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Das Stockholm Oktavo

Das Stockholm Oktavo

Titel: Das Stockholm Oktavo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Engelmann
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Natürlich hat das Mädchen geweint und seine Unschuld beteuert – und hat doch tatsächlich behauptet, dass ich an allem schuld sei.«
    »So eine Frechheit!« Meister Fredrik knabberte an einem Keks, der mit Marmelade bestrichen war.
    »Zum Glück habe ich für sie eine Stellung in Åbo gefunden.« Meister Fredrik grunzte mit grausamem Entzücken bei der Erwähnung der armseligen finnischen Hauptstadt. »Also brauche ich nun ein Mädchen – eines, das weniger verführerisch oder weniger anfällig für Verführungen ist. Eines, das tut, was ich sage, und dankbar ist für eine Chance.«
    »Wer wäre das nicht? Ich werde mich unverzüglich erkundigen«, sagte er. Es gab keine bessere Möglichkeit, reiche Eltern in die Pflicht zu nehmen, als die Position ihrer Kinder zu fördern. »Und Ihr dritter Wunsch, Madame? Wenn ich mich mit Märchen richtig auskenne, ist das immer der anspruchsvollste.«
    »Ja.« Die Uzanne stand auf, ging zur Fensterfront und zurück. »Sie haben vielleicht gehört, dass ich seit Mittsommer nicht mehr in der Stadt war. Und Sie sind der erste Besucher, den ich wieder empfange.«
    »Eine unverdiente Ehre, Madame. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass Ihre Abwesenheit bemerkt und bedauert wurde«, sagte er. »Was quält Sie so, wenn ich fragen darf?«
    Die Uzanne hielt ihren Fächer fest und saß so reglos da, dass eine Fliege, die über ihrem Kopf summte, in einer Haarlocke landete und still saß. Sanft legte sie ihre Hand auf Meister Fredriks Schenkel. »Ich bin einem Verbrechen zum Opfer gefallen.« Er atmete hörbar ein. Die Uzanne schilderte ihm Kassiopeia, die Ereignisse auf Herzog Karls Fest, die Weigerung der Sparv, zu verhandeln, und ihren Wunsch, Meister Fredrik würde sich oben und unten in der Gesellschaft für Kassiopeia verwenden.
    »Darf ich Ihnen Trost in Form eines Ersatzes anbieten, Madame? Es wäre mir eine Ehre.«
    Die Uzanne drückte den Fächer, den sie nun zusammengefaltet hatte, in der Hand. »Für Kassiopeia gibt es keinen Ersatz.«
    Meister Fredrik beugte ehrerbietig den Kopf. »So einen Schatz kann man nicht lange verstecken, Madame.« Er trommelte mit den Fingern auf die Armlehne. »Der Fächerhersteller Nordén in der Kocksgränd handelt mit feiner Ware und tätigt wahrscheinlich auch Ankäufe. Ich werde ihn fragen. Jeder Mensch hat seinen Preis. Und jeder hat auch eine Achillesferse.«
    »Ist das ein schwedischer Handwerker? Ich habe mich gefragt, ob es sich lohnt, sich an ihn zu wenden, denn seine Arbeit kann sich ja wohl kaum mit der Qualität der Franzosen messen.«
    »Er ist gebürtiger Schwede, hat aber zehn Jahre bei Tellier in Paris gelernt. Nun ist er aus Frankreich geflohen und will hier unbedingt Karriere machen. Seine Frau ist leider katholisch, beide haben aber ausgezeichnete Manieren und sind eine angenehme Erscheinung. Man sagt, er sei ein hochkarätiger Künstler.«
    Die Uzanne stand auf und ging langsam zum Fenster. »Dann könnte Monsieur …«
    »Nordén.«
    »… Monsieur Nordén mir vielleicht ein Exemplar zukommen lassen, als Muster für seine Wertarbeit«, sagte sie.
    »Das wird er fraglos, Madame, seine finanzielle Lage ist allerdings ziemlich prekär.«
    Die Uzanne ließ sich diesen weiteren Vorteil durch den Kopf gehen. »Er soll dieses Geschenk als Visitenkarte verstehen. Wenn es von zufriedenstellender Qualität ist, wenn er tatsächlich so kunstfertig ist, wie Sie sagen, dann wird er Arbeit bekommen. Allein meine Empfehlung würde ihm ein Dutzend Aufträge verschaffen. Und er wäre in der Tat ein interessanter Gast für meine erste Unterrichtsstunde. Aber zuerst: Kassiopeia.«
    »Betrachten Sie es als bereits erledigt.« Meister Fredrik nahm ihre Hand und küsste sie ausgiebig. »Und was werden Sie tun, wenn Kassiopeia wieder in Ihrem Besitz ist?«
    »Dann werde ich die Winde der Wende herbeifächeln, Meister«, sagte sie lachend. »Manch einer wird dagegenhalten, dass so ein bisschen Haut und ein paar Stäbe in der Hand einer verwöhnten Dame kaum solch eine Großtat vollbringen können, aber denken Sie an die große Wirkung dieses Stückchens Pergamentpapier, das Martin Luther an eine Kirchentür genagelt hatte. Selbst die kleinste Geste kann, zur rechten Zeit, die Welt verändern.«
    »In Ihren Händen wird der Wind zum Sturm«, sagte Fredrik. »Ich hoffe jedoch nicht, dass er einen religiösen Umschwung irgendeiner Art mit sich bringt.«
    »Auf keinen Fall, Meister Fredrik. Lächelnd lehnte sich die Uzanne in das grau-weiß

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