Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
anzugehen«, giftete sie, drehte sich um und rauschte kochend aus dem Rittersaal.
    »Ein leidenschaftliches Weib, die Frau Äbtissin«, meinte Ulrich und verfolgte ihren Abgang.
    »O ja, voll Glut und Ungestüm.«
    »Hat sie einen Grund, Eure Enthüllungen zu fürchten?«
    »Ja.«
    Ulrichs schmallippiges Lächeln entlockte mir nur ein Kopfschütteln.
    »Nein, mehr erzähle ich Euch jetzt nicht.«
    »Dann werde ich mich mit Geduld wappnen müssen. Unsere jugendlichen Begleiter haben sich übrigens auf Abenteuerfahrt begeben und untersuchen das Verlies unter dem Bergfried auf einen Geheimgang.«
    »Ismael und Dietrich?«
    »Und Sebastian, den sie Puckl nennen. Ein kluger Bursche übrigens und geschickt mit den Zahlen. Ich habe ihnen die Erlaubnis erteilt, sich den Kerker anzusehen. Werden sie einen Geheimgang finden?«
    »Nein.«
    »Hardo?«
    Ich lächelte. Gut, er hatte ein Recht darauf, es zu wissen.
    »Dort nicht. Aber es gibt einen.«
    »Das dachte ich mir. Durch den seid Ihr damals entkommen, als ich zur Burg kam.«
    »Richtig.«
    »Wer weiß alles davon?«
    »Sigmund, Jonata, Eberharts Bruder, der Gelehrte und möglicherweise der Kaplan.«
    »Und andere, außerhalb der Burg?«
    »Vielleicht, aber ich glaube es nicht, dass ihn jemand in den Jahren, die ich fort war, benutzt hat. Der Eingang im Lindenhain war unberührt, als ich vorbeikam, das Gitter verrostet, alte Vogelnester und Spinnenweben bewohnten ihn.«

    »Es könnte aber in den letzten Tagen jemand dort hineingeschlüpft sein.«
    »Unerkannt auf den Bergfried gestiegen sein, Sigmund hinuntergestürzt haben und dann durch ebendiesen Gang wieder verschwunden sein, während sich Ismael, der Kaplan und der Gelehrte in der Kapelle aufhielten.«
    »In der Kapelle also. Von dort aus führt ein Gang nach draußen?«
    »Ja, unter dem Altar befindet sich der Einstieg. Dort, wo Ismael ihn auf Puckls Vermutung hin suchte, just als der Burgvogt fiel.«
    »Es war nur so ein Gedanke.«
    Ulrich sah zum Fenster hinaus. Der Regen hatte sich verzogen, und ein zaghafter Sonnenstrahl fiel durch die Scheiben.
    »Es ist nicht schlecht, auch Seitenwege zu verfolgen«, sagte ich, und er fragte: »Hat die Äbtissin einen Grund, Sigmund den Tod zu wünschen?«
    »Schwer zu sagen. Sie hat die Burg nach dem Tod ihres Mannes verlassen. Ob sie zehn Jahre einen inneren Groll hegte oder ob er ihr in jenen wenigen Tagen ihres Hierseins einen Grund gegeben hat, kann ich nicht beurteilen.«
    »Sie ist eine aufbrausende Frau und kräftig dazu.«
    »Ja, das ist sie. Ich werde sehen, was das scheue Novizchen zu ihrem Aufenthalt zu sagen hat. Vielleicht hat sie wirklich still in ihrer Kammer gesessen und gebetet.«
    »Ich werde mir den Pächter Cuntz vornehmen - er hat zwar die fragliche Zeit mit Loretta gebuhlt, doch er muss mir Rede und Antwort zu den Pachtabgaben stehen.«
    »Machen wir uns an die Arbeit!«
    Ich fegte die Wachsreste zusammen, stellte Böcke und Brett zurück und begab mich auf die Suche nach meinem jungen Freund, dem es sicherlich gefallen würde, Hildegunda sanft, aber unbarmherzig auszufragen. Die Novizin war kaum älter als er, sie wirkte überaus verschüchtert, aber das konnte an der erdrückenden Persönlichkeit der Äbtissin
liegen. Üblicherweise verloren sechzehnjährige Jungfern in Ismaels Gegenwart schnell ihre Zurückhaltung, fromm oder nicht.

Keusche Minne
    »Jungfer Engelin, das Schwein ist schon tot, Ihr müsst es nicht noch einmal schlachten. Wenn Ihr weiter so wütend drauflos hackt, schneidet Ihr Euch noch ins eigene Fleisch.«
    Ida wollte der Jungfer das Hackmesser aus der Hand nehmen, aber die zischte nur: »Ich pass schon auf!«
    »Haltet dennoch ein, das ist fein genug zerkleinert. Hier sind noch ein Dutzend Zwiebeln zu schälen.«
    Und dann schnüffelte Ida.
    »Fräulein Casta, die Grütze brennt an.«
    Casta griff zum Löffel und begann hektisch im Kessel zu rühren. Es spritzte heißer Brei heraus, und sie schrie auf, als er ihre Hand traf. Ida nahm ihr den Löffel ab.
    »Was ist los mit euch beiden Maiden? Ihr seid schlecht gelaunt und unaufmerksam. Habt ihr euch gestritten?«
    »Nein«, muffelte Engelin.
    »Nein«, sagte Casta und leckte sich die verbrühte Stelle an der Hand.
    »Steck die Hand in kaltes Wasser«, riet Engelin ihr und hackte jetzt mit Wucht auf die Zwiebeln ein. Die Tränen rannen ihr dabei über das Gesicht.
    »Ich glaube, meine lieben Jungfern, ihr habt für heute genug in der Küche gearbeitet. Der Regen hat aufgehört, schaut!

Weitere Kostenlose Bücher