollt Ihr sprechen?«
    »Ihr Herren, ich weiß, dass Cuntz Unrecht begangen hat. Unsägliches Unrecht und mehr als das, dessen Ihr ihn angeklagt habt. Aber er ist mein Mann.«
    »Das ist er vor Gott und den Menschen.«
    »Er wird zum Tode verurteilt werden.«
    »Das wird er.«
    Ihre Schultern sackten nach unten.
    »Ich habe vier Kinder, und ein fünftes erwarte ich. Was wird nur aus mir, wenn er nicht mehr ist? Wenn er als Verbrecher verurteilt und hingerichtet wird? Ich habe kein Heim mehr und kein Gut und Geld, um meine

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