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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Hasler
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irgendwie abwegig vor. Aber als ich gerade das mit den Kindern in der Menagerie gelesen habe, war es mir klar.“
    „Woher wissen Sie das alles?“, fragte Lischka ihn erneut tonlos.
    Julius Pawalet machte eine ausweichende Geste. „Ich weiß nicht – ich habe ein gutes Gedächtnis für Bilder.“
    „Und was ist mit der Frau, die von der Schlange gebissen wurde?“, fragte Lischka lauernd.
    „Ich weiß nicht, wie die Leiche aussah. Aber natürlich ist der Tod durch eine Giftschlange ein ziemlich verdächtiges Kleopatra-Zitat.“
    Lischka suchte weiter in seinen Akten und knallte eine Fotografie auf den Tisch.
    Es war das Bild, das der Polizeifotograf vom Tatort gemacht hatte. Darauf war eine Frau zu sehen, die mit nacktem Oberkörper in einem hohen Lehnstuhl saß. Der übrige Körper war mit weiten Tüchern verhüllt, einem weißen um die Hüfte, einem dunkleren über den Beinen. Ihr Kopf war auf die rechte Seite gesunken, während ihre Hände leblos auf den Lehnen des Stuhls lagen. Auf ihrem hochgesteckten Haar waren die Zacken einer kleinen Krone zu erkennen. Julius Pawalet atmete tief ein. „Das ist genau dieselbe Haltung wie auf dem Bild von Cagnacci aus dem frühen 17. Jahrhundert“, sagte er. Seine Stimme klang so, als wollte er sich für etwas entschuldigen.
    „Lassen Sie mich raten, Pawalet.“ Lischka rückte näher. „Dieses Gemälde hängt auch im Kunsthistorischen Museum, habe ich recht?“
    Julius Pawalet nickte. Lischka stand auf und fasste Pawalet am Arm.
    „Kommen Sie mit. Ich pflege derartige Durchbrüche normalerweise zu feiern. Sie sind eingeladen.“
    ***
    Der Inspektor nahm sich für den Rest des Tages frei und zog sich mit Julius in ein Kaffeehaus zurück, wo er in beängstigender Geschwindigkeit Unmengen von schwarzem Kaffee in sich hineinschüttete. Julius trank zum ersten Mal in seinem Leben eine heiße Schokolade und versuchte, sich auf den Inspektor zu konzentrieren. Es fiel ihm ausgesprochen schwer. Luise von Schattenbach schien ein Netz um ihn gesponnen zu haben, in dem er sich nur noch langsam und träge bewegen konnte. Ihm war, als tobte in seinem Körper ein Orkan, der ihn jederzeit vom Stuhl fegen konnte. Er blickte in Lischkas ernstes Gesicht und sah, dass ein ähnlicher Orkan hinter dessen Stirn wütete. Dann sagte der Polizeiagent: „Wir haben keine Ahnung gehabt, wo wir anfangen sollen. Wir haben Priester und Nonnen befragt, ob ihnen ein verrückter Heiligen-Verehrer aufgefallen ist. Wir haben wahrscheinlich sämtliche Juweliere und Goldschmiede von Wien nach dieser Krone befragt. Keiner hat sie angefertigt und verkauft. In der Menagerie sind sogar seit diesem ersten Mord Agenten abgestellt, die das Schlangenhaus bewachen sollen. Und jetzt schlägt dieser Wahnsinnige noch einmal im Zoo zu, ohne dass jemand es bemerkt hat!“
    „Wie hat er es gemacht?“, fragte Julius.
    „Er hat die Gouvernante der Kinder in der Nähe der Menagerie überfallen und betäubt. Er hat sie in ein dichtes Gebüsch gelegt, wo sie erst Stunden später halb erfroren gefunden wurde. Dann hat er das Mädchen ebenfalls betäubt und zusammen mit den beiden Säuglingen über den Zaun zum Tiergarten geworfen. Der Leichenarzt hat festgestellt, dass einer der Jungen bereits bei diesem Sturz ums Leben gekommen ist. Dann muss er selbst über den Zaun gestiegen sein und die Kinder in Laken gewickelt haben. Das Mädchen hat er hinter einem Gerätehaus abgelegt und zuerst die Zwillinge weggebracht. Das Raubtiergehege liegt in einiger Entfernung zu den Krokodilen. Während bei den Tigern das Geschrei groß war und alle Menschen dorthin stürmten, konnte er in aller Ruhe das Mädchen holen und über die Brüstung zu den Reptilien werfen. Sie ist höchstwahrscheinlich auch schon durch diesen Sturz gestorben, bevor das Krokodil … sie gebissen hat.“
    Julius konnte kaum glauben, was Lischka ihm da erzählte. „Aber …dieser ganze Hergang ist unglaublich riskant!“, sagte er fassungslos.
    Der Inspektor nickte. „Ja, das ist allerdings wahr! Es hätte schon bei dem Überfall auf das Kindermädchen für ihn vorbei sein können.“
    „Warum hat niemand im Park etwas mitbekommen?“
    „Die Gouvernante hat ausgesagt, dass das kleine Mädchen sich erleichtern wollte. Und da hat sie es hinter dieses besagte Gebüsch geführt und ihm geholfen. Was ich übrigens nicht verstehe, denn es gibt im Schlossgarten öffentliche Bedürfnisanstalten. Wenn sie mit den Kindern dorthin gegangen wäre … Kurz danach hat sie

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