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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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diesbezüglich nicht zur Verfügung stehen.“
    „Ach ja, Sie warten ja auf Delaunie“, stieß Julius höhnisch hervor. „Wer auch immer der Kerl ist.“
    „Der Kerl“, erwiderte Schattenbach, „ist mein Gewährsmann für einen äußerst wichtigen Transport. Er wird in einer halben Stunde hier sein und in diese Kutsche da draußen steigen. Die Fahrt geht nach Triest. Und in Triest wartet ein Schoner der Austro-Americana . Das ist eine Schiffsverbindung in die Neue Welt. Morgen Abend wird das Schiff nach New York ablegen. Und mit an Bord der loyale Delaunie. Er weiß nicht, was sich in dem Kasten befindet, den er Tag und Nacht bewachen wird. Ich hoffe nur, dass die kleine Medusa nicht seekrank wird. Das wäre äußerst bedauerlich, nicht wahr?“ Viktor von Schattenbach lächelte versonnen.
    „Warum, zum Teufel, erzählen Sie mir das alles?!“, keuchte Julius.
    „Was glaubst du wohl?“, fragte der Hofrat geduldig. „Meinst du nicht, dass du schon lange tot wärst, wenn ich das gewollt hätte?“
    Der Hofrat blickte anerkennend auf Julius herunter. „Julius, du bist noch viel schlauer und viel begabter, als dein Vater je war. Der hat sich durch den Schnaps alles zerstört, was er hätte gewinnen können. Und jetzt denke ich, dass du eine klügere Entscheidung triffst als er.“
    Julius sah den Hofrat verständnislos an. Der ließ sich seufzend neben seinen Gefangenen auf den Strohballen sinken.
    „Ich werde dir eine Geschichte erzählen, Julius. Und dann mache ich dir ein Angebot.“ Der Hofrat lächelte Julius aufmunternd an.
    Der versuchte trotz der gefesselten Hände, ein Stück von ihm abzurücken. „Ich mag es nicht besonders, wenn jemand, den ich nicht kenne, zu wissen meint, was ich denke“, zischte er.
    Doch Schattenbach sah hinaus auf den Hof, wo zwei Pferde herumgeführt wurden, die Kutschenlaternen ein heimeliges Licht aussandten und der Wind die Baumkronen schüttelte. Sein Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an. „Ich kann mir denken, dass du glaubst, du wärst einem schweren Verbrechen auf der Spur. Aber es gibt auch noch eine andere Sichtweise auf die Dinge. Meine Sichtweise. Bist du kaisertreu?“
    „Wie bitte?“ Die unerwartete Frage ließ Julius zusammenfahren.
    „Ob du ein Anhänger des Kaisers bist?“
    Julius schüttelte irritiert den Kopf. Er hatte bisher immer gedacht, dass Wiener zu sein automatisch bedeutete, kaisertreu zu sein.
    „Na, siehst du“, erwiderte der Hofrat erfreut. „Und so wie du empfinden noch eine ganze Menge andere Wiener. Viele glauben, dass der Kaiser ein alter, starrsinniger Greis ist, der keine Ahnung hat von den Problemen der Monarchie und der sich bloß darin gefällt … na, eben Kaiser zu sein. Ich will jetzt kein politisches Gespräch mit dir führen, Julius. Ich will dir nur sagen, dass es in dieser schönen Stadt Menschen gibt, die nicht davor zurückschrecken, das Eigentum unseres lieben Monarchen zu stehlen und zu Geld zu machen. Aber die Idee war nicht von mir, sondern von Gustav Kinsky.“
    Julius vergaß das Schwindelgefühl und die Schmerzen in den Handgelenken. Plötzlich fühlte er sich wie ein kleiner Junge, der den haarsträubenden Geschichten seines Großvaters lauschte.
    „Du musst wissen, dass ich mich schon immer für Kunst begeistert habe. Ja, ich war regelmäßig auf Auktionen und habe mir das ein oder andere unbekannte Werk gekauft. Ich bin zwar Hofrat, aber ich bin nicht so reich, dass ich mir ein berühmtes Gemälde leisten könnte.“
    Der Hofrat lächelte verlegen. „Eines Tages bekam ich einen Brief von einem engen Freund, der mit seiner Familie in Prag lebte. Ein Baron, dessen Name nichts zur Sache tut. Seine Familie war seit mehr als hundert Jahren im Besitz einiger Bilder, die ihnen das Hause Habsburg geschenkt hatte. Und als sie hörten, dass das Kunsthistorische Museum gebaut wird, gaben sie die Bilder als Spende zurück, damit sie ihren Platz in dem neuen Museum einnehmen. Mein Freund kam sich dabei sicherlich sehr großzügig vor. Oder er war beim Kaiser in Ungnade gefallen und wollte sich wieder einkratzen, was weiß ich.“
    Schattenbach machte eine ratlose Handbewegung. „Daher habe ich mich sehr gewundert, als ich Monate später auf einer Privatauktion genau diese Bilder wiederentdeckt habe. Ich wusste sofort, dass das unmöglich mit rechten Dingen zugehen konnte. Ich weiß nicht, warum, aber mein Instinkt sagte mir, ich solle diese Bilder kaufen. Und ich bekam den Zuschlag. Dann habe ich nachgeforscht.

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