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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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obwohl es gerade eine Behausung für die Ewigkeit gefunden zu haben schien.
    Rauura winkte dem Ordensoberen von Raiatea, der neben einer verwitterten Skulptur des Gottes Oro auf sie wartete. Omai knöpfte sein Hemd auf und streifte die Hose von den Beinen. Die Männer in seinem Rücken begannen ebenfalls, sich ihrer Kleider zu entledigen. Bis auf den Pareo, den sie sich um die Hüften wickelten, waren sie nun vollständig nackt. Rauura blieb es vorbehalten, den Marae als Erster zu betreten. Er setzte seine Schritte vorsichtig, ertastete den Untergrund mit den Zehen. Endlich schien der Schamane die Stelle gefunden zu haben, die ihn erdete. Er trat mehrmals kräftig auf und schlug sich dabei mit den flachen Händen auf die Oberschenkel. Die Arioi nahmen diesen Rhythmus auf und setzten sich singend in Bewegung. Sie formierten sich zu einer Reihe, um die heilige Stätte in breiter Phalanx zu durchqueren. Ihr stakkatoartiger Gesang verstummte auch nicht, als sie schließlich in der Mitte des Maraes im Kreis Platz nahmen. Rauura, der Ordensobere von Raiatea und Omai hockten Rücken an Rücken in der Mitte der Runde, jeder von ihnen hatte acht Arioi im Blick, für die er die geistige Führerschaft übernahm. Wenn es später zum Palaver kam, war es an diesen dreien, das Gespräch zu dirigieren und auf Fragen zu antworten.
    Aber so weit war es nicht. Zunächst galt es, ein Energiefeld aufzubauen, das Einfluss auf die Natur nehmen konnte. Heute konzentrierte man sich darauf, die schweren Wolken umzuleiten, die über der Nachbarinsel Tahaa hingen und nun Kurs auf Raiatea nahmen. Nach zwei Stunden intensiver Versenkung war die Aufgabe erledigt und der Himmel über Raiatea wieder strahlend blau. In der Sprache der Maori hieß Raiatea »Himmel mit sanftem Licht«, und so war es nur logisch, dass die Arioi eine ihrer seltenen Versammlungen auch unter einem solchen abzuhalten gedachten.
    Bevor die Männer auf den eigentlichen Grund ihres Treffens zu sprechen kamen, gönnten sie sich das »Große Lachen«. Dann waren die komischen Talente der Bundmitglieder gefragt. Einer nach dem anderen stand auf, um der Runde einen selbst verfassten Text zu Gehör zu bringen. Hauptthemen waren die politischen Ränkespiele in den vier Parlamenten, die Begegnungen mit zahlreichen Ökofreaks aus Übersee und natürlich das Mysterium Frau. Omai war ganz zum Schluss dran, er erzählte die Geschichte seines lieben Freundes Cording, dessen Gefühle an der Seite seiner Schwester zwischen Glückseligkeit und Depression wechselten. Um das aberwitzige Gehabe europäischer Männer zu veranschaulichen, zitierte er einen Spruch Cordings, der sich ihm wohl tief eingeprägt hatte.
    »Sie nur flüchtig aus der Ferne zu sehen ist wie eine Heimkunft«, sagte er und ahmte die Leichenbittermiene nach, die sein Freund dabei aufgesetzt hatte. Das aufbrausende Gelächter war sicher bis nach Australien zu hören. Omai dachte daran, wie es Cording wohl gerade erging. Er mochte den Mann und hatte nicht den Eindruck, ihm durch seine Erzählung geschadet zu haben. Geduldig wartete er ab, bis sich die Konvulsionen gelegt hatten.
    »Ihr Arioi«, bemerkte er schließlich in die Stille hinein, »unser Schamane Rauura hat uns etwas zu sagen.«
    »Danke, Omai«, begann Rauura nach einigen Sekunden. »Das Problem, liebe Freunde, das Problem ist jene Dame, von der eben die Rede war. Unsere Präsidentin Maeva ist das Problem.«
    Ein lautstarkes Gemurmel war die Folge. Rauura stand auf und beschwichtigte die Runde. Er versicherte, dass er die Integrität Maevas keinesfalls infrage stellen wolle, gab aber zu bedenken, dass sie den Aufgaben als Präsidentin Tahitis durch die Doppelbelastung, der sie nun ausgesetzt war, nicht mehr gewachsen sei. »Kein Mensch wäre das«, sagte er, »schon gar nicht unsere selbst ernannte Hohepriesterin aus Sydney. Wie ernst es ihr mit Tahiti ist, sehen wir daran, dass sie eben nicht, wie ursprünglich vorgesehen, mit unserer Delegation zurückgekehrt ist. Stattdessen müssen wir erfahren, dass sie sich von Australien aus nach Burma aufmachen will. Ein Ende ihrer Reise ist nicht in Sicht.«
    Der Schamane hatte seine Zuhörer im Griff. Sie reagierten durchweg verständnislos, schüttelten die Köpfe, als rüttle ein Orkan an ihnen.
    »Wenn ihr einverstanden seid«, nahm Rauura wieder das Wort, »wird der Orden der Arioi seinen Einfluss geltend machen, um Omai wieder zu unserem Präsidenten zu bestellen. Wer wäre für dieses hohe Amt geeigneter als der

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