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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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Hände hinter dem Rücken verschränkt, etwas abseits stand. Seinem Äußeren nach zu schließen, war er inzwischen wieder nüchtern. Seine fleischigen Züge jedoch glänzten unter dem hellen Oberlicht wie nasse Seife. Seine Haare waren schlecht gekämmt, und an seinem Frack fehlte ein Knopf. Er sah Julius mit einem so giftigen Blick an, als wollte er ihn in Säure auflösen.
    Um die Museumsbank in der Mitte standen ein paar unauffällig gekleidete Männer, unter ihnen ein großer, spinnendürrer Mann. Sein Schädel war vollkommen kahl, im linken Auge trug er ein Monokel, und er hatte die feingliedrigen Finger um den Knauf eines Spazierstocks gelegt. Er sah Julius mit hochgezogenen Augenbrauen an und rang sich ein säuerliches Lächeln ab, als würde er ein hässliches Insekt unter dem Mikroskop betrachten.
    Auf den Samtpolstern des Bankrondells saß ein alter Mann in einem unauffälligen dunklen Anzug, der ein Bein elegant übergeschlagen hatte und die Hände im Schoß gefaltet hielt, als wartete er geduldig. Er kam Julius irgendwie bekannt vor, und er fragte sich, wo er den Alten schon einmal gesehen haben könnte. Der Kopf des Mannes war ebenso kahl und spiegelglatt wie der des Monokelträgers. Mit dem dichten weißen Backenbart und dem spitz zulaufenden weißen Schnurrbart hatte er Ähnlichkeit mit einem Hund. Der Mund verschwand vollkommen unter dem weißen Gestrüpp. Viele Männer trugen in dieser Zeit einen solchen Bart, genau wie Franz Joseph I. …
    Er stutzte und erschrak im nächsten Moment zutiefst. Da spürte er, wie Tscherbas harte Hand gegen sein Rückgrat drückte. Doch Julius hatte keine Ahnung, wie man sich vor dem Kaiser von Österreich-Ungarn verbeugte.

VII
    Jetzt machte sich endlich auch die scheinbar sinnlose Zeit bezahlt, in der der Künstler als Ausmister in der kaiserlichen Menagerie gearbeitet hatte. Damals, als er die Akademie abgeschlossen hatte und sich seine Bilder so schlecht verkauften, als hätte er sie mit Exkrementen bemalt. Als er in seiner Not aus dem angenehmen Status eines Künstlers in die Niederungen gewöhnlicher Arbeit hinabsteigen musste. Wie demütigend war es gewesen, mit Schaufel und Mistgabel die Scheiße der Elefanten und Giraffen wegzuschaffen. Wie unsagbar beleidigend der Anblick der gaffenden Ausflügler, die die eingesperrten Affen ausgelacht hatten. Und dann dieser Gestank! Er war kaum aus den Kleidern gegangen, der Dunst nach Urwaldtieren und Vögeln. Doch während ihm das damals als verlorene Zeit erschienen war, wusste er nun – auch dieser Abstieg hatte einen höheren Sinn gehabt. Denn nun kannte Alois Lanz sich im Zoologischen Garten bestens aus.
    Inzwischen hatte sich einiges geändert in der Menagerie. Die hohen Trennmauern zwischen den großen Gehegen waren beseitigt und durch kunstvolle Gitter ersetzt worden. Der Zoo sollte dadurch weiter und heller wirken. Außerdem gruben sie seit Jahren neue Kanäle für das Abwasser, bauten Toiletten für die Besucher, legten neue Wege und Bepflanzungen an. Und um den ursprünglichen Kern entstanden neue Gehege für andere Tierarten. Kurzum – die kaiserliche Menagerie war seit Jahren eine Baustelle.
    So war es kein Problem für ihn, mit seinem Handkarren durch den versteckt liegenden Lieferanteneingang in den Zoo zu kommen. Ein müde aussehender und frierender Wärter schaute fragend auf den Wagen, den Lanz mit einer Plane zugedeckt hatte. Er trug den schäbigen Arbeitsanzug eines Schreinereiangestellten.
    „Ich habe hier eine Lieferung Kleinholz abzugeben“, sagte er.
    „Morgen ist doch aber Neujahr. Da arbeitet hier niemand“, sagte der Mann.
    Lanz lächelte nachsichtig. „Ja, das stimmt. Aber das macht ja dem Holz nichts aus. Ich stelle es nur schnell ab; die Zuständigen wissen, was damit zu tun ist.“
    Und er schwenkte den gefälschten Lieferschein eines Sägewerks, auf den der Wärter nur einen flüchtigen Blick warf. Er winkte ihn einfach durch.
    Mit freudig klopfendem Herzen schob der Künstler seine Requisiten durch den Hintereingang und sah sich um. Es war der 31. Dezember, und die Bauarbeiten ruhten. In der Ferne sah er nur ein paar Zoobesucher, die an diesem Tag und bei der Kälte irgendwelche Tiere aus tropischen Gefilden sehen wollten.
    Er hörte die abgerissenen Schreie der Papageien, die sicher wie die Hühner auf der Stange hockten, um nicht vor Kälte umzukommen. In der Luft lag der scharfe Gestank von Tierexkrementen.
    Einen Moment lang war ihm fast schwindelig vor Dankbarkeit, dass er die

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