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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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David Kalakaua, dem letzten regierenden König von Hawaii, in dessen Geiste sie ihre Reise zu unternehmen gedachte. 1881 war König Kalakaua als erster Monarch der Welt aufgebrochen, um die Welt zu umrunden. Die Tatsache, dass Hawaii erst kürzlich den URP beigetreten war, schien für Maeva Grund genug, an diesen außergewöhnlichen Mann zu erinnern. Was er seinen Untertanen außer dem Wiener Walzer noch alles mitgebracht hatte, wollte sie Cording und Steve auf dem Weg nach London erzählen, wo ihre kleine Delegation, darauf bestand Maeva, allerdings inkognito eintreffen würde.

Maevas Reise
    Cording schlenderte den langen Flur entlang, auf dessen glänzendem Linoleumboden die Spur des einfallenden Tageslichts immer breiter wurde. Es roch nach Desinfektionsmitteln und Kaffee, eine Mischung, die er in etwa so gerne mochte wie einen Duftcocktail aus Kuhscheiße und Zimt. Vom Fenster am Ende des Ganges gestattete er sich einen Blick auf den Park, in dem sich die Patienten lethargisch aneinander vorbei bewegten wie Geschöpfe der Tiefsee.
    »Professor Pound ist jetzt so weit!«
    Cording dankte der Schwester und folgte ihr ins Vorzimmer des Chefarztes. »Sie können rein«, sagte die Sekretärin. Hinter ihm glitt eine lederbeschlagene Tür in ihre Halterung. Es war eine jener Türen, die man nicht zuknallen konnte. Der Mann hinter dem wuchtigen Schreibtisch fixierte ihn über den Rand seiner Lesebrille.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er, griff in die Schublade und stellte eine angebrochene Flasche Cognac auf den Tisch. »Möchten Sie auch ein Gläschen?«
    Cording schüttelte den Kopf. In was für ein Irrenhaus war er geraten? Es war kurz nach elf, die Patienten waren ruhiggestellt, und der Leiter der Anstalt schenkte sich munter einen ein.
    »Douglas Elliott, sagten Sie?« Pound rief die Daten auf den Schirm seines PCs. »In welcher Beziehung stehen Sie zu dem Patienten?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    »Ich bin sein Onkel«, log Cording.
    »Von einem Onkel steht hier nichts. Hier steht überhaupt nichts von einer Familie. Die Polizei hat uns nicht eine einzige Kontaktperson nennen können. Aber offensichtlich gibt es ihn doch, den guten Onkel. Warum kommen Sie so spät?«
    »Ich wohne nicht in England. Sagen Sie, Professor, wie geht es Doug? Macht er Fortschritte?«
    Pound schwenkte sein Cognacglas und blickte auf die goldbraune Welle, die im Innern umlief, als formuliere sich in ihr eine zufriedenstellende Antwort.
    »Wann kann er entlassen werden?«, hakte Cording nach.
    »Für eine Entlassung sehe ich in absehbarer Zeit nicht die geringste Chance«, antwortete Pound. »Ihr Neffe ist äußerst renitent, er ist eine große Gefahr für seine Umwelt. Selbst die ungewöhnlich starken Medikamente reichen nicht, um ihn zu beruhigen. Die meisten unserer Pfleger trauen sich kaum in seine Nähe.«
    Er stand auf und winkte seinen Besucher ans Fenster. »Sind das Bekannte von Ihnen?«
    Cording sah, wie Steve im Gras kniete und die Beine der jämmerlich gebückten, sich hin und her wiegenden Gestalt umschlossen hielt, die vor ihm im Rollstuhl kauerte. Maeva stand neben dem Patienten und streichelte ihm beharrlich über den Kopf. Das also hatten sie von Shark übrig gelassen. »Kennen Sie die Leute?«
    Cording nickte. »Warum sitzt mein Neffe im Rollstuhl?«, fragte er.
    »Er könnte auch gehen, aber er will nicht. Der Herr zieht es vor, geschoben zu werden. Ich sagte ja: renitent. Eigentlich müsste man ihn in die Geschlossene schicken, das würde uns eine Menge Arbeit und Ärger ersparen …« Pound ließ die Jalousien herunter. Als er sich umdrehte, war sein Besucher fort. Der Professor zuckte mit den Achseln und öffnete die Schublade seines Schreibtisches.
    Unterdessen zuckelte Cording im Lastenfahrstuhl von Stockwerk zu Stockwerk. Die Menschen in hellbrauner Anstaltskleidung schienen durch ihn durchzusehen. Als er in den Garten trat, schnappte er nach Luft wie ein Ertrinkender.
    »Fahr den Wagen direkt vor den Fahrstuhl, Steve«, sagte Cording, »und halt die Sachen bereit.«
    Eine Schwester näherte sich. »Tut mir leid, die Besuchszeit ist um.« Sie schloss die Ledermanschetten um Sharks Handgelenke und löste die Bremsen des Rollstuhls.
    »Lassen Sie mich das machen, Schwester«, sagte Cording, als sie hinter dem Patienten Aufstellung nahm, »ich habe meinen Neffen seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Für mich ist jede Sekunde wichtig, das verstehen Sie doch.«
    »Sie wissen, wo sich der Speisesaal

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