Das Spiel des Schicksals
ins Arkanum, Cat. Du hast dich entschieden, dabei zu sein. Du bist dem Ritter der Stäbe gefolgt. Du warst bei der Lotterie dabei. Du hast Fragen gestellt. Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du im Dark Portal nach der Enzyklopädie von Mittelerde gesucht hast, oder? Ich glaube nämlich nicht, dass du dich da wirklich raushalten willst.«
»Tja, also wenn ich gewusst hätte, in was ich da hineingerate, hätte ich mich schon viel früher rausgehalten.«
»Tatsächlich? Kannst du mir in die Augen sehen und mir sagen, dass das nicht die erstaunlichste Sache ist, die dir je im Leben passiert ist? Die erstaunlichste Sache, die dir je passieren wird?«
»Das ist nicht der Punkt«, sagte sie, aber ihre Stimme geriet ins Wanken.
Tobys Gesicht leuchtete vor missionarischem Eifer. »Ich will es dir beweisen. Komm mit mir ins Arkanum. Ein kurzer Trip. Rein und raus. Und wenn du danach immer noch nichts damit zu tun haben willst, lasse ich dich in Ruhe. Ich schwöre es.«
Eine lange Pause folgte. »Ich denke darüber nach«, sagte Cat, drehte sich um und ging davon.
KAPITEL 5
Es war noch früh am Nachmittag, als Cat nach Hause kam. Sie war sich sicher, dass sie zu aufgedreht war, um auch nur eine Minute lang stillzusitzen. Aber in dem Augenblick, in dem sich die Tür zu ihrem winzigen Zimmer hinter ihr schloss, sank sie auf ihr Bett und mitten hinein in einen traumlosen Schlaf. Als sie aufwachte, benommen und orientierungslos, sah sie, dass sie fast sechs Stunden geschlafen hatte.
Dem Lärm nach zu urteilen, war draußen die übliche Samstagsparty bereits in vollem Gang: Musik hämmerte, Motoren dröhnten, Pfiffe schrillten, und Gelächter stieg von der Straße zu ihr empor. Eine Minute lag sie schläfrig da, und es war ihr, als ob sie immer noch die alte Cat war, die Cat von früher. Aber das Gefühl war nur von kurzer Dauer. Die Erkenntnis durchzuckte sie, und sie setzte sich atemlos auf.
»Also schön«, sagte sie laut. »Es wird Zeit, dass ich meinen Zug mache.«
Sie war sich nicht sicher, wie und wann sie diesen Entschluss gefasst hatte, aber sie begrüßte ihn mit einem Gefühl
der Erleichterung. Die Wundersame Welt des Tarot, Tobys Geschenk, lugte unter ihrem Bett hervor, und sie verpasste dem Buch einen verächtlichen Tritt. Verdammter Toby. Sie brauchte kein Kindermädchen; sie musste ihre Entscheidungen selbst treffen, und zu ihren eigenen Bedingungen.
Ich mache es ganz kurz, versprach sie sich selbst. Rein und raus. Neue Energie durchströmte sie, und im Badezimmer merkte sie, dass sie einen Song summte, der kürzlich die Charts gestürmt hatte. Sie grinste vor sich hin, während sie im Schrank herumkramte. Was sollte sie mitnehmen? Das Übliche? Portemonnaie, Schlüssel, Ausweis, Handy? Herrgott, das Ganze war total abgedreht … »Verrückt, verrückt, verrückt«, sang sie vor sich hin, als sie aus der Wohnung auf die Straße eilte.
Aber nachdem sie eine halbe Stunde lang herumgewandert war, ließ sie ihre neu entdeckte Tollkühnheit im Stich. Sie schaute immer wieder auf ihre Handfläche, aber die Haut war makellos. Sie fühlte sich betrogen. Wenn die Schwellen beweglich waren, wie Toby behauptet hatte, konnte es gut sein, dass es in diesem Teil der Stadt überhaupt keinen Zugang zum Arkanum gab. Es wäre am sinnvollsten, es wieder am Temple House zu versuchen, aber die Erinnerung an den Ring aus Feuer erfüllte sie mit Schrecken.
Dann, endlich, fühlte sie es. Das Kribbeln in ihrer Hand, in dem Augenblick, in dem sie sich Seven Dials näherte, einer kleinen Kreuzung zwischen Covent Garden und Soho. Die Straßen, die von der Kreuzung wegführten,
waren belebt und hell erleuchtet, und an der Säule in der Mitte hatten sich etliche Nachtschwärmer mit Getränkedosen in der Hand und Handys an den Ohren versammelt. Mit klopfendem Herzen ging sie zur Säule. Es war eigentlich eine Sonnenuhr, etwa viereinhalb Meter hoch, auf einem kreisrunden Fundament mit flachen Stufen. Ein wenig oberhalb des Fundaments sah sie das Zeichen des Rades, etwa acht Zentimeter im Durchmesser, das jemand in den Steinsockel geritzt hatte. Und was nun? Toby hatte gesagt, dass eine Münze »auftauchen« würde, aber das einzige Geldstück, das sie sah, war ein Penny, der neben einer alten Kinokarte lag. Mit dem Gefühl, sich zum Narren zu machen, warf sie die Münze in die Luft und wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als nichts passierte.
Cat betrachtete wieder das eingeritzte Rad. Je näher
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