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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie versteht.«
    »Mhm.«
    »Ja, doch. Der Cuntz zum Beispiel, der macht irgendwelche krummen Dinger. Ich hab noch nicht genau rausgefunden, wie er es macht, aber ich rieche das sozusagen an den Zahlen.«
    »Der Cuntz scheint mir eigentlich nicht sehr helle zu sein.«
    »Schlau ist er schon.« Puckl kratzte sich mit dem Federkiel in den Haaren. »Meinst du, der hat vielleicht den Sigmund vom Turm gestoßen, weil der ihm auf die Schliche gekommen ist?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein. Cuntz hat sich zu der Zeit mit Frau Loretta im Heu gesuhlt.«
    »Nein!«

    »Doch.«
    »Aber … aber …«
    »Dietrich hat sie beobachtet.«
    »Aber die Frau Loretta ist doch eine Dame von hohem Stand.«
    »Was hat denn der Stand damit zu tun? Der niederen Minne frönen sie oben wie unten.«
    Ein Anflug von Mitleid mit dem verwachsenen Secretarius streifte Ismael. Puckl betrachtete seine tintenbeklecksten Finger und murmelte: »Ich habe noch nicht viele Frauen näher kennengelernt. Ich kenn eigentlich nur meine Base Engelin. Und die würde noch nicht mal einen unkeuschen Gedanken hegen.«
    »Mhm.«
    »Nein, wirklich nicht. Und Fräulein Casta ist auch eine ehrenwerte Jungfer. Bestimmt, Ismael.«
    »Natürlich.«
    Eigentlich wollte Ismael sich mit Puckl nicht weiter in dieses gefährliche Gebiet hineinwagen, aber der junge Mann war wissbegierig.
    »Du … du hast bestimmt viele Erfahrungen mit den Weibern, nicht?«
    Eigentlich hätte er Selbstzucht beweisen und schweigen müssen, aber dieser kleine, großmäulige Teufel in ihm gewann die Schlacht.
    »Na ja, einige.«
    »Erzähl mal, wie ist das, wenn man … ich meine, wenn ein Weib … also, wie macht man das?«
    »Das kommt drauf an. Auf das Weib. Die einen mögen es so und die anderen so«, meinte Ismael unverbindlich.
    »Die Weiber sagen einem, was man machen soll?«
    »Wenn sie klug sind.«
    »Ach, Mist. Dann werd ich es wohl nie lernen. Mich nimmt ja keine.«
    Das Mitleid mit Puckl wurde größer. Ismael räusperte sich und fragte: »Hast du Geld?«

    »Ja, ein bisschen. Warum? Oh, du meinst, ich sollte zu den Huren gehen, nicht? Die machen es doch für Geld.«
    »Zum Beispiel.«
    Der arme Secretarius war über und über rot geworden.
    »Ich glaub, das trau ich mich nicht. Die lachen doch über mich.«
    »Nicht unbedingt. Es gibt auch nette unter ihnen. Weißt du was? Wenn wir hier rauskönnen, dann nehm ich dich mit in ein Frauenhaus. In Köln gibt es doch bestimmt so etwas.«
    »Das würdest du machen? Ehrlich?«
    Ismael lächelte den um zwei Jahre älteren Puckl an.
    »Mach ich.«
    »Woher weißt du … ich meine, wann hast du das erste Mal …?«
    »Mein Meister hat mich vor zwei Jahren in ein Hurenhaus mitgenommen.«
    »Oh, tatsächlich? Das würde mein Oheim nie tun.«
    »Natürlich nicht, der ist ja auch dein Oheim und ein ehrenwerter Mann.«
    »Aber Meister Hardo ist doch auch ein ehrenwerter Mann.«
    »Aber zum Glück nicht mein Oheim«, feixte Ismael. »Und jetzt suche ich den ehrenwerten Dietrich und frage ihn, ob er ebenfalls ein Auge auf den Geheimgang halten wird.«
    »O ja, der Geheimgang.«
    Ismael vermutete, dass die Aussicht auf die bevorstehenden Abenteuer den Secretarius von seinen minniglichen Gedanken ablenken würde. Aber viel Hoffnung hatte er nicht.
    Andererseits - es gab doch Schlimmeres als eine verwachsene Schulter, oder? Wunden und Narben und fehlende Gliedmaßen, die Krätze und Ausschlag und all das - und dennoch fanden auch solche Männer irgendwann ein Weib. Vielleicht nicht das schönste unter Gottes Sonne, aber möglicherweise doch ein williges.

    Wie sagte Hardo so oft? - Die Minne hat viele Seiten. Und Ismael war ihm mehr als dankbar, dass er ihn vor ihren dunkleren bewahrt hatte.

Vierter Abend
    Casta, so hatte Dietrich gesagt, sollte wieder die Harfe spielen, doch diesmal würde ich sie nicht vor dem Essen auf der Galerie aufsuchen. Die feurige Äbtissin zu reizen behagte mir zwar, aber nicht auf Kosten ihrer Tochter. Es würde andere Gelegenheiten geben.
    Nach der Unterhaltung mit den drei jungen Männern zog ich mich für eine Weile in mein Gemach zurück, in der Absicht, mir die abendliche Geschichte durch den Kopf gehen zu lassen. Nachdem ich mit meiner Zusammenstellung zufrieden war, wollte ich die passenden Lieder dazu auswählen. Doch als ich zur Laute greifen wollte, erlebte ich eine herbe Überraschung.
    Ich hasse Überraschungen.
    Und diese kam mehr als unerwartet.
    Meine Laute war verschwunden.
    »Ismael!«, rief ich in den Hof

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