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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Temple
House gibt es eine Tür, die immer verschlossen ist. Ich habe den Schlüssel dort noch nicht ausprobiert. Ich wollte euch erst davon erzählen.«
    Cat runzelte die Stirn. »Und warum?«
    »Wegen der Umstände, unter denen ich ihn gefunden habe. Als wir uns in der Trumpfkarte des Mondes befanden, war noch jemand da, abgesehen von der Ritterin. Wisst ihr noch? Die Gestalt auf der Feuerleiter. Es gibt aber in jedem Spielzug nur einen Ritter. Mehr noch: Der Mond ist eine Trumpfkarte, keine Hofkarte, also waren mit Sicherheit auch keine Buben im Spiel. Und wer immer die Person war, sie war genauso eifrig darauf bedacht, sich herauszuhalten, wie wir.« Flora zog ein Geldstück aus ihrer Tasche und warf es von einer Hand in die andere. »Und jetzt wird es interessant. Ihr wisst doch: Wenn ihr an eine Schwelle kommt und die Münze in eurer Handfläche erscheint, ist sie immer mit Schwert, Kelch, Stab oder Münze markiert, um zu zeigen, welcher Hof gerade eine Karte ausspielt. Nun, als ich uns aus diesem Spielzug zurück in die wirkliche Welt gebracht habe, war auf meiner Münze eine Null zu sehen. Das ist noch nie zuvor passiert. Immerhin gehören Joker zu keinem Hof und dürfen daher auch nicht aktiv am Geschehen teilnehmen. Aber die Münze beweist, dass wir im Mittelpunkt dieses Spielzugs standen. Und daher glaube ich, dass in jener Nacht neben der Ritterin auch vier Joker in diesem Zug waren. Eine absolute Seltenheit, kein Zweifel. Ein Zufall? Vielleicht. Aber dann taucht direkt vor unseren Füßen ein Schlüssel auf, der sich ausschließlich
auf uns bezieht oder auf etwas, das mit uns zu tun hat. Und das halte ich nun wirklich nicht mehr für Zufall.«
    »Eher für ein Omen«, sagte Toby voller Ehrfurcht. »Weißt du, wie viele Joker im Spiel sind?«
    »Nein. Bis ihr zu zweit aufgekreuzt seid, bin ich in einem Spielzug immer nur höchstens einem anderen begegnet. Aber man darf nicht vergessen, dass es bestimmt ein paar Buben gibt, die früher auch mal Joker waren.« Sie lächelte leicht. »Erst wenn wir die Regeln brechen, gewinnen wir an Bedeutung; ich glaube, das ist der Grund, warum die Könige und Königinnen uns ganz gerne im Spiel haben. Es besteht immer die Möglichkeit, dass wir einen Schnitzer machen oder dass die Versuchung einfach zu groß ist und wir uns einmischen und dem Spiel eine Wendung zugunsten des einen oder anderen Hofs geben. Ich kann mich in Bezug auf den Schlüssel auch irren. Vielleicht passt er gar nicht in das Schloss der Tür, die ich im Sinn habe. Vielleicht hat das gar nichts zu bedeuten. Aber ich dachte, ihr solltet davon erfahren.«
    Cat betrachtete sie immer noch stirnrunzelnd. Warum hatte es Flora nicht für nötig gehalten, etwas davon zu erwähnen, als sie sich vor dem Café unterhalten hatten? Es stimmte, dass die Wege des Spiels stets zwischen Berechnung und Zufall balancierten. Aber wenn schon die launische Natur des Arkanums ihr Angst machte, so versetzte Cat die Vorstellung, dass diese oberflächliche Willkür nur der Verschleierung eines raffinierten Plans dienen sollte, beinahe in Panik. Wessen Plan? Steckten die Könige und Königinnen dahinter? Oder Fortuna und das
Schicksal, die Glücksgöttin, die inmitten des Rades stand und so wissend lächelte?
    Im Übrigen passte Floras gleichmütiger Ton nicht ganz zu ihrer Erregung von gestern Abend. Cat gab sich ebenfalls den Anschein von Beiläufigkeit, als sie sagte: »Okay. Was meinst du? Was sollen wir tun?«
    »Nun, wenn ihr noch immer interessiert seid, dachte ich mir, dass wir drei ausprobieren könnten, ob der Schlüssel passt.«
    »Im Temple House? Jetzt gleich?«
    »Klar. Weißt du, ich kenne eine Abkürzung … « Von unten erklangen Geräusche, im Zorn erhobene Stimmen, dann ein Klirren. Flora versteifte sich. »Wartet mal einen Moment.«
    Sobald sie das Zimmer verlassen hatte, stand Toby, der auf seinem Stuhl herumgerutscht war, auf und lief im Raum auf und ab. »Das ist eine bedeutsame Entwicklung. Vielleicht finden wir eine uralte Prophezeiung. Oder eine Geheimwaffe. Alles ist möglich.«
    »Genau das macht mir ja Angst.«
    Er schien sie nicht zu hören. »Und dann ist da noch der geheimnisvolle vierte Joker … «
    Für den Augenblick wollte Cat die Begegnung mit dem Jungen namens Blaine für sich behalten. Sie hatten auch so schon genug um die Ohren. Und trotz ihrer Bedenken war sie genauso neugierig wie Toby, was das alles zu bedeuten hatte. Was, wenn der Schlüssel sie wirklich zu etwas Wichtigem führte,

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