Das Strandhaus
sollte tun, was sie nicht lassen könnte. Ich hab’s nicht wirklich so gemeint, aber ich war sauer, versteht ihr? Also habe ich nur bye gesagt und bin ins Haus gegangen.«
Er hob noch einen Stein auf und betrachtete ihn eingehend. Er schluckte ein paarmal hart, dann blickte er Amy in die Augen. »Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe.«
Amy warf Ronnie einen Blick zu, um zu sehen, ob er Buddy die Story abkaufte. Ronnies Gesicht war zu einer grimmigen Miene verzogen. Dann wandte sie sich wieder an Buddy, der den glatten Stein in seiner Hand herumrollen ließ. »Glaubst du wirklich, dass Maria ganz allein schwimmen gegangen ist?«
»Ja, doch. Aus purer Dickköpfigkeit wahrscheinlich.« Er seufzte laut. »Bevor ich wusste, was geschah, wimmelte es von Polizisten am Strand. Als ich hörte, dass sie nach Maria suchten, begriff ich, was passiert war. Dass sie … ertrunken war.«
»Ich fühlte mich so schuldig«, fuhr er leise fort. »Ich schätze, ich bin ein bisschen durchgedreht, als ich von dem Unglück erfuhr. Wenigstens behauptete meine Mom das. Sie sagte, ich hätte lauter wirres Zeug geredet. Deshalb hat sie mich von hier weggebracht und zu meinem Cousin gefahren. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich wieder einigermaßen klar denken konnte.«
»Ich kann immer noch keinen klaren Gedanken fassen«, murmelte Amy.
Ronnie legte zärtlich eine Hand auf ihre Schulter.
»Ich wollte nicht zurückkommen«, sagte Buddy. »Aber dann habe ich entschieden, dass man nicht vor den Dingen weglaufen kann.«
»Ja, das schätze ich auch«, meinte Ronnie leise.
Der Himmel färbte sich noch dunkler und verlieh den schäumenden Wellen eine olivgrüne Färbung. Der Wind frischte auf und fegte in Böen über den Strand, ließ kleine Sandwirbel aufsteigen.
»Ich habe Maria nicht lange gekannt«, sagte Buddy, während er auf das Wasser starrte. »Aber ich hab sie echt gemocht.«
Amy fröstelte. »Es wird wirklich kalt jetzt.«
»Wollt ihr nicht hereinkommen und euch aufwärmen?« Buddy wies auf das Strandhaus. »Ich könnte uns heißen Kakao oder Kaffee machen.«
»Nein. Nein, danke«, versicherte Amy hastig. »Ich möchte nach Hause. Trotzdem, danke Buddy.«
»Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist«, meinte Ronnie mit einem freundschaftlichen Klaps auf Buddys Schulter.
»Schon gut. Danke«, sagte Buddy. »Wir sehen uns später noch.« Damit machte er kehrt und joggte zum Strandhaus zurück.
Amy und Ronnie, schauten ihm nach, bis er im Innern verschwunden war. Dann blickte Amy Ronnie mit nachdenklicher, besorgter Miene an.
»Glaubst du ihm?«
»Was denn? Dass er bei seinem Cousin war? Ja, wahrscheinlich.« Er rieb sich das Kinn. »Wir wissen ja, dass er in aller Eile von hier verschwunden ist. Als die Polizei das Strandhaus durchsuchte, war es leer.«
»Aber glaubst du auch die Geschichte über Maria? Dass sie unbedingt allein schwimmen gehen wollte?«
»Hmmm …« Er zuckte die Achseln.
»Das klingt überhaupt nicht nach ihr«, erklärte sie hitzig. »Maria war immer ziemlich unternehmungslustig und begeisterungsfähig, okay, aber sie war nicht tollkühn oder leichtsinnig.«
»Ja, du hast Recht«, erwiderte er. »Aber warum sollte Buddy Lügen erfinden? Ich meine …« Er brach ab und starrte zum Ufer hinüber.
Amy sah sofort, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Etwas lag dort zusammengekauert im Sand, knapp oberhalb der Linie, wo sich die Wellen brachen.
Nicht etwas. Jemand.
Eine Gestalt lag mit dem Gesicht nach unten im Sand.
Amy und Ronnie rannten auf die Stelle zu. Zuerst erkannten sie den Jungen nicht, der mit gespreizten Armen und Beinen dalag, das Gesicht im Sand vergraben.
Und dann schrie Amy entsetzt: »Stuart!«
Pfützen dunklen Bluts waren auf Stuarts zerschmettertem Hinterkopf geronnen. Blut hatte sein Hemd durchnässt und eine Lache im Sand gebildet.
Ein paar Meter von dem übel zugerichteten Körper entfernt lag ein dicker Treibholzknüppel, blutverschmiert an einem Ende.
»Er ist ermordet worden«, sagte Ronnie tonlos, und seine Hand, die Amys fest umklammert hielt, war auf einmal so kalt wie der Tod.
Buddy presste die Stirn an die kühle Fensterscheibe und beobachtete die geschäftige Szene am Strand. Polizisten hatten einen Kreis um die Leiche am Saum des Wassers gebildet. Weitere Beamte verteilten sich über den Strand und die Dünen und suchten nach Spuren.
Ein Radioreporterr stand neben dem Kreis von Polizisten und beeilte sich, seine Ausrüstung funktionsbereit
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