Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
ihrem Rücken. Sie wirbelte herum und sah, wie das schwarze Metall der Taschenlampe im Mondlicht funkelte.
    Sie kroch zurück.
    Der Toyota verdeckte die Sicht auf das, was hinter dem Zaun vor sich ging. Sie hatte keine Ahnung, wie weit der Mann noch von ihr entfernt war.
    Sie packte die Lampe und rannte zu ihrem Auto.

    Als sie das Haupttor erreicht hatte, hörte sie auf zu rennen und sah sich um. Der Mann war vor dem Lieferwagen stehen geblieben. Er hatte den Hund an den Hinterläufen gepackt und wirbelte ihn um die eigene Achse.
    Bei jeder Umdrehung schien es, als würde der Hund größer und größer werden. Seine Vorderpfoten streckten sich, als wäre er ein mutierter Superhund, der gleich vom Boden abheben würde.
    Dann ließ der Mann los.
    Der Hund flog direkt auf Jane zu.
    Und wäre fast über den Zaun geschleudert worden.
    Die spitzen Enden des schmiedeeisernen Gitters beendeten seinen Flug.
    Mit dem ekelhaften Geräusch von etwas Feuchtem, das zerreißt, wurde er auf den gusseisernen Spitzen aufgespießt.
    Der Mann auf dem Friedhof lachte schallend.

17
    Nach einer langen, heißen Dusche war die Luft im Schlafzimmer angenehm kühl. Jane zog den Morgenmantel aus und betrachtete sich im Spiegel des Kleiderschranks.
    Hätte schlimmer kommen können, dachte sie.
    Die Krallen des Hundes hatten Spuren auf ihrer rechten Wange, den Schultern, Brust, Bauch, Hüften und dem rechten Oberschenkel hinterlassen. Aber nur an vier Stellen hatten die Wunden richtig geblutet.
    Der Jeansstoff hatte das meiste abgefangen. Auf ihren Schenkeln waren nur rote Striemen zu erkennen, die Haut war kaum verletzt. Der Hosenstoff hatte auch verhindert, dass der Hund seine Zähne in ihrem Schritt versenken konnte. Zwischen ihren spärlichen Haarlocken konnte sie zwei winzige rote Punkte erkennen: Die Spuren der Reißzähne.
    Sie tränkte Wattebällchen mit Desinfektionsmittel und reinigte damit ihre Wunden.
    Die klare Flüssigkeit war kühl. Nur an den wunden Stellen brannte sie wie Feuer. Es war trotzdem ein gutes Gefühl.
    Ich werde immer dünner, dachte sie, als sie ihr Spiegelbild betrachtete. Ein bisschen Haut hier, ein bisschen Blut dort – da kommt schon was zusammen.
    Sie lächelte grimmig.
    Wenn ich so weitermache, bin ich wirklich bald richtig in Form. Sofern dann noch was von mir übrig ist.

    Zumindest bin ich besser dran als der Hund.
    Beim Gedanken an das Tier überkamen sie Schuldgefühle.
    Er hat mich angegriffen, rief sie sich ins Gedächtnis. Selbst schuld.
    Aber ich hätte ihn ja einfach in Ruhe lassen können. Ich wollte das Geld. Und deshalb musste der Hund sterben.
    Deshalb, und weil Mog ihn in das Auto gesteckt hatte.
    Auf der Fahrt vom Friedhof nach Hause, als sie die blutigen Klamotten in die Waschmaschine gesteckt hatte und unter der Dusche war das Ganze immer und immer wieder vor ihrem geistigen Auge vorbeigezogen. Jetzt hatte sie es langsam satt, darüber nachzugrübeln und sich schuldig zu fühlen.
    Nachdem sie sich verarztet hatte, schlüpfte sie wieder in den Morgenmantel, stellte die Flasche mit dem Desinfektionsmittel in das Badezimmer zurück und schenkte sich in der Küche ein kleines Glas Bourbon ein. Dann setzte sie sich auf das Sofa, nippte an ihrem Drink und starrte auf das Geld und die Nachricht auf dem Beistelltisch. Sie nahm die Banknoten vom Tisch und zog das übrige Geld, das sie von Mog seit Beginn des Spiels erhalten hatte, aus der Tasche des Morgenmantels. Langsam begann sie zu zählen.
    Eintausenddreihundertundfünfzig Dollar.
    »Nicht schlecht für drei Nächte«, sagte sie.
    Genug, um dafür einen Hund umzubringen?
    Eigentlich wollte sie nicht mehr daran denken, aber trotzdem erinnerte sie sich wieder, was sie gefühlt hatte, als sie die Klinge in den Bauch des Hundes gerammt hatte. »Reine Selbstverteidigung«, sagte sie leise und hob ihr Glas.
    Genau wie bei Rale und seinem Kumpel. Sie hätten mich ohne zu zögern fertiggemacht. Außerdem habe ich Rale das
Leben gerettet. Und sein Kumpel ist mit zweihundert Dollar abgehauen.
    War es Rale gewesen, der den Hund über den Friedhof geschleudert hatte? Zumindest hatte der Mann wie ein Penner ausgesehen.
    Oder wie ein gottverdammter Zombie.
    Rale hatte die Nachricht in der Hand gehabt. Vielleicht hatte er es wirklich herausgefunden.
    Dann fiel ihr ein, dass der Mann im Gegensatz zu dem völlig überwucherten Rale ein Gesicht gehabt hatte.
    Sie hatte es gesehen, ein verschwommener blasser Fleck im Mondlicht.
    Unheimlicher Kerl. Was wollte er

Weitere Kostenlose Bücher