Das Spiel - Laymon, R: Spiel
sie zur Sicherheit darum gebunden hatte. Als sich das Band löste, schnalzte es gegen ihre Lippen.
Der Hund versenkte seine Zähne in ihrem Schoß.
Jane spürte, wie er mit kraftvollen Bissen versuchte, den Jeansstoff zu durchtrennen.
Sie drückte auf den Knopf im Messergriff.
Die Klinge schnappte auf und rastete klickend ein.
Sie rammte sie in den Bauch des Hundes.
Das Tier heulte auf. Etwas Warmes, Flüssiges strömte über Janes Brust und Kehle.
Oh Gott, dachte sie. Bitte nicht.
Sie stieß noch einmal zu. Der Hund ließ von ihr ab, rannte heulend und fiepend davon und ließ sie völlig erschöpft auf der Sitzbank des Lieferwagens zurück.
16
Sie schloss die Beifahrertür und ließ sich keuchend zurück auf die Sitzbank fallen. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte man sie zusammengeschlagen.
Die Krallen des Hundes mussten ihre Haut an mehr als einem Dutzend Stellen aufgerissen haben. Eine Bisswunde hatte sie nur an einer Stelle.
Zum Glück bin ich kein Mann.
Wahrscheinlich blutete sie, aber es war nichts Ernstes. Die Flüssigkeit in ihrem Gesicht, an ihrer Kehle und ihrem Hemd war das Blut des Hundes. Die Feuchtigkeit, die sie in ihrem Schritt spürte, war Hundesabber – zumindest hoffte sie das.
Sie fragte sich, ob sie das Biest getötet hatte.
Lange wird er das nicht durchhalten. Ich habe auf ihn eingestochen. Zweimal.
Sie hielt noch immer das Messer in der Hand. Der Griff war feucht und klebrig.
Sollte sie den Hund suchen und zu einem Tierarzt bringen? Wenn er ordentlich behandelt würde, hätte er vielleicht eine Chance.
Aber will ich das überhaupt?, fragte sie sich. Damit er schnell gesund wird und wieder über mich herfallen kann? Ich kann von Glück reden, dass ich ihn erwischt habe, bevor er mich zerfleischt hat. Das ist ein bösartiges Monster. Beim nächsten Mal erwischt er vielleicht ein kleines Kind
und bringt es um. Warum in aller Welt sollte ich das Biest retten wollen?
Es wäre ja sozusagen meine Bürgerpflicht, dem Vieh hinterherzujagen und es zur Strecke zu bringen.
»Auf keinen Fall«, flüsterte sie leise. »Auf eine zweite Runde kann ich gut verzichten.«
Stöhnend versuchte sie, sich aufzurichten. Sie packte das Lenkrad, zog sich daran hoch und schaffte es, in eine sitzende Position auf dem Fahrersitz zu gelangen.
Mit geschlossenen Augen holte sie tief Luft.
Wenn sie nur das Blut von ihrem Körper waschen könnte …
Vielleicht war ja ein Bach in der Nähe. Auf der Hinfahrt war ihr keiner aufgefallen, und das Friedhofsgelände kannte sie inzwischen ziemlich gut.
Außerdem war der Hund noch irgendwo da draußen.
Fahr einfach nach Hause.
Sie legte das geöffnete Messer auf ihren Schoß und wischte sich die rechte Hand am Hosenbein ab. Dann löste sie den Umschlag von der Windschutzscheibe.
Ich will mal schwer hoffen, dass da auch wirklich achthundert Mäuse drin sind. Immerhin habe ich einen Hund dafür ins Jenseits befördert.
Sie fragte sich, ob achthundert Dollar ein angemessener Preis dafür waren. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es zu wenig für die Strapazen dieser Nacht war.
Sie öffnete den Umschlag und zog die Nachricht heraus, die um ein ordentliches Bündel Geldscheine gefaltet war. Im Mondlicht erkannte sie, dass es Hundertdollarnoten waren. Sie zählte sie. Acht Stück.
Sie hielt die Nachricht näher an die Windschutzscheibe, um sie besser lesen zu können. Aber es war zu dunkel.
Und die Taschenlampe war nicht im Auto.
Als sie vorhin die Tür geöffnet hatte, hatte sie keine Innenbeleuchtung bemerkt.
»Ach, scheiß drauf«, sagte sie.
Das hatte Zeit. Sie steckte Nachricht und Geld in den Umschlag zurück, faltete ihn und verstaute ihn in der Gesäßtasche. Dabei rutschte das Messer von ihrem Schoß und fiel herunter. Sie beugte sich vor und suchte es.
Das Erste, was sie ertastete, war ihr Gürtel. Das überraschte sie – anscheinend hatte sie ihn in der Hand gehalten, als sie eingestiegen war. Sie schlang ihn um ihre Hüften und zog ihn fest. Dann fand sie das Messer.
Sie wischte die Klinge an ihrem Hosenbein ab und säuberte den Griff an einem Hemdzipfel. Dann steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor.
Die Scheinwerfer wollte sie noch nicht anmachen.
Nachdem sie sich mit den Armaturen vertraut gemacht hatte, legte sie den Rückwärtsgang ein, wendete und fuhr zum Haupttor.
Das nach wie vor verschlossen war.
Kein Problem.
Sie fuhr am Tor vorbei und parkte auf der Rasenfläche. Zwischen Fahrertür und Zaun
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