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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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Ihrer bewundernswerten Vorarbeit. Sie werden trotzdem von ihrem Posten als Inspektor entbunden. Sie werden meinem Assistenten Ihre Waffe aushändigen und ihren Dienstausweis abgeben.“
    Lischka schwieg und starrte den Leutnant an. „Lassen Sie Julius frei. Er hat niemanden ermordet.“
    Tscherba stieß wieder ein belustigtes Lachen aus und schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf. „Ich muss sagen, ich bin ein richtiger Glückspilz. Ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Erst finde ich den unartigen Inspektor Lischka und in seinem Schlepptau auch einen gesuchten Mörder.“ Bei diesen Worten äffte er spöttisch die Stimme Lischkas nach, der vor wenigen Minuten fast das Gleiche zu Julius gesagt hatte.
    „Hören Sie auf, das ist Unsinn!“, rief Julius. „Ich habe Otto Grimminger nicht getötet.“
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Vorschlaghammer. Wenn Grimminger tot war, dann hatte der Hofrat niemanden mehr, der für ihn die Bilder fälschte! Warum hatte er ihm, Julius, dann angeboten, für ihn zu arbeiten, wo er doch gar keine Grundlage mehr dafür hatte? Julius starrte den Leutnant verständnislos an. Dann sickerte ein schrecklicher Gedanke in sein Bewusstsein. Was, wenn der Hofrat ihn gar nicht hatte töten wollen? Wenn es eine viel bessere Möglichkeit gab, ihn auszuschalten? Wenn Julius für einen Mord Jahrzehnte im Gefängnis saß, konnte er ihm nicht gefährlich werden. Und es stimmte – er war verdächtig. Viel zu verdächtig, als dass der Leutnant ihn hätte gehen lassen können. Und offensichtlich hatte Inspektor Lischka bei seinen Kollegen einen so schlechten Stand, dass die ihm kein Wort glauben würden. Plötzlich erkannte Julius, wie hoffnungslos seine Lage war. Lischka würde ihm nicht helfen können. Eiskalte Verzweiflung übermannte ihn.
    Dafür hatte Luise ihn also befreit. Damit man ihn in einem Gefängnis verschwinden ließ. Das Dröhnen in seinem Kopf wurde wieder stärker, und auf einmal kamen auch die Übelkeit wieder und die Schwäche. Er taumelte. Der Polizeiagent hinter ihm packte ihn an den Schultern. Leutnant Tscherba machte ein Zeichen in Richtung der Dunkelheit jenseits des Hofes, und der andere schob ihn fort.
    „Lischka!“, rief Julius, verzweifelt wie ein Tier, das ahnt, dass es geschlachtet werden soll.
    „Keine Sorge, ich kümmere mich darum“, antwortete der Inspektor.
    Doch Julius hörte das Zögern in dessen Stimme.
    „Sie werden gar nichts tun, Inspektor Lischka!“, sagte Tscherba. „Sie sind von Ihren polizeilichen Befugnissen entbunden. Machen Sie Ihrem armen jungen Freund also keine falschen Hoffnungen.“
    Julius versuchte, sich von seinem Bewacher loszureißen, als er diese Worte hörte.
    „Lischka, du musst den Hofrat aufhalten. Er fährt nach Triest!“
    „Red keinen Unsinn. Du willst doch bloß von dir ablenken!“, zischte der Polizist und zog Julius mit sich. Gut versteckt unter Bäumen stand ein Arrestantenwagen. Dort wurde er hineingeschoben und die Tür verschlossen.
    Als Julius die harte Bank unter sich spürte, entrang sich ihm ein Stöhnen. Der Hofrat hatte sicherlich dafür gesorgt, dass am Tatort von Grimmingers Leiche Beweise zu finden waren, die zu Julius führten. Aber warum hatte er den Maler umbringen lassen? Was hatte Schattenbach davon?
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Innenraum, und Leutnant Tscherba setzte sich ihm gegenüber. Er hieb mit der Faust gegen die Decke des Wagens, und das Gefährt zog an. Julius musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, dass er im Wagen eines Verbrechers aus Wien hinausgefahren wurde, um mit einem Polizeifahrzeug wieder zurückzukommen.
    Er holte tief Luft und wollte etwas sagen, doch seine Worte zerfielen wie Asche, als er dem Blick des Leutnants begegnete. Er starrte in die Augen einer Marmorstatue. Kalt und ahnungslos. Er hätte gern darauf gehofft, dass dieser Vertreter der Gerechtigkeit Interesse daran hatte, den Hofrat zu verfolgen. Doch der steinharte, glatte Blick des Leutnants war wie eine Fensterscheibe aus gepanzertem Glas. Julius’ Einwände und Bitten würden daran abprallen wie kleine Vögel.
    ***
    Der Klingelknopf bohrte sich hart und kalt in Johannas Fingerkuppe. Irgendwo in den Weiten des Hauses hörte sie das Schrillen, doch niemand öffnete. Johanna biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte bereits einen langen Weg durch die Stadt hinter sich. Und dies war schon der zweite Klingelknopf, den sie voller Ungeduld drückte. Bei der Adresse, die sie von Julius

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