Das Stonehenge - Ritual
Schlagartig schwirrt ihr Kopf vor Panik. »Wie bist du reingekommen?«
Er lächelt säuerlich. »Durch die Hintertür. Deine Mum hat sie mal wieder offengelassen. Ich habe ihr bestimmt schon ein dutzendmal gesagt, dass sie sie absperren soll. Sie hört einfach nicht zu, wenn man ihr etwas sagt.«
Ihr Herz rast. »Was willst du, Adam? Was hast du hier zu suchen?«
Er zieht die Badezimmertür zu. Nun sitzt sie in der Falle. »Wo warst du letzte Nacht, Meg?«
»Was?«
Sie bemüht sich um einen entrüsteten Tonfall.
»Du warst die ganze Nacht unterwegs. Aber nicht mit deinem Wagen, den hast du in der Zufahrt stehen lassen. In der Arbeit warst du auch nicht. Also
wo
warst du? Mit wem warst du zusammen?«
»Ich glaube, du solltest jetzt gehen, Adam.« Sie versucht, ihn zu umrunden, aber er versperrt ihr den Weg.
Sie lässt sich von ihm nicht ins Bockshorn jagen, sondern starrt ihn böse an. »Wo ich mich aufhalte und was ich mache, ist meine Angelegenheit. Das geht dich gar nichts an. Und jetzt verschwinde.«
Sein Gesicht läuft rot an. An seinem Hals beginnt eine Ader zu pochen.
Megan versucht erneut, zur Tür zu gelangen, doch wieder versperrt er ihr den Weg und packt sie an den Schultern.
»Lass mich los!« Megan wird nicht laut. Mit einem Auge behält sie Sammy im Blick. Ihr kleines Mädchen hat sich in der Dusche niedergelassen und drückt ihr Shampoo aus der Flasche direkt in den Ausguss.
»Vorher sagst du mir, wo du warst, Meg.«
Er ist so viel größer als sie. Sie weiß, dass sie einen Kampf gegen ihn nicht gewinnen kann, doch das hält sie nicht davon ab, es zumindest zu versuchen. Mit voller Wucht rammt sie ihm das Knie zwischen die Beine, aber Adam wehrt es mit der Hand ab. Sein Finger schließen sich wie ein Schraubstock um ihre Oberarme. Er drückt immer fester, bis sie vor Schmerz das Gesicht verzieht. Dann packt er sie plötzlich mit einer Hand am Hals und drückt sie brutal gegen die Badezimmertür. »Wie ich höre, wirst du befördert und nach Swindon versetzt. Etwas Besseres konnte dir gar nicht passieren. Ich würde dir dringend raten, den Job anzunehmen.« Er wirft einen Blick zu seiner Tochter hinüber. »Das wäre für alle Beteiligten das Beste. Auf diese Weise würdest du nämlich deine neugierige Nase aus meinem Leben raushalten und hier auch nicht mehr in anderen Dingen herumschnüffeln, die dich nichts angehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Daddy!«
Die Stimme lässt sie beide zusammenfahren. Eine klatschnasse Sammy ist aus der Dusche gestiegen.
»Prinzessin!« Er greift nach einem Handtuch, wickelt sie darin ein und reißt sie in seine Arme. »Lass dich mal ansehen!« Er öffnet die Badezimmertür. »Tu uns doch beiden einen Gefallen, Meg, und mach uns eine Tasse Tee, während ich meine Tochter abtrockne.«
151
Der Henge-Meister brütet über alten Aufzeichnungen und astronomischen Karten, die er auf dem Steintisch ausgebreitet hat. Die Bewegungen, die sich an diesem Tag am Himmel vollziehen, sind von elementarer Bedeutung. Die Zeit ist nahe.
»Vater.« Sowohl die Stimme als auch das Wort überraschen ihn. Vater. Wie sehr hat er sich danach gesehnt, das zu hören. »Phönix. Komm herein. Ich habe ganz vergessen, dass ich nach dir habe schicken lassen.«
Phönix. Gideon empfindet diesen Namen wie einen Dorn in seinem Fleisch.
»Setz dich.« Der Meister deutet auf die steinerne Bank neben dem Tisch. »Wie geht es dem Mädchen? Als ich vorhin einen Blick zu euch hineingeworfen habe, erschien sie mir ziemlich bekümmert.«
»Verständlicherweise.«
»Was hast du zu ihr gesagt?«
»Die Wahrheit über ihr Schicksal. Ich habe ihr erklärt, was heute mit ihr passieren wird. Sie soll Gelegenheit haben, sich darauf einzustellen und Frieden mit ihrem Gott zu schließen.«
»Und vielleicht von den unseren angenommen zu werden.«
»Genau. Ich würde gerne bei ihr bleiben, falls das möglich ist. Bis zum Ende. Ich glaube, sie hat die Kraft, die ich ihr spenden kann, dringend nötig.«
»Bis zum Ende. Meinst du denn, du bist dem schon gewachsen?«
»Ja, bestimmt.« Gideon zögert einen Moment, als müsste er noch einmal über das Gesagte nachdenken. »Vater, wir haben keine Geheimnisse mehr voreinander«, fährt er schließlich fort. »Du hast meinetwegen noch Bedenken, aber die brauchst du nicht zu haben. Ich weiß, wo wir stehen. Ich weiß es aufgrund deines Namens,
meines
Familiennamens, meines Erbes. Ich weiß es aufgrund der großen Kräfte, die du mobilisieren kannst,
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