Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
Vom Netzwerk:
Spielbude aussehen ließ.
    Drei Stunden waren sie in dem Hotel unterwegs. Steve verlor als Erster die Lust. Er wollte am East Pool unter Palmen liegen und den Wasserfontänen lauschen, deren Nebel das mit drei Kuppeln versehene Hauptgebäude hinter einem feuchten Schleier verbargen, auf dem die Wüstensonne ihre Regenbögen zauberte. Shark und Cording willigten ein. Sie sagten auch nicht Nein, als Steve nach zwei Stunden des süßen Müßiggangs vorschlug, das Abendmahl im Schatten noch größerer Palmen im Cascade Restaurant einzunehmen. Bei schillernden Meeresfrüchten und einer gepflegten Flasche Wein. Auch dafür war der Palace von Abu Dhabi inzwischen nämlich gut …
    »Ich wusste doch, dass ich Sie früher oder später hier treffen würde!«
    Cording, der in der Lobby gelangweilt die Ankunft cremefarbener Luxuskarossen beobachtete, setzte die Kaffeetasse ab und blickte sich um.
    »John! John Knowles!« Er sprang auf, packte den ergrauten Mann, der da grinsend vor ihm stand, bei den Schultern und drückte ihn überschwänglich an sich, was in der Sitzgruppe nebenan für einige Verwirrung sorgte. »Sie sehen gut aus«, bemerkte Cording, nachdem er den Amerikaner einmal von Kopf bis Fuß gemustert hatte. »Setzen Sie sich doch …«
    Knowles gehörte zu den fünfzig internationalen Journalisten, die wie er vor einigen Jahren von der tahitianischen Regierung eingeladen worden waren, um sich vor Ort über den radikal-ökologischen Wandel zu informieren, den die Südseeinsel unter Omai vollzogen hatte. Er mochte diesen knorrigen, bärbeißigen Kerl, der vor langer Zeit mit einer Artikelserie in der »New York Times« weltweit von sich reden gemacht hatte, als er die Verwicklung der »Bush-Wolfowitz-Bande« in die Terroranschläge auf das Pentagon und das World Trade Center nachzuweisen versuchte.
    »Erzählen Sie«, sagte Cording, »sind Sie noch bei der ›Times‹?«
    Knowles nickte. »Ich weiß auch nicht, die Typen wollen partout nicht auf mich verzichten. Aber abgeschoben haben sie mich. Ich arbeite jetzt als Nahostkorrespondent. Seit zwei Jahren.«
    Cording deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf das prunkvolle Ambiente, das sie umgab. »Na, jedenfalls sind sie nicht knauserig.«
    »Das würde ich nicht behaupten«, antwortete Knowles und stutzte. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass meine Zeitung mich auch nur einen Tag … Ich bitte Sie!«
    »Ja, und was treiben Sie dann hier im Hotel?« Cording blickte verstohlen auf die Uhr. Noch zehn Minuten, dann war er mit Shark und Steve verabredet. Zum ersten Mal wünschte er sich, dass sie sich wie gewöhnlich verspäteten.
    »Ich bin auf der Suche nach Maeva«, antwortete Knowles, »und ich dachte, dass Sie vielleicht den Kontakt herstellen könnten. Ist euch eigentlich bewusst, welchen Hype EMERGENCY TV mit ›Maevas Reise‹ im Internet ausgelöst hat?«
    Cording betrachtete sein Gegenüber wie einen alten Freund. Einen wie ihn hätte er gerne im Team gehabt. »Woher wissen Sie von unserem Aufenthalt in Abu Dhabi?«, fragte er. »Es ist schließlich die erste Station, die wir nicht publik gemacht haben.«
    »Sie wissen doch: Man hat so seine Quellen.«
    »Quelle gegen Kontakt. Anders läuft das nicht, John.«
    Knowles kratzte sich am Hinterkopf. »Wenn Sie versprechen, dass Sie es für sich behalten, nenne ich Ihnen die Quelle.«
    »Abgemacht.«
    »NSA. Die Nationale Sicherheit. Ich kenne da einen, der einen kennt …«
    Cording hatte das Gefühl, als hätte man ihm soeben einen Stromschlag verpasst. Er brauchte einige Sekunden, um sich von dem Schrecken zu erholen. »Sie scherzen«, sagte er, so ruhig es eben ging, obwohl ihm längst klar war, dass Knowles die Wahrheit sprach.
    Shark hatte also recht gehabt, der Typ auf dem Marktplatz von Djenné war nicht zufällig dort gewesen. Sie befanden sich im Fokus des größten Nachrichtendienstes der Welt, und dass amerikanische Geheimdienste vor nichts zurückschreckten, war hinlänglich bekannt. Er überlegte, ob es Sinn machte, Maeva darüber zu informieren. Vielleicht sollte er die Sache für sich behalten, um ihr unnötigen Druck zu ersparen.
    »Was ist?«, hörte er Knowles sagen. »Bekomme ich mein Interview?«
    »Okay«, murmelte Cording, immer noch sichtlich benommen, »ich frag sie. Ihr mögt euch ja, was sollte sie dagegen haben. Heute geht das allerdings nicht.«
    »Stehen vermutlich wichtige Termine an …«
    Cording runzelte die Stirn: »John Knowles, Sie altes Schlitzohr. Ich könnte

Weitere Kostenlose Bücher