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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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jäh zurück ins Bewusstsein riss. Ihr Licht erhellte schlagartig die Zelle, und Julius fuhr mit einem Schrei hoch.
    Im nächsten Moment hörte er ein metallisches Knirschen, und die Tür wurde aufgerissen. Ein Wärter erschien und kam auf ihn zu.
    „Zeit, sich hübsch zu machen. Sie haben ein Rendezvous.“
    Er legte Julius Handschellen an und führte ihn hinaus auf den Gang.
    „Was … was haben Sie vor?“, fragte er den Wärter.
    Er taumelte neben dem Uniformierten her wie ein Kind, das im Morgengrauen zur Kirche geschleppt wird. Der Mann antwortete nicht, sondern führte ihn in einen abzweigenden Gang und öffnete eine Tür zu einem kleinen, gekachelten Raum. Darin befand sich nichts als ein Wasserschlauch und ein Eimer. Auf einem Stuhl lag ein Stapel grauer Stoffsachen, säuberlich zusammengelegt.
    „Da gehen S’ jetzt rein und waschen S’ Ihnen den Dreck ab. Sie stinken ja erbärmlich.“
    Mit angewidertem Gesicht nahm der Wärter Julius die Handschellen ab und schob ihn in den Raum. Die Tür wurde geschlossen und von außen verriegelt.
    Julius schöpfte augenblicklich Hoffnung. Wenn er sich waschen sollte, dann würde er bestimmt zu einer Art Anhörung geführt.
    In dem Eimer schwammen ein Stück Seife und ein Waschlappen, und erfreulicherweise war das Wasser warm. So gut es ging, wusch er sich. Es war eine völlig unerwartete Wohltat, als würde er zum ersten Mal in seinem Leben die Annehmlichkeit von heißem Wasser genießen.
    Auf dem Stapel Stoff, einer Garnitur frischer Sträflingskleidung aus festem, hartem Stoff, lag ein kratziges Handtuch. Julius trocknete sich ab und schlüpfte in die verwaschene Kluft. Als hätte der Wärter ihn von draußen beobachtet, ging im selben Augenblick die Tür auf, und Julius wurden wieder die Handschellen angelegt. Dann wurde er denselben Weg entlang geführt, auf dem er vor zwei Tagen gekommen war. Der Anblick des Tageslichts, das die Eingangshalle des Landesgerichts erfüllte, trieb ihm fast die Tränen in die Augen vor Erleichterung.
    „Wo bringen Sie mich hin?“, fragte er den Wärter hoffnungsvoll.
    „Werden S’ schon sehen“, sagte der knapp und schob Julius zu einem Seiteneingang hinaus.
    In einem Hof wartete ein grüner Arrestantenwagen, vor den zwei Pferde gespannt waren. Mit gesenktem Blick stieg er ein, und der Wagen fuhr an. Da sah er vor dem Eingang des Landesgerichts eine Frau, die auf einen Wachmann einredete. Es war Johanna.
    „Warten Sie!“, drängte er den Wärter, der mit ihm im Wagen saß. „Dort steht jemand, der zu mir will!“ Er wies mit dem Kopf aus dem Fenster. „Halten Sie an, bitte!“
    Der Mann warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. „Das Frauenzimmer da?“
    „Ja!“
    „Na, die wird schon auf Sie warten, wenn s ’ sich die Mühe macht, Sie hier zu suchen“, antwortete er ungerührt und lehnte sich an die Rückwand des Wagens, als wäre es der bequemste Sessel. Er lächelte überheblich, und Julius hätte ihm am liebsten einen Tritt gegeben. Er sah aus dem Fenster, bis Johanna außer Sichtweite war.
    „Ist das das Herzliebchen?“, spöttelte sein Aufpasser.
    Julius reagierte nicht darauf, sondern gab sich die Antwort darauf im Stillen. „Diese Phase haben wir wohl übersprungen…“
    Kurze Zeit später fragte er sich bei einem Blick aus dem Fenster, wo der Wagen wohl hinfahren mochte. Beim Volksgarten bog er in den Burggraben ein, und schon öffnete sich vor ihnen die symmetrische Anlage des Naturhistorischen und des Kunsthistorischen Museums.
    Der Platz zwischen den beiden Gebäuden war tief verschneit. Vor dem Eingang des Naturhistorischen Museums befanden ein paar Besucher. Natürlich, dieser Bau war der Öffentlichkeit ja auch noch zugänglich. Als Julius’ Blick zur gegenüberliegenden Seite schwenkte, sah er, dass vor dem Eingang des Kunstmuseums Männer in Uniform Posten bezogen hatten. Der Wagen bog in die Hofeinfahrt an der Seite des Museums ein und hielt genau an der Stelle, an der vor zwei Tagen die Kutsche des Hofrats gewartet hatte, während die Medusa den Besitzer wechselte.
    Verwirrt blickte Julius zu den Uniformierten, die auch hier die Türen im Hof flankierten. Eine schlichte, schwarze Kutsche wartete bereits im ersten Hof.
    Warum hatte man ihn hierher gebracht? Zu welchem Zweck? Plötzlich erfasste ein Zittern seinen Körper, und er sah den Wärter fragend an. Doch der Mann schwieg, öffnete den Wagenschlag und entließ Julius auf den vereisten Innenhof. Ihn fror allmählich in der dünnen

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