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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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beschleunigte ihre Schritte, sodass es so aussah, als gehörten sie nicht zusammen. Sie konnte sich gar nicht mehr erklären, warum sie sich auf Floras blöde Einladung eingelassen hatte. Ich bin selbst schuld, dachte sie ärgerlich.
Ich hätte von Anfang an die Finger von diesen Leuten lassen sollen. Vermutlich hätte ich das meiste auch allein herausgefunden. Jetzt habe ich sie am Hals. Miss Hochnäsig und den zappeligen Nervtöter.
    Ihre Stimmung besserte sich nicht, als sie Floras Haus erreichten, einen riesigen, mit Säulen verzierten Kasten am Rande eines der vornehmsten Parks in London. Es war die Art von Straße, in der sogar die Abgase nach Geld stanken.
    Die Tür wurde von einer blonden Frau in einem seidenen Morgenmantel geöffnet. Sie hob fragend eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen.
    »Ja?«
    »Wir wollen zu Flora.«
    »Seid ihr sicher?« Die Frau betrachtete sie mit leicht zusammengekniffenen Augen von oben bis unten.
    »Mami! «, ertönte Floras Stimme aus der Eingangshalle dahinter. »Schon gut. Ich erwarte die beiden.«
    Das elegante Achselzucken von Floras Mutter ließ die Eiswürfel in ihrem Glas leise klirrend erbeben. Dann setzte sie ein geübtes Lächeln auf. »Wunderbar, Liebling. Du weißt doch, wie gerne ich deine Freunde kennenlerne. Bitte entschuldigt, dass ich noch so nachlässig gekleidet bin; ich bin ein bisschen spät dran, wie üblich. Ich könnte schwören, dass die Partys von Jahr zu Jahr anstrengender werden.«
    Sie lachte ein bisschen zu laut und hob ihr Glas, wie um ihnen zuzuprosten. Cat musste an Flora im Garten des Temple House denken, an die liebenswürdigen Nichtigkeiten,
die sie von sich gegeben hatte und die vor Sarkasmus nur so getrieft hatten.
    »Wir gehen in mein Zimmer. Viel Spaß bei den Avoncourts. « Eilig scheuchte Flora ihre Gäste die Treppe hinauf. Cat, deren Füße in dickem Teppich einsanken, bekam nur einen flüchtigen Eindruck vom Rest des Hauses, das in den unterschiedlichsten Schattierungen von seidigem, schimmerndem oder glänzendem Weiß eingerichtet zu sein schien. Alles war weiß – und teuer.
    In Floras Zimmer setzte sich das Weiße fort. Auf dem Bett lag eine zarte, durchsichtige Tagesdecke, und in dem Kamin aus weißem Marmor flackerte ein Gasfeuer. An der Magnetwand über ihrem Schreibtisch hingen unzählige Schnappschüsse von Flora und ihren Freunden auf Partys, Skipisten, bei Stadtbummeln oder Ausflügen aufs Land. Eine abendliche Brise bauschte die Vorhänge vor dem Fenster auf, das auf den Garten und den Park dahinter hinausging.
    Ihre Gastgeberin hockte sich auf die Bettkante und umarmte ein Kissen. »Oh«, sagte sie, »das hätte ich fast vergessen: Wollt ihr etwas essen oder trinken?«
    »Warum, klingelst du dann nach dem Dienstmädchen? «, fragte Toby spöttisch.
    »Wir nennen sie nicht so. Mina gehört fast zur Familie.«
    Cat wandte sich vom Fenster ab. »Toby denkt, du bist die Schöne.«
    »Wie bitte?«
    »Du weißt schon, die von den Helden immer gerettet
wird. Du bist der glamouröse blonde Cheerleader-Typ, Toby ist der Tollpatsch und ich bin der Goth.«
    »Das war doch bloß ein Witz!«, sagte Toby und errötete. »Das musst du doch jetzt nicht breittreten.«
    »Aber der Witz war gar nicht so abwegig. Von Anfang an hast du uns klargemacht, Flora, dass du nichts mit uns zu tun haben willst. Nicht mit mir, nicht mit Toby, mit niemandem. Und jetzt berufst du dieses Treffen ein. Was ist passiert?«
    »Na ja, ihr müsst ja nicht gleich ein Drama daraus machen«, erwiderte Flora leichthin und spielte mit einer Haarsträhne. »Ich bin nur über etwas gestolpert, von dem ich denke, dass ihr beide es wissen solltet. Ob ihr die Sache weiterverfolgt, müsst ihr selbst entscheiden.«
    »Und was ist das?«
    »Etwas, das ich gefunden habe … Nein, eigentlich bin ich wirklich darübergestolpert, und zwar in diesem entsetzlichen Tunnel unter der Brücke. Als wir nach der Schwelle gesucht haben.«
    Cat schaute zu, wie Flora aufstand, zu ihrer Frisierkommode ging, aus einer Schublade einen silbernen Schlüssel nahm und ihn Toby reichte. Der Schlüssel war glatt und schmal, und auf dem Griff war das Bild eines Kreises zu sehen, der ein Oval umschloss.
    »Das ist eine Null! Das gibt’s doch gar nicht!« Toby wandte sich zu Cat. »Das ist die Zahl für uns Joker«, erklärte er, »denn der Narr steht außerhalb der Reihe der Trümpfe. Weißt du, wozu der Schlüssel gehört, Flora?«
    »Ich bin nicht sicher.« Sie zögerte. »Aber … im

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