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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sie ließ die Tür offen, holte die Taschenlampe und die Autoschlüssel aus ihrer feuchten Jeans und legte beides neben das Waschbecken. Aus ihrer Hemdtasche zog sie das Springmesser, die aufgeweichten Geldscheine und eine dünne, feuchte Karte heraus.
    Verwirrt starrte sie auf die Karte.
    Dr. phil. Brace Paxton, Dozent für Englisch, Universität von Donnerville …
    »Ach so!«
    Seine Visitenkarte.
    Jane legte sie zu den anderen Sachen neben das Waschbecken, dann schlurfte sie zur Toilette und setzte sich auf die Schüssel. Ächzend beugte sie sich vor, um ihre nassen Socken auszuziehen. Ihre Füße waren rosig, und auf ihrer Haut klebten ein paar Grashalme. Wie waren die nur durch die Socken gekommen?
    »Rätselhaft«, murmelte sie, während sie abspülte, sich wieder anzog und auf die geschlossene Toilette setzte.
    Sie hob den Kopf, als Brace mit der Flasche und zwei Gläsern hereinkam.
    »Ah«, sagte Jane.
    »Ein bisschen Medizin für die Dame«, sagte er.
    »Ich brauche jetzt schon mehr als nur ein bisschen.«
    Er setzte die Gläser neben den Inhalt von Janes Taschen ab. »Ich habe deine Taschenlampe kaputt gemacht«, sagte Jane, während er einschenkte.

    »Nicht so schlimm.«
    »Ich werd sie reparieren. Oder dir eine neue kaufen.«
    »Hast du diesmal nur zweihundert bekommen?«
    »Den Rest hat jemand anderes.«
    Er reichte Jane ein Glas.
    »Danke. Ist eine lange Geschichte. Ich erzähl sie dir später. « Sie nahm einen Schluck Bourbon, spülte ihren Mund damit aus und fühlte den scharfen Geschmack auf Zunge und Zahnfleisch. Nach einer Weile brannte ihr ganzer Mund. Tränen traten ihr in die Augen. Sie schluckte den Schnaps hinunter und seufzte.
    Brace musterte sie besorgt.
    Jane nahm den nächsten Schluck.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«, fragte Brace.
    Sie nickte. »Ich bin nur müde. Völlig fertig.«
    »Dass du mir nicht in der Badewanne fällst.«
    Ich bin heute schon mal hingefallen … und ein Troll hat in meinen Mund gekotzt.
    Zum Glück hatte sie nichts davon geschluckt.
    Das hoffte sie zumindest.
    Sie schüttelte sich vor Ekel und nahm einen weiteren Schluck. Langsam verbreitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Magen.
    »Soll ich nachschenken?«
    Sie nickte und hielt ihm ihr Glas hin.
    »Kommst du klar?«
    Wieder nickte sie.
    »Also, bis gleich«, sagte er und verließ das Badezimmer.
    Jane überlegte, ob sie die Tür hinter ihm verschließen sollte. Sie entschied sich dagegen. Brace würde schon nichts Unanständiges versuchen.
    Leider, dachte sie.

    Nein, daran will ich nicht mal denken. Ich bin zu müde. Zu fertig. Und zu fett …
    Sie leerte ihr Glas und stellte es ab. Während sie ihre nassen Sachen auszog, achtete sie darauf, nicht in den Spiegel zu sehen. Dann ging sie zur Badewanne, kletterte hinein und stellte die Dusche an.
    Sie war hundemüde.
    Jeder Muskel schmerzte, sie war dreckig, etwas benommen und völlig ausgepumpt.
    Der warme Wasserstrahl war sehr angenehm, machte sie aber noch müder. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich einzuseifen und die Haare zu waschen. Schließlich ließ sie sich zu Boden gleiten und setzte sich unter den heißen Wasserstrahl. Sie legte die Arme um die Knie und senkte den Kopf.
    Das Wasser war wunderbar.
    Wirklich wunderbar.
    Sie könnte auf der Stelle einschlafen …
    Mit einem Schrei schreckte sie auf, als das Wasser plötzlich eiskalt wurde. Schnell drehte sie es ab und verließ mit klappernden Zähnen die Badewanne. Ihre nasse Haut fühlte sich hart und gespannt an. Zitternd griff sie zu ihrem Handtuch und trocknete sich von oben bis unten ab.
    Als sie fertig war und nicht mehr so schrecklich fror, schlang sie sich das Handtuch über die Schultern und nahm noch einen Schluck Bourbon.
    Seltsamerweise war der Spiegel nicht beschlagen. Das kalte Wasser musste den Dampf vertrieben haben.
    Janes Spiegelbild war glasklar.
    Sie wollte sich abwenden, aber irgendetwas faszinierte sie daran.
    So schlecht sehe ich gar nicht aus, dachte sie.

    Andererseits verdeckte das große Handtuch auch die kritischen Stellen.
    Sie bürstete sich das kurze, feuchte Haar. Dann legte sie die Bürste beiseite und nahm das Handtuch ab.
    Wirklich, dachte sie. Ich sehe irgendwie anders aus.
    Kein Zweifel. Sie war weniger rundlich als sonst. Sie bezweifelte, dass sie abgenommen hatte, aber die ungewöhnlichen Anstrengungen der letzten Tage schienen sie nicht nur erschöpft, sondern auch ihre Muskeln gestählt zu haben.
    Aber vor dir liegt immer noch ein langer Weg, sagte sie zu sich

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