Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Stonehenge - Ritual

Das Stonehenge - Ritual

Titel: Das Stonehenge - Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Christer
Vom Netzwerk:
sorgen, dass Sie einen Termin beim Polizeipsychologen bekommen?«
    Er starrt sie entgeistert an.
    »Jimmy, als ich noch in der Ausbildung war, musste ich mal mit ansehen, wie ein Mann von einem Zug überfahren wurde. Ein Selbstmörder. Ich konnte tagelang nicht schlafen. Als ich schließlich professionelle Hilfe in Anspruch nahm, fand ich das sehr hilfreich.«
    »Danke für den Tipp, aber Sie haben mich falsch verstanden. Ich meinte, dass mir am
Tatort
einiges nicht ganz plausibel erschien. Ich kann nicht glauben, dass es sich wirklich so zugetragen hat, wie es auf den ersten Blick aussieht.«
    Ihr Interesse ist geweckt. »Wieso nicht?«
    Plötzlich befürchtet er, sich zum Narren zu machen. »Sie bekommen ja ohnehin bald den Bericht von Professor Hamilton. Vielleicht warten wir den besser ab.«
    »Nein, nun sagen Sie schon, Jim. Wenn Sie eine Theorie haben, oder auch nur ein Bauchgefühl, dann will ich das wissen.«
    »Also gut.« Er stützt einen Ellbogen auf ihren Schreibtisch. »Entscheidend ist die Lage. Was zählt, ist immer die Lage. Habe ich nicht recht?«
    Verwirrt sieht sie ihn an.
    »Zumindest behaupten die Immobilienmakler immer, das sei das Allerwichtigste.«
    Sie nickt zögernd, weiß aber nach wie vor nicht so recht, worauf er hinauswill.
    Er versucht es ihr zu erklären. »Mal angenommen, man mietet sich einen Campingbus, sozusagen ein unverwüstliches kleines Zuhause, in dem man sich vom Leben zu Hause erholen kann. Mit dem man überall hinfahren kann und das jeden Ansturm der Elemente übersteht. Trotzdem beschließt man, den Wagen im Inneren einer Scheune abzustellen. In einem Gebäude, das derart weit ab vom Schuss liegt, dass selbst die meisten Ortsansässigen nicht von seiner Existenz wissen. Darauf wette ich.«
    Nun versteht sie, worauf er hinauswill. »Das ist in der Tat seltsam, da muss ich Ihnen recht geben. Eine Scheune ist nicht der richtige Standort für einen Campingbus.«
    Er entspannt sich ein wenig. »Das ist schon mal das Erste. Hinzu kommt, dass dieser Timberland ein feiner Pinkel war. Ein reicher Junge. Der Sohn eines Lords, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Wenn also ein solcher Typ einen altmodischen Campingbus mietet, um mit seiner neuen Freundin einen Ausflug zu unternehmen, was nimmt er dann wohl alles mit?«
    Sie denkt über die Frage nach. »Für die Fahrt vermutlich alkoholfreie Getränke. Eventuell kleine Snacks. Auf jeden Fall irgendetwas zu essen. Außerdem Champagner, könnte ich mir vorstellen, vielleicht auch eine Flasche Rosé oder eisgekühlten Weißwein, ein paar schöne Gläser.« Allmählich kommt sie in Fahrt. »Picknickdecken, einen Korb, Sonnenbrillen, womöglich sogar ein Überraschungsgeschenk für die Dame.«
    Jimmy lächelt. »Gut. So weit wie Sie habe ich gar nicht gedacht. Aber nun sehen Sie sich mal die Liste der Sachen an, die unsere Leute von der Spurensicherung bereits identifiziert haben.« Er schiebt ihr ein frisch bedrucktes DIN -A 4 -Blatt über den Schreibtisch und beobachtet sie beim Lesen. »Wie Sie feststellen können«, fügt er hinzu, »handelt es sich um eine verbeulte Dose mit verbrannten Bohnenresten, ein paar Fetzen Alufolie – vermutlich von einem Schokoriegel –, zwei leere Wodkaflaschen und Grundnahrungsmittel wie Brot und Butter. Nichts von dem, was man erwarten würde. Vielleicht hat er ja tatsächlich etwas davon gekauft, aber größtenteils handelte es sich vermutlich um Werbegeschenke aus dem Korb, den man von der Autovermietung bekommt, wenn man so einen Wagen mietet.« Er deutet auf den unteren Teil der Seite. »In dem Bus befand sich ein kleiner Kühlschrank. Sein gesamter Inhalt hat die Explosion ohne Schaden überstanden, unter anderem mehrere Sorten feines Eis und eine volle Flasche Champagner der Nobelmarke Bollinger.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf den Wodka. Nur ein richtiger Säufer trinkt erst einmal zwei Flaschen Wodka, bevor er den Champagner aufmacht. Wenn Sie so tollen Champagner gekauft hätten, was würden Sie dann zuerst aufmachen?«
    Megan zieht ihre eigenen Schlüsse. »Es ist schwierig, mit Champagner ein Feuer zu legen. Wodka dagegen eignet sich gut. Sie glauben, der Alkohol wurde als Brandbeschleuniger benutzt?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Ich weiß nicht mal, ob man mit Champagner überhaupt etwas zum Brennen bringt. Sie?«
    »Keine Ahnung.« Ihr Blick schweift in die Ferne. Sie muss gerade an eine andere Welt denken. Das letzte Mal hat sie Champagner getrunken, als sie ihre Hochzeit feierte.

Weitere Kostenlose Bücher