Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell

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ernst. Such dir eine Schwelle und wirf die Münze, die dort erscheint – du weißt schon, so eine, wie die, die du zusammen mit deiner Einladung bekommen hast. Eine Schwelle ist keine Tür, weißt du? Es ist eher wie ein Sprungbrett, das dich auf die andere Seite katapultiert. Wo auch immer das Zeichen des Rades auftaucht, dort befindet sich eine Schwelle. Das Arkanum verteilt sie willkürlich; die Ritter müssen sie finden und ihre Karten spielen.« Er hob die rechte Hand, mit der Handfläche ihr entgegen, und sie sah, dass auch er das blasse runde Rad mit den vier Speichen trug. »Das hier wird aktiviert, wenn du dich in der Nähe einer Schwelle befindest. Fast so wie ein Kompass.«
    Cat starrte auf ihre Handfläche und dachte daran, wie sie gebrannt hatte, als sie das Geländer umklammert und in eine Welt geschaut hatte, die es eigentlich nicht geben dürfte. Frustriert schüttelte sie den Kopf.
    »Aber als ich diesem Ritter begegnet bin, dem, der durch Soho gejagt wurde, war ich nicht im Arkanum – das ist unmöglich. Und er auch nicht.«
    »Du hast ihn das erste Mal in der U-Bahn gesehen, richtig? Nun, wahrscheinlich war dort irgendwo eine Schwelle ins Arkanum. Ich vermute, dass der Ritter erkannte, was die Zehn der Schwerter mit ihm vorhatte, als er ins Arkanum eintrat. Dann hat ihn der Mut verlassen und er ist wieder zurückgekehrt. Aber es war zu spät, und die Buben der Schwerter sind ihm gefolgt. Wenn man
einmal seine Karte ausgespielt hat, muss man den Zug beenden. Dafür sorgen schon die Buben.«
    »Also ich fand, dass sie wie richtige Gangster aussahen. «
    Toby machte ein ernstes Gesicht. »Buben sind Spieler, die versucht haben zu betrügen. Vielleicht haben sie Außenseiter mit ins Spiel gezogen oder wollten andere Spieler sabotieren, die Lotterie manipulieren oder etwas in der Art. Sie werden bestraft, indem man sie verpflichtet, den Königen und Königinnen zu dienen. Ich glaube, sie dürfen das Arkanum überhaupt nicht verlassen, es sei denn, das Spiel erfordert es. Aber keine Sorge, Buben kümmern sich nicht um Joker. Das tut niemand.«
    Cat runzelte die Stirn. Sie beschloss, ihm zu vertrauen – eine andere Wahl hatte sie wohl nicht –, aber ihr Gehirn drohte, unter der Erkenntnis des Unfassbaren zu platzen. »Wusstest du von Anfang an, dass ich einer von diesen Joker-Typen bin? Ich meine, als du mich während der Lotterie angesprochen hast.«
    »Irgendwie schon. Ich bin kurz nach dir im Temple House angekommen. Ich habe gesehen, wie du deine Einladung abgegeben hast – die Karte mit dem Narren –, habe dich aber gleich wieder aus den Augen verloren. Du weißt ja, dass man sich leicht in dem Haus verlaufen kann.«
    »Du scheinst mir ja ein echter Experte zu sein.«
    »Bin ich nicht«, sagte er ernst. »Ich bin ein absoluter Amateur und versuche nur, hier und da etwas aufzuschnappen. Deshalb finde ich es ja so toll, dass wir uns
kennengelernt haben. Joker sind echt selten, aber jetzt sind wir zu zweit …«
    Sie lachte säuerlich. »Wenn du glaubst, dass ich mich noch weiter in die Sache hineinziehen lasse, dann bist du noch verrückter als diese königlichen Karten-Hoheiten.«
    »Was?« Toby war fassungslos. »Hör zu, mir ist klar, dass du womöglich immer noch unter Schock stehst und das alles, aber du musst dem Arkanum wirklich eine Chance geben. Du musst dir das mit eigenen Augen anschauen. Es gibt so viel, was ich dir nicht einmal ansatzweise erklären kann.«
    »Magie? Mysterien? Abenteuer?«
    »Genau.« Toby schien den Sarkasmus in ihrer Stimme nicht bemerkt zu haben. Seine Wangen waren gerötet, und seine Augen strahlten. Sein Atem ging hastig und begeistert und bildete zahlreiche kleine Wölkchen in der frostigen Luft. »Joker müssen nicht wie Ritter irgendwelche Karten ausspielen und auch keinem Hof dienen, wie die Buben. Wir sind unsere eigenen Herren. Wir können kommen und gehen, wie es uns gefällt.«
    »Nun, mir gefällt es nicht. Tut mir leid.«
    »Du willst also so tun, als ob nichts passiert wäre? Du willst einfach weggehen?«
    Cat schaute ihn kühl an. »Warum nicht? Das Ganze hat nichts mit mir zu tun.«
    Ausnahmsweise scharrte Toby einmal nicht mit den Füßen und zappelte auch sonst nicht herum, sondern starrte ihr nur fest in die Augen und sagte: »Das ist ein Haufen Scheiße, und das weißt du auch.« Sie machte den
Mund auf, wollte widersprechen, aber Toby wischte ihren unausgesprochenen Einwand beiseite. »Die Menschen finden aus einem bestimmten Grund ihren Weg