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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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wohnte der Lautenbauer unter dem Schutz des Herrn Godard von Drachenfels. Um jedoch, sollte er dem Ungeheuer begegnen, gewappnet zu sein, stahl er von einem Haus die Axt, die dort unbeaufsichtigt in einem Hackklotz steckte, und befestigte sie an seinem Gürtel.
    Die ersten Meilen waren zwar beschwerlich, denn nur ein schmaler Weg führte beständig bergan, aber das Tal war lieblich, und die jung belaubten Bäume ließen die Strahlen der Frühlingssonne noch den blumenbesternten Boden küssen. Hier und da gab ein Felsvorsprung den Blick über den Strom und das weite Land frei, das sich dahinter erstreckte. Doch mehr noch entzückten den Wanderer die bewaldeten Hänge, denn zwischen dunkelgrünem Tann und lichtgrünen Buchen erhoben sich anmutig und stolz die weiß blühenden wilden Kirschen wie Jungfrauen in weißen Schleiergewändern. Immer wieder blieb er stehen und nahm die Bilder in sich auf, und in seinem verzückten Geist formten sie sich zu Worten und Versen.
    Er kam nur langsam voran, und je weiter der Tag vorwärtsschritt, desto wärmer wurde die Luft, und kaum ein Windhauch raschelte in den Blättern. Der Jüngling legte eine Rast ein, kramte aus seinem Bündel ein paar altbackene Wecken hervor und verzehrte sie. Dann schlief er ermattet ein.
    Die köstlichste Musik, die er je gehört hatte, weckte ihn in der Dämmerung. Allüberall in den Büschen und Bäumen lockten, sangen, flöteten und schluchzten die Nachtigallen. Wie verzaubert setzte er sich auf und lauschte hingerissen und füllte seine Seele mit ihren Liedern.
    Stunde um Stunde hörte er ihnen zu, bis auch sie verstummten,
doch kaum hatte er in der Mitte der Nacht die Augen zugetan, da wurde er von den ersten Morgensängern aus dem Schlaf gelockt. Rotkehlchen und Zaunkönige tschilpten und zwitscherten um ihn herum, Amseln sangen ihre langen Strophen, der Kuckuck schmetterte seinen Ruf dazwischen, Meisen und Finken begrüßten lautstark den Sonnenaufgang.
    Zwar war der Jüngling hungrig, doch reichte es ihm, sich aus einem klaren Bach Wasser zu schöpfen. Dann schnitt er von einem Holunderbusch einen trockenen Ast ab, und mit Geduld und großer Kunstfertigkeit schnitzte er sich aus dem hohlen Zweig eine Flöte. Den ganzen Tag übte er damit, und als die Dämmerung hereinbrach, war er in der Lage, einfache Tonläufe zu spielen, wie die Vögel sie ihm vorsangen.
    Darüber hatte er nicht bemerkt, dass die Luft immer stickiger wurde und sich am Himmel dicke, schwarze Wolkenberge auftürmten. Er schlummerte in der Dämmerung ein, in der Hoffnung, dass die Nachtigallen ihn wieder wecken würden.
    Doch als er diesmal aus seinen Träumen geholt wurde, war es nicht ihr lieblicher Gesang, sondern ein dumpfes Grollen.
     
    Hier machte ich eine Pause, denn von oben auf der Galerie erklang ein leises Donnern. Ismael! Der Bursche hatte ein Talent, unseren Vortrag dramatisch zu gestalten. Ich hatte mir schon so etwas gedacht, als er mich gefragt hatte, welchen Teil der Geschichte ich erzählen würde. Er hatte sich offensichtlich mit allerlei Hilfsmitteln ausgerüstet. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Ich griff in die Saiten und erzeugte ebenfalls bedrohliche Klänge. Dann fuhr ich fort.
     
    Das Grollen schwoll an, und über den Baumwipfeln erschien ein geisterhaftes Leuchten. Der junge Held erinnerte sich schlagartig an den Lindwurm, der irgendwo hier
im Gebirge hauste, und eine Welle von Angst durchflutete ihn. Er sah sich mit ängstlichen Augen nach einem Fluchtweg um. Richtig, hier führte ein schmaler Aufstieg zwischen alten Baumriesen und Felsbrocken nach oben. Er warf sich sein Bündel über, lockerte die Axt in seinem Gürtel und erklomm den Pfad. Doch wieder ertönte das tiefe Grollen in der bewegungslosen, schwülen Luft. War der Lindwurm erwacht? Näherte er sich mit mächtigen Schritten, die den Boden erzittern ließen?
    Geduckt verweilte der Jüngling an einem moosbewachsenen Stein.
    Ein Feuerstrahl entflammte den nachtschwarzen Himmel.
    Bebend biss er sich auf die Knöchel seiner Hand.
    Das Grollen wurde lauter, näherte sich!
     
    Das Grollen von der Galerie wurde ebenfalls bedrohlicher, und ich sah Dietrich die Wände entlanghuschen und die Fackeln löschen. Nun denn!
     
    Groß war der Lindwurm, sagte man, haushoch, wenn er sich aufrichtete. Und sein Atem versengte ausgewachsene Bäume. Der junge Bursche vermeinte den Feuerhauch schon zu verspüren, denn Flammen entzündeten das sternlose Firmament. Er fasste an die Reliquie an seinem Hals und

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