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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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Helikopter, die gestern beim Flug über die Todeszone entstanden waren. Viel Neues war für die Herrschaften nicht dabei, vermutlich verfügten sie über sehr viel umfangreicheres Filmmaterial. Dennoch klatschten sie zum Schluss artig Beifall.
    Als ihnen Steve jedoch die Zahl der aktuellen Zugriffe auf seinen Bericht nannte, wich die reservierte Haltung einem ungläubigen Staunen. In nur vierundzwanzig Stunden hatten sich fast eine Milliarde Menschen in aller Welt einen Eindruck von den katastrophalen Zuständen im Herzen Chinas verschafft. Die Hilfsorganisationen selbst hätten es sich nicht erlauben können, derart schonungslos an die Öffentlichkeit zu gehen. Ob Internationales Rotes Kreuz, die Caritas oder Ärzte ohne Grenzen – jede ausländische Organisation, die in der Region Hubei tätig war, hatte zuvor unterschreiben müssen, dass sie ihre Arbeit in aller Stille verrichtete.
    Dass nun zumindest ein Teil der Wahrheit so wirkungsvoll ans Licht gekommen war, freute die Anwesenden. Ohne die Galionsfigur Maeva, darüber waren sich hier alle einig, wäre das kaum möglich gewesen. Konsequenzen aus Peking waren nicht zu befürchten. Die Regierung war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, das Riesenreich war kaum noch zusammenzuhalten. In immer mehr Regionen herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, die Umweltkatastrophen waren nicht mehr in den Griff zu kriegen und die Bevölkerung kümmerte sich einen Dreck um die Direktiven aus der Hauptstadt.
    Nach und nach verabschiedeten sich die Frauen und Männer, deren unermüdlicher Einsatz nicht hoch genug einzuschätzen war. Auch Westerstede entschuldigte sich. Er würde Maeva und ihre Begleiter heute Nachmittag zum Flugplatz bringen, wo sie eine Transportmaschine des Deutschen Roten Kreuzes an Bord nehmen sollte. Zuvor musste er sich noch um die Verteilung des lang ersehnten Impfstoffs kümmern, den die Maschine eingeflogen hatte. Maeva bat Westerstede, in seinem Büro bleiben zu dürfen, was ihr prompt und freudig gewährt wurde.
    »Kannst du mir die Besucherzahlen der anderen Beiträge nennen?«, fragte sie Steve, als sie allein waren.
    »Kein Problem. Die Seesternstadt hat bisher vierhundertsiebzig Millionen Besuche«, sagte er, »NAFU liegt bei fünfhundertzwanzig Millionen, Burma bei neunhundert Millionen. Bhutan … das ist krass! Für Bhutan sind es inzwischen 1,2 Milliarden!«
    »Wenn ich zum Beispiel wissen möchte, wie viele Leute mich in Alaska sehen, kann man das messen?«
    »Aber sicher. Alaska, Indien, Kanada, Guatemala, Marokko. Jedes Land, jede Region, jede Stadt der Welt, was du willst.«
    »Was ist mit Tahiti?«
    »Kleinen Moment, das haben wir gleich. Tahiti, Tahiti … zwölftausend sind es. Exakt zwölftausend. Durchgängig bei allen Beiträgen. Ziemlich wenig, finde ich. Wie viele Internetanschlüsse gibt es denn auf Tahiti zurzeit?«
    Maeva antwortete nicht. Die Information schien sie auf merkwürdige Weise zu berühren.
    »Weißt du das nicht?«, hakte Steve nach.
    Sie wich seinem Blick aus. Cording bemerkte, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Er gab Steve zu verstehen, dass er jetzt besser den Mund hielt. Tahiti verfügte über zwölftausend Internetanschlüsse, das wusste er, Maeva hatte es ihm erzählt. Die Idee, die Zahl so drastisch zu limitieren, ging auf Rauura zurück, der es verstanden hatte, die vier Parlamente gegen den erklärten Widerstand Maevas auf seine Seite zu ziehen. Aber diejenigen, die auf Tahiti über einen Internetanschluss verfügten, waren zu hundert Prozent bei ihr.
    »Okay, ihr Lieben«, sagte Maeva schließlich, wobei sie ihre Mitstreiter provozierend lange ansah. »Wenn die URP-Generalsekretärin dort draußen tatsächlich eine so große Nummer ist, wie Steve behauptet, dann lassen wir sie auch richtig durchstarten. Wir machen uns auf eine lange Reise, wir sammeln neue Mitglieder ein. Ich möchte, dass die Welt dabei zusieht. Nichts gegen deine bisherige Arbeit, Steve, du machst das hervorragend. Die Leitung bleibt in deinen Händen. Aber alles, was Planung und Organisation betrifft, entscheiden wir in Zukunft gemeinsam. Wir sind ein starkes Team«, sagte Maeva mit triumphierendem Unterton, »zu viert sind wir unschlagbar!«
    »Zu viert?!«, fragte Steve verblüfft.
    »Zu viert. Denn als Erstes werden wir Shark abholen. Ich glaube, dass wir einen Mann seines Schlages gut gebrauchen können. Meint ihr nicht?«
    Bevor sich Cording und Steve von ihrer Überraschung erholen konnten, erzählte Maeva von

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