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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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zwischen Petrol Russia und Global Oil auszuhandeln, der die neuen Kräfteverhältnisse in der Arktis beim Abbau der dort schlummernden Öl- und Gasvorräte entsprechend berücksichtigte.
    »Das habt ihr ja fein gedeichselt in Alaska«, sagte McEwen, als er endlich auf der niedrigen Ledercouch Platz genommen hatte, »Kompliment.«
    »Was blieb uns denn anderes übrig?«, entgegnete Dowie lächelnd und machte es sich hinter seinem Schreibtisch bequem, von wo aus er auf seinen Gast herabsehen konnte.
    McEwen fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Der Trick mit dem niedrigen Besuchermöbel war das Einzige, was Dowie von ihm übernommen hatte. Es fühlte sich schon komisch an, derart herabgesetzt zu werden. Aber so leicht ließ er sich nicht kleinkriegen, nicht von Mark Dowie, der noch immer gehörigen Respekt vor ihm hatte, das wusste er.
    »Was soll ich sagen, Mark«, begann McEwen, »die russische Regierung sieht es überhaupt nicht gerne, dass die USA ihre aufgegebenen Militärbasen in den Freien Republiken Alaskas wieder besetzen wollen. Falls es dazu kommt – und das sage ich dir im Vertrauen –, plant Moskau die Einrichtung einer paramilitärischen Sondereinheit, die die russischen Interessen in der Region notfalls mit Waffengewalt durchsetzen soll. Diese sogenannten Polarstreitkräfte unterstehen dem Inlandsgeheimdienst FSB. Das sind die ganz harten Jungs. Speziell für den Küstenschutz ausgebildet. Wollt ihr es wirklich so weit kommen lassen?« Er tupfte sich die Schweißperlen von der Oberlippe. »Du hast Nowikov in Jalta doch erlebt, Mark. Der Bastard meint es ernst, das kannst du mir glauben. Müssen wir uns diese Scheiße antun? Ein kalter Krieg am Nordpol ist das Letzte, was wir jetzt brauchen. Also sprich mit Hurst, mach Global Oils Einfluss im Weißen Haus geltend. Wenn Washington auf die Stationierung in Alaska verzichtet, werden wir uns einig. Dreißig Prozent aller Förderungen gehören dann euch. Zwanzig Prozent gehen an Kanada, fünf an Dänemark. Der Rest ist für uns. Du musst zugeben: Der Deal ist fair.«
    McEwen wuchtete seinen Körper von der Couch und schritt zwischen der Fensterfront und der gegenüberliegenden Wand hin und her, ganz so, wie er es in diesem Raum früher immer gemacht hatte, wenn er die Besucher mit seiner bulligen Gestalt zu beeindrucken versuchte. Mark Dowie fand das nicht amüsant, denn jetzt war er es plötzlich, auf den herabgesehen wurde.
    »Wenn du das dem Präsidenten nicht verklickern willst, Mark, dann mache ich es eben«, sagte McEwen, »wir können uns zwar nicht ausstehen, aber guten Argumenten gegenüber hat sich der Mann noch nie verschlossen. Im Übrigen«, fuhr er grinsend fort, »könnten die Vereinigten Staaten eine ganze Menge Pluspunkte sammeln …«
    »Bei wem?«
    »Bei den URP. Du weißt doch, wie sie aufgeheult haben, als sie von eurem Freundschaftsvertrag mit Alaska erfuhren. Es geht sogar das Gerücht, dass diese Südseezicke Maeva den von euch annektierten Republiken demnächst einen Besuch abstatten will.«
    Dowie blickte entsetzt auf: »Ist das wahr!?«
    »Was ist plötzlich los mit dir?«, fragte McEwen. »Du nimmst diese Dame doch nicht etwa ernst?!«
    Mark Dowie schaltete den Computer an. »Setz dich, Bob«, sagte er mit einer Bestimmtheit, die McEwen überraschte. »Ich will dir einen Bericht des Ersten Deutschen Fernsehens zeigen, aufgezeichnet vor zwei Tagen in einem Provinznest namens Meldorf. In Deutschland wohlgemerkt. Ein gesittetes, zivilisiertes Land, das für seine revolutionären Neigungen nicht gerade berühmt ist, wie wir wissen.«
    Robert McEwen griff sich eine Handvoll Pistazien aus der Glasschale. Auf dem Domplatz im Zentrum des besagten Kaffs hatte sich rund um die wuchtige Kirche eine unübersehbare Menschenmenge versammelt, die sich, wie aus der Hubschrauberperspektive nun klar zu erkennen war, bis weit in die zahlreichen Seitenstraßen ergoss. Man musste die Anmoderation nicht verstehen, um zu erkennen, dass es sich um ein hysterisches Spektakel handelte. Als Maeva die Bühne erklomm, schienen sich die Fachwerkhäuser der Altstadt gegenseitig zu stützen, um von dem Jubelsturm nicht umgeweht zu werden. Dabei hatte die Dame im Gegensatz zu ihrem Auftritt in der Sydney-Oper diesmal auf jeden folkloristischen Schnickschnack verzichtet, sie kam weder bauchfrei daher, noch schmückten Blumen ihr Haar. Sie steckte, dem Schmuddelwetter entsprechend, in einem schlichten Trenchcoat, was der Begeisterung jedoch keinen Abbruch

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