Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Titel: Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Olvedi
Vom Netzwerk:
Dantian – ist der Speicher der gereinigten, verwandelten »Essenz« und zugleich der Ort der Verwandlung von Qi in Shen).
    Der aus China stammende buddhistische Autor und Übersetzer Garma C. C. Chang, der vor der chinesischen Okkupation Tibets jahrelang in tibetischen Klöstern lebte, beschreibt aus seiner Erfahrung zwei tibetische spirituelle Pfade – einen der reinen Meditation und einen anderen, in dem, wie im Taoismus, Energiearbeit und Meditation kombiniert sind:
Der tibetische Tantrismus bietet zwei Pfade oder Arten von Yoga an, die beide zu demselben überweltlichen Ziel führen. Der eine wird Pfad der Befreiung oder »Geist-Yoga« genannt, der andere Pfad der Geschicklichkeit oder »Energie-Yoga«. Der Erstere hat in vieler Hinsicht Ähnlichkeit mit dem Ch’an-[Zen-]Buddhismus, denn er betont die Beobachtung und Kultivierung des Eingeborenen Geistes und verlangt nur ein Minimum an ritueller und yogischer Vorbereitung. Der Letztere besteht aus einer Reihe von rigorosen und komplexen Yoga-Praktiken, die man als »Yoga des Entstehens« und »Yoga der Vollendung« bezeichnet … Die »Sechs Yogas des Naropa« gehören zur letzteren Gruppe – sie sind eine Synthese der Yogas des Entstehens und der Vollendung, mit besonderer Betonung des Letzteren. [191]  
    Wie auch immer die Situation im alten Tibet gewesen sein mag – von tibetischen Meistern im Exil wird im Allgemeinen nur der »Geist-Yoga«, der Pfad der Befreiung gelehrt. Die »Yogas des Entstehens und der Vollendung« hingegen werden selten vermittelt. Sie gehören zu den Lehren, die seit alters besonderer Geheimhaltung unterlagen, ebenso wie in der chinesischen Tradition die Lehren der Inneren Alchimie.
    Über eine Integration von chinesischem Energie-Yoga und buddhistischer Meditation berichtet der in Hongkong lebende chinesische Jungianer Lu K’uan Yü, und er beschreibt das Verhältnis, in dem die Energiearbeit zur Meditation steht, folgendermaßen:
Die Alten befürworteten die Vervollkommnung des Geistes um der Meisterung der Materie willen, und große Geisteskräfte entstehen, wenn das vitale Prinzip imstande ist, frei durch die psychischen Kanäle zu fließen. Wer immer den Pranastrom so zirkulieren lassen kann, der ist frei von allen Erkrankungen. Die beste Stimme eignet jenem Sänger, der seinen Bauch mit diesem vitalen Prinzip angefüllt hat. [192]  
    Die kulturübergreifende Bedeutung der östlichen Energiearbeit wurde auf westlicher Seite lange nicht erkannt oder zumindest nicht anerkannt. C. G. Jung, der sich mit der Interpretation von Schriften aus der chinesischen Tradition der Inneren Alchimie befasste, hatte seinen Anteil daran. So schrieb er in seinem »Europäischen Kommentar« zum Geheimnis der Goldenen Blüte:
Der gewöhnliche Irrtum (nämlich der theosophische) des westlichen Menschen ist, dass er, wie der Student im Faust, vom Teufel übel beraten, der Wissenschaft verächtlich den Rücken kehrt und östliche Ekstatik anempfindet, Yogapraktiken wortwörtlich übernimmt und kläglich imitiert. Dabei verlässt er den einzig sicheren Boden des westlichen Geistes und verliert sich in einem Dunst von Wörtern und Begriffen, die niemals aus europäischen Gehirnen entstanden wären und die auch niemals auf solche mit Nutzen aufgepfropft werden können. [193]  
    Und mit der ihm eigenen scharfen Zunge warnte er dann auch seine Leser in seiner Vorrede zur zweiten Auflage:
Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht versäumen, auf gewisse Missverständnisse aufmerksam zu machen, welche auch gebildeten Lesern bei der Lektüre dieses Buches unterlaufen sind. Es ist mehrfach vorgekommen, dass man meinte, der Zweck der Veröffentlichung bestehe darin, dem Publikum eine Methode zum Seligwerden in die Hände zu geben. Solche Leute haben dann versucht – in völligster Verkennung alles dessen, was ich in meinem Kommentar sage –, die »Methode« des chinesischen Textes nachzuahmen. Hoffen wir, dass diese Vertreter geistigen Tiefstands nur wenige waren. [194]  
    So berechtigt Jungs kritischer Ansatz war, so weit schoss er über das Ziel hinaus, wie uns die neueren Entwicklungen lehren. Die völlige Ablehnung kulturfremder Systeme und Methoden als etwas, das für uns »niemals« zugänglich und nachvollziehbar ist, findet heute – zumindest unter jüngeren Menschen – nur noch wenige Anhänger. Indischer Yoga ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, und buddhistische Meditationspraxis wird kaum mehr jemand als

Weitere Kostenlose Bücher