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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Du warst die ganze Nacht mit niemandem unterwegs?«
    Myron sah nach links und rechts. »Wo bleiben die grelle Lampe und die Elektroden?«
    »Schön, Myron. Wenn du es mir nicht erzählen willst -«
    »Ich will es dir nicht erzählen.«
    »Schön. War es ein Mädchen?«
    »Mom...«
    »Schon gut, Vergiss, dass ich gefragt habe.«
    Myron griff zum Telefon und w ählte Wins Nummer. Nach dem achten Klingeln wollte er schon auflegen, als eine leise Stimme röchelte. »Hallo?«
    »Win?«
    »Yeah?«
    »Alles okay?«
    »Hallo?«
    »Win?«
    »Yeah.«
    »Warum hat es so lange gedauert, bis du am Telefon warst?«
    »Hallo?«
    »Win?«
    »Wer ist da?«
    »Myron.«
    »Myron Bolitar?«
    »Wie viele Myrons kennst du?«
    »Myron Bolitar?«
    »Nein, Myron Rockefeiler.«
    »Hier stimmt was nicht«, sagte Win.
    »Was?«
    «Absolut nicht.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Irgendein Arschloch ruft mich um sieben Uhr morgens an und behauptet, mein bester Freund zu sein.«
    »Tschuldigung. An die Zeit hab ich nicht gedacht.« Win war kein Frühaufsteher. In Duke war Win nie vor Mittag aufgestanden - selbst wenn er vormittags ein Seminar hatte. Er schlief fester als alle anderen Menschen, die Myron kannte oder sich vorstellen konnte. Myrons Eltern hingegen wachten auf, wenn jemand in der westlichen Hemisphäre furzte. Ehe Myron in den Keller gezogen war, lief jede Nacht das gleiche Szenario ab:
    Gegen drei Uhr morgens stand Myron auf, um aufs Klo zu gehen. Als er auf Zehenspitzen am Schlafzimmer seiner Eltern vorbeischlich, drehte sich sein Vater so langsam um, als h ätte ihm jemand ein Eis in den Schoß fallen lassen.
    »Wer ist da?«, rief sein Vater.
    »Ich bin's, Dad.«
    »Bist du das, Myron?«
    »Ja, Dad.«
    »Alles okay, Junge?«
    »Ja, Dad.«
    »Was machst du? Ist dir schlecht oder was?«
    »Ich muss nur zur Toilette, Dad. Ich geh alleine auf die Toilette, seit ich vierzehn bin.«
    In ihrem zweiten Studienjahr in Duke hatten Myron und Win im kleinsten Zweibettzimmer auf dem gesamten Campus gewohnt. Sie hatten ein Etagenbett, von dem Win sagte, es w ürde »etwas quietschen«, und Myron meinte, es klänge »wie eine Ente, die von einem Radlader überfahren wird«. Eines Morgens, als das Bett schwieg und Win und er schliefen, krachte ein Baseball durch ihr Zimmerfenster. Es war so laut, dass sämtliche Studenten im Wohnheim aus ihren Betten sprangen, um nachzusehen, ob Myron und Win den vernichtenden Einschlag dieses riesigen Meteoriten, der durch das Dach gefallen sein musste, überlebt hatten. Myron stürzte ans Fenster und brüllte Obszönitäten auf den Hof. Bewohner der anderen Zimmer trampelten über den unterwäscheübersäten Fußboden und stimmten in seine Schimpftirade ein. Der Widerhall, der daraus folgte, hätte eine Kellnerin bei ihrer Kaffeepause stören können.
    Win lag einfach im Bett und schlief.
    Am n ächsten Abend sprach Myron in die Dunkelheit über sich: »Win?«
    »Ja?«
    » Wie kommt es, dass du so fest schläfst?« Doch Win antwortete nicht, weil er eingeschlafen war.
    Am Telefon fragte Win : »Was willst du?«
    »Ist gestern Nacht alles klargegangen?«
    »Hat Mr. O'Connor noch nicht angerufen?«
    »Doch, hat er.« Themenwechsel. Die Einzelheiten wollte Myron nicht hören.
    »Ich bin sicher«, fuhr Win fort, »dass du mich nicht geweckt hast, um nach meiner Effektivität zu fragen.«
    »Kathy Culver hatte in ihrem letzten Jahr an der Ridgewood-High-School nur eine Eins. Rate mal, wer ihr Lehrer war.«
    »Und?«
    »Gary Grady.«
    »Hmm. Telefonsexanbieter und Englischlehrer an der High School. Interessante Berufskombination.«
    »Ich dachte, wir sollten Mr. Grady heute Vormittag mal besuchen.«
    »In der Schule?«
    »Klar. Wir könnten uns als besorgte Eltern ausgeben.«
    »Desselben Kindes?«
    »Mal ausprobieren, wie es um die Toleranz der modernen Lehranstalten bestellt ist.«
    Win lachte. »Klingt lustig.«

15
    »Und wie finden wir ihn?«
    Sie kamen um halb zehn an der Ridgewood High School an. Es war ein warmer Junitag, einer, wo die Sch üler aus dem Fenster starren und vom Schulschluss träumen. Auf dem Gelände tat sich nicht viel. Es war, als wartete die ganze Schule, sogar das Gebäude, auf den Beginn der Sommerferien.
    Myron fiel wieder ein, wie öde solche Tage gewesen waren. Er hatte eine Idee.
    »Wir lösen Feueralarm aus«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »So kommen alle raus. Dann ist er leichter zu finden.«
    »Idiotisch raffiniert«, sagte Win.
    »Außerdem wollte ich schon immer mal

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