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Das stumme Lied

Titel: Das stumme Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ihr Englischlehrer gesagt, doch im Grunde wusste niemand, was. Symbole hatten für sie immer für Dinge gestanden, die man spürte, aber nicht erklären konnte. Und jetzt wollte sie Kieselsteine auf das gekräuselte, weiße Meer werfen.
      »Haben Sie einen Freund?«, fragte Keith.
      »Was glauben Sie? Sie scheinen ja zu wissen, was für ein Mensch ich bin. Was würden Sie sagen?«
      »Ich wäre überrascht, wenn Sie keinen hätten. Aber wenn ich er wäre, würde ich Sie nicht so einfach allein weggehen lassen.«
      »Warum nicht?«
      »Liegt doch auf der Hand, oder? Ein hübsches Mädchen wie Sie ...«
      Ein hübsches Mädchen! Martha hätte fast laut losgelacht. Von dort, wo sie saßen, oben auf der Klippe und ein wenig entfernt von ihrer eingezäunten Kante, konnte sie die Wellen nicht auf den Strand brechen sehen. Sie konnte sie allerdings hören, und das tiefe, grollende Fauchen, als eine Welle zurückschwappte, füllte die Stille, ehe Keith weitersprach.
      »Sie können einen aber leicht verunsichern«, sagte er.
      »Ach? Wie das?«
      »Nun, zunächst machen Sie es einem nicht leicht, Sie kennen zu lernen.«
      Martha schaute auf ihre Uhr. »Wir sind jetzt gerade mal drei Stunden zusammen«, sagte sie. »Was wollen Sie in dieser Zeit von jemandem kennen lernen?«
      »Es ist keine Frage der Zeit. Manche Leute lernt man sehr schnell kennen. Sie jedoch nicht. Sie verbergen eine Menge.«
      »Und deswegen verunsichere ich Sie?«, fragte Martha. Trotz aller Vorbehalte interessierte sie allmählich seine Wahrnehmung von ihr.
      »Ach, ich weiß nicht. Sie wirken so distanziert. Und Sie verstehen meine Witze nicht. Es kommt mir vor, als hätten Sie die letzten Jahre auf einem anderen Planeten gelebt. Ich meine, ich mache einen kleinen Witz, und Sie lachen nicht, sondern stellen eine Frage.«
      »Welche zum Beispiel?«
      Keith lachte. »Na, diese zum Beispiel!«
      Martha spürte, wie sie errötete. Kein angenehmes Gefühl. Sie lächelte. »Wahrscheinlich haben Sie Recht. Das ist nur meine Neugier.«
      Er schüttelte den Kopf. »Nein, mit Neugier hat das nichts zu tun. Das ist eher eine Form der Abwehr. Sie sind äußerst ausweichend. Sie haben eine Menge Verteidigungslinien aufgebaut, Martha. Sie verstecken sich irgendwo da drinnen, hinter Mauern und Stacheldraht. Warum?«
      Martha merkte, dass sich Keiths Arm um ihre Schultern legte. Sofort wurde sie steif. Obwohl er ihren Widerstand spüren musste, nahm er seinen Arm nicht weg. »Warum was?«, fragte sie.
      »Warum müssen Sie sich so sehr schützen und verstecken? Wovor müssen Sie Angst haben?«
      »Vor einer Menge«, sagte Martha langsam. »Und wie kommen Sie darauf, dass ich mich vor der Welt schütze? Vielleicht schütze ich die Welt vor mir.«
      »Na, das ist ja ein Riesenunterschied. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie verstehe, ganz und gar nicht. Aber ich finde Sie faszinierend - und sehr attraktiv.«
      Draußen auf dem Meer blinkte das Licht eines Schiffes. Keith beugte sich herüber und küsste sie. Martha hielt mühsam ihre kochende Wut im Zaum und ließ ihn gewähren. Es war ein zarter, vorsichtiger Kuss, kein gewaltvoller Angriff mit forschender Zunge. Ein kleiner Preis, sagte sie sich in ihrem Zorn, den sie zahlen musste, um normal zu erscheinen. Ihr war klar, dass sie nicht so begeistert reagierte, wie er es erwartete, doch dagegen konnte er absolut nichts tun.
      »Schade, dass ich morgen abreisen muss«, sagte er, während er behutsam von ihr abrückte. Das lag eindeutig an ihrer Reaktion - oder Mangel an Reaktion - und sagte nicht viel über ihn. »Ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen und dich etwas besser kennen lernen.«
      Martha sagte nichts. Sie starrte auf den schaukelnden Mond auf dem Wasser und beobachtete, wie sich das Licht eines Schiffes am Horizont entlangbewegte wie ein Stern am Himmel. Er küsste sie erneut, dieses Mal leidenschaftlicher, und ertastete mit der Zunge ihre Zähne. Als sie spürte, dass seine andere Hand über ihre Seite glitt und sich ihrer Brust näherte, entzog sie sich ihm.
      »Nein«, sagte sie so ruhig und dennoch bestimmt, wie sie konnte. »Für wen hältst du mich? Wir haben uns eben erst kennen gelernt.«
      »Es tut mir Leid«, sagte Keith. »Wirklich. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich dachte nur ... Ich meine, ich hab gehofft. O Gott, du kannst es doch einem Kerl nicht verübeln, dass er es versucht, oder?«
      Doch, das

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