Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Das Spiel - Laymon, R: Spiel

Titel: Das Spiel - Laymon, R: Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
fällt einem ein bestimmtes Buch oder ein Autor ein, den man schon lange mal lesen wollte, und plötzlich kann man einfach gar nicht anders.«
    »Aber ja. Dann brauche ich ganz schnell irgendwas von Ed McBain oder einen anderen Groschenroman. Aber es gibt auch Nächte, die würde ich ohne eine Geschichte von Hemingway nicht überstehen.«
    »Wirklich? Ein ungewöhnlicher Geschmack für eine Frau. Aber dass Sie ein Bücherwurm sind, hab ich mir schon gedacht.«
    »Das war ja auch nicht so schwer. Schließlich bin ich Bibliothekarin.«
    Brace lachte. »Gleich und gleich gesellt sich gern. Ich unterrichte Literatur an der Uni hier in Donnerville. Jedenfalls wollte ich unbedingt ›Ein Mann kam nach New York‹ lesen. Aber die Universitätsbibliothek hatte es bereits verliehen, und auch in den Buchhandlungen hatte ich kein Glück. Schließlich habe ich es dann bei Ihnen versucht – erfolgreich! Ich habe es mir geschnappt und sofort angefangen zu lesen. Deswegen habe ich das Abendessen völlig vergessen.«
    »Und dass die Bibliothek um neun schließt.«
    »Ich besitze eine unglaubliche Konzentrationsfähigkeit. Was nicht immer ein Vorteil ist. Letztes Weihnachten zum Beispiel habe ich mir in einem Laden am Flughafen einen Roman von F. Paul Wilson gekauft. Ich wollte die Ferien bei meiner Familie verbringen. Während ich am Gate zwischen all den Leuten gewartet habe, fing ich an, in dem Buch zu lesen. Und als ich wieder aufgesehen habe, waren plötzlich alle weg. Und mein Flugzeug war längst abgeflogen. «

    Sie bemerkte ein Glitzern in seinen Augen. »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?«
    »Es ist die Wahrheit. So etwas passiert mir andauernd.«
    »Aber das ist ja furchtbar«, sagte sie und unterdrückte ein Lachen.
    »Ach was. Es hat auch seine guten Seiten. Ohne mein kleines Problem hätte ich Sie zum Beispiel gar nicht kennengelernt. «
    »Schön für Sie.«
    »Sie sind viel netter als Ihre Vorgängerin.«
    »Sie kannten sie?«
    »Aber natürlich. Die alte Phyllis Favor. Furchtbar.«
    »Sie meinen, wie sie gestorben ist?«
    »Die ganze Person.«
    Jane lachte. »Also wirklich!«
    »Sie haben sie nie getroffen, oder?«
    »Nein, aber …«
    »Ich kenne richtige Buchliebhaber, die ihretwegen nicht mehr in die Bibliothek gekommen sind. Mich eingeschlossen. Ich konnte ihre Art einfach nicht mehr ertragen. Die Leute brachen schon in Tränen aus, wenn die alte Phyllis sie nur ansah. Eine schreckliche Person, Gott sei ihrer Seele gnädig.«
    »Ich habe schon gehört, dass sie nicht … besonders umgänglich war.«
    »Wenn Sie mich fragen, ist die Erde ein viel besserer Ort geworden, seit sie nicht mehr darauf herumtrampelt.«
    Jane versuchte vergeblich, ein Lachen zu unterdrücken. »Und ich habe Sie für einen netten Mann gehalten.«
    »Tja, viele Leute täuschen sich in mir.«
    Die Kellnerin brachte ihre Bestellung. Brace hob sein Glas. »Auf Sie, Frau Bibliothekarin.«

    Sie hob ebenfalls ihr Glas und zwinkerte ihm zu.
    Hatte sie eigentlich schon jemals irgendwem zugeblinzelt?
    Die nächsten Minuten verbrachte sie damit, sich Pommes in den Mund zu stopfen und Brace dabei zu beobachten, wie er seinen Cheeseburger verschlang. Er sagte nichts und schaute sie nur ab und zu lächelnd an. Sein Gesichtsausdruck und seine gelegentlichen Seufzer ließen darauf schließen, dass er sein Essen genoss.
    Schließlich wischte er sich den Mund mit einer Serviette ab und lehnte sich zufrieden zurück. »Das war gut.«
    »Wollen Sie noch meine Fritten?« Sie hatte nicht alles geschafft und schob ihm den Teller zu. Er schüttelte den Kopf.
    »Ich muss auf meine Figur achten«, sagte er.
    Jane errötete. Brace war rank und schlank und hatte bestimmt keine Gewichtsprobleme. Im Gegensatz zu Jane, die sich schon viel zu lange nicht um ihre überflüssigen Pfunde gekümmert hatte. Sie war zwar nicht dick, aber der Mangel an Bewegung hatte sie fülliger und weiblicher gemacht.
    Immerhin hatte sie Braces Bemerkung in Verlegenheit gebracht. Aufgrund ihrer hellen Haut sah man es sofort, wenn sie rot wurde. Auch Brace schien es nicht entgangen zu sein.
    »Also«, sagte er. »Was werden Sie jetzt in Bezug auf den Brief unternehmen?«
    »Ich weiß noch nicht genau«, sagte sie und war erleichtert, dass er ihr Gewicht nicht zur Sprache brachte. Er war wirklich ein netter Kerl. »Neugierig bin ich ja schon. Wer er wohl ist? Was er wohl im Schilde führt?«
    »Er oder sie«, sagte Brace.

    »Stimmt, es könnte auch eine Frau sein.«
    »Andererseits

Weitere Kostenlose Bücher