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Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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waren nur wenige Zentimeter Platz. Aufs Autodach zu steigen war viel leichter, als einen weiteren Kletterbaum zu suchen.
    Als sie auf den Beifahrersitz gerutscht war, hielt sie inne und betrachtete das Handschuhfach.
    Könnte da drin ein Fahrzeugschein sein? Vielleicht war der Lieferwagen gar nicht gestohlen – vielleicht gehörte er wirklich Mog. Dann konnte sie mit dem Schein seinen Namen und seine Adresse herausfinden.

    Sie öffnete das Handschuhfach, in dem ein mattes Licht brannte.
    Kein Fahrzeugschein.
    Nichts.
    Nichts außer einer metallisch glänzenden Pistole.
    »Wow«, sagte Jane. »Was zur Hölle …?« Sie beugte sich vor.
    Die Pistole besaß einen schwarzen Griff. Ein kleiner Zettel war daran befestigt: »Für dich, meine Liebe. Aufregende Zeiten stehen dir bevor. Mog.«
    Die Waffe ist für mich.
    Hätte ich damit den Hund erschießen sollen?
    Sie fragte sich, ob sie geladen war. Der Größe nach zu urteilen war es eine Zweiundzwanziger Automatik – die kleinere, weniger durchschlagskräftige Ausgabe des .45er Colts ihres Vaters. Die .45er war immer zu schwer für sie gewesen, aber sie hatte ihren Vater oft damit schießen sehen. Vermutlich war diese Waffe ähnlich zu bedienen.
    Sie riss den Zettel ab und stopfte ihn in die Hosentasche.
    Ohne den Abzug zu berühren untersuchte sie die Pistole im schwachen Licht des Handschuhfachs. Eine winzige Gravierung bestätigte ihr, dass es sich wirklich um eine Smith & Wesson Kaliber .22 handelte. Sie zog den Schlitten zurück. Durch die Mündung konnte sie eine Patrone sehen, die aus der Kammer ins Magazin rutschte.
    Sie war die ganze Zeit geladen. Ich hätte nur den Abzug drücken müssen.
    Um den Hund damit zu erschießen.
    Jane ließ den Schlitten los, und die Kugel kehrte in die Kammer zurück.
    Warum zum Teufel hat er die Waffe nicht irgendwo vor dem Lieferwagen deponiert?

    Zumindest habe ich sie jetzt gefunden, dachte sie.
    Sie ließ das Magazin aus der Pistole gleiten. Für so ein kleines Ding fühlte es sich ziemlich schwer an. Sie nahm an, dass es etwa fünf oder sechs Patronen enthielt. Wenn sie es genau wissen wollte, müsste sie nachzählen.
    Aber nicht jetzt.
    Sie schob das Magazin mit dem Handballen zurück in die Waffe.
    Mit dem Daumen ertastete sie einen Hebel, nahm an, dass es sich um die Sicherung handelte und legte ihn um.
    Sie schloss das Handschuhfach und spähte aus dem Lieferwagen. Niemand. Auch kein Hund.
    Der Hund hatte schwarzes Fell. Er könnte überall lauern.
    Vielleicht war er längst tot.
    Mit der Pistole im Anschlag öffnete sie die Tür. Sie zielte auf die dunkle Grasfläche, bereitete sich auf einen Schuss vor und drückte den Abzug. Nichts.
    Sehr gut. Bei dem Hebel handelte es sich wirklich um die Sicherung. Sie legte ihn erneut um. Dann stieg sie aus dem Auto, schloss die Tür hinter sich und lauschte regungslos in die Dunkelheit.
    Nichts. Nur das Zwitschern der Nachtvögel.
    Der Parkplatz war verlassen. Dahinter konnte sie das Labyrinth aus Grabsteinen erkennen.
    Sie kletterte auf die Ladefläche, um Braces Taschenlampe zu holen. Die Pistole steckte sie in die Gesäßtasche. In der anderen Tasche spürte sie das dicke, knisternde Papier des Umschlags. Es fühlte sich gut an.
    Um die Taschenlampe auch noch einstecken zu können, musste sie den Bauch einziehen. Sie schaffte es gerade so, den dicken Metallzylinder in den Hosenbund zu stopfen. Das war viel zu eng.

    Sie zog die Lampe wieder heraus, überlegte kurz und schob sie dann in den Gürtel, der lose um ihre Hüfte hing.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Sie wirbelte herum.
    Und stöhnte auf.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    Der Hund.
    Seine tiefschwarze Form hob sich von der Rasenfläche ab. Die Pfoten ragten in den Himmel, Schnauze und Schwanz baumelten vor dem Gesicht des zerlumpten Mannes, der ihn hoch über seinem Kopfüber den Friedhof trug.
    Ein schlaksiger Mann, der wie betrunken taumelte.
    »Um Himmels willen«, flüsterte sie. »Oh Gott.«
    Schnell kletterte sie auf die Ladefläche. Sie sprang auf die Querstrebe des Zauns und stieß sich von dort mit dem rechten Bein ab.
    Für einen kurzen Moment schwebte sie nur knapp über den spitzen Enden des eisernen Zauns.
    Dann fiel sie. Die Taschenlampe löste sich aus dem Gürtel, rutschte zwischen ihren Brüsten hindurch und krachte gegen ihr Kinn.
    Sie schlug auf. Ihre Beine gaben nach, und sie landete auf dem taufeuchten Gras.
    Als sie sich aufrappelte, spürte sie das Gewicht der Pistole in

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