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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Anwesenheit zu bemerken, denn die Augenlider zuckten und öffneten sich langsam. Er sah sie mit seinen graugrünen Augen an und versuchte ein Lächeln, aber das geriet mehr zu einer Grimasse.
    Sie hielt den Finger an die Lippen und schaute ihn liebevoll an.
    »Grüß dich, kleiner Stachel«, flüsterte sie und nannte ihn bewusst bei seinem Spitznamen aus der Kindheit. Sein eigentlicher Name bedeutete nämlich so viel wie etwas Scharfes, Spitzes, etwa wie ein Schwert oder auch Dorn, und als sie damals dahinterkam, hatte sie als Kosenamen für ihn »kleiner Stachel« erfunden und ihn oft so genannt. »Wie geht es dir?«
    Wieder misslang das Lächeln. »Wie es einem so geht, den man erdolchen wollte«, versuchte er zu scherzen.
    »Der Attentäter hat es selbst mit dem Leben bezahlen müssen.«
    »Ich weiß, Caol hat ihn wohl getötet.«
    Sie nickte. »Stimmt, nur dass der Schuft vorher noch Brehon Áedo töten konnte.«
    Colgú versuchte, dem Körper eine andere Lage zu geben, stöhnte aber sogleich von Schmerzen gepeinigt auf.
    »Lieg still!«, herrschte ihn Fidelma an. »Du darfst dich nicht bewegen.«
    »Hat man dich mit den Nachforschungen betraut?« Colgú fiel es schwer zu sprechen.
    »Keine Bange!« Fidelma konnte sich nicht eines zynischen Lächelns enthalten. »Rein formell gesehen ist Brehon Aillín verantwortlich, aber ich helfe ihm.«
    Colgú presste die Lippen zusammen. »Áedo war ein guter Mann. Er ist kaum einen Monat mein Oberster Brehon gewesen.«
    Fidelma bemerkte, wie die Zeit verrann, sie durfte und wollte den Kranken nicht über Gebühr ermüden. »Ich muss dir eine Frage stellen, Bruder. Wer ist oder wer war Liamuin?«
    Verständnislos sah er sie an.
    »Liamuin? Was soll die Frage?«
    »Als der Attentäter auf dich einstach, rief er ›Rache für Liamuin!‹.Offensichtlich wollte er dir damit doch etwas zu verstehen geben.«
    Ihr Bruder schloss die Augen und schüttelte andeutungsweise den Kopf.
    »Ich kann mich an nichts erinnern, weiß nur, dass er etwas schrie. ›Rache für Liamuin!‹, sagst du?«
    Fidelma nickte.
    »Ich kenne niemand mit dem Namen.«
    »Wirklich niemand? Niemand aus früheren Zeiten, eine Verwandte, Freundin oder Bekannte?«, versuchte sie nachzuhelfen.
    »Niemand. Wahrhaftig, Schwester, der Name sagt mir nichts.«
    Fidelma beugte sich über den Leidenden im Bett, drückte ihm die Hand und lächelte ihn aufmunternd an.
    »Ruh dich aus, kleiner Stachel. Mach dir keine Gedanken. Deine einzige Aufgabe ist, wieder auf die Beine zu kommen.«
    »Ich will’s versuchen, Schwester«, versprach er mit einem gequälten Lächeln.
    Noch ehe ihr Eadulf draußen vor der Tür eine Frage stellen konnte, schüttelte Fidelma enttäuscht den Kopf.
    »Er konnte nichts mit dem Namen anfangen.«
    »Dann bleibt die Sache rätselhaft. Warum versucht jemand einen umzubringen, schreit dabei wie zur Rechtfertigung seiner Tat einen Namen heraus, der aber keinem etwas sagt, und muss außerdem damit rechnen, bei dem Attentat selbst getötet zu werden?«
    »Dem Attentäter hat der Name etwas gesagt«, erwiderte Fidelma.
    »Das schon, aber …«
    »Vielleicht brauchte er ihn für sein eigenes Selbstverständnis, egal, ob er dem Opfer etwas bedeutete. Eher als eine Rechtfertigung für sich selbst.«
    »Das ist ganz schön tiefgründig.«
    »Nichts ist tiefgründiger als ein verwirrter Verstand.«
    »Nur hilft es uns bei der Suche nach dem Wer und Warum nicht weiter«, stellte Eadulf fest. Er schaute zum Fenster und auf die treibenden Wolken. »Wir sollten uns im Ort umsehen, möglicherweise bringen wir dort etwas über das Pferd des Attentäters in Erfahrung. Das heißt …«
    Sie spürte das Zögern in seiner Stimme.
    »Das heißt was?«
    »Wir haben Alchú versprochen, mit ihm auszureiten.«
    Sie hatte es durchaus im Hinterkopf, doch gehofft, Eadulf hätte es vergessen. Verärgert biss sie sich auf die Lippen.
    »Geh bitte zu Muirgen und erklär ihr die Situation, ich laufe derweil schon in den Ort hinunter und frage im Gasthaus nach.«
    Eadulf schüttelte den Kopf. »Es geht um Alchú, und wenn, dann müssen wir es ihm sagen und nicht Muirgen.«
    Kurz hatte es den Anschein, sie wolle ihm widersprechen, doch fast im selben Moment gab sie nach. »Also gut.«
    »Lady! Eadulf! Wartet einen Moment!«
    Es klang dringend, und beide drehten sich um. Den Gang entlang kam Gormán auf sie zugeeilt.
    »Ich komme gerade von meiner Mutter. Sie hat Interessantes zu berichten, das könnte uns auf die Spur des

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