Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
gelegt.«
»Gibt es wirklich Leute, die Donennach stürzen und die Friedensruhe stören wollen?«, fragte Eadulf.
»Ist das nicht der übliche Lauf der Dinge?« Der Müller schaute sorgenvoll drein. »Doch lassen wir das. Die Geschichte mit Liamuin habe ich euch nun erzählt. Sie war eine hübsche junge Frau, leider aber zu leichtfertig. Viele verliebten sich in sie, sie hat den falschen Mann gewählt, hat dafür lange gelitten, wurde geschlagen, war gezwungen, ihre Tochter bei ihm zu lassen. Dort, wohin sie geflohen war, wurde sie mit der Familie meines lieben Freundes, der ihr Unterschlupf gewährte, ermordet. Ihr Leben war eine einzige Tragödie.«
»Möglicherweise ist das noch nicht die ganze Geschichte von Liamuin«, äußerte sich Fidelma vage. »Wenigstens kann ich die Tragödie etwas mildern, Marban, und dir eine gute Nachricht bringen. Aibell konnte vom Anführer der Sliabh Luachra fliehen und befindet sich zu dieser Stunde sicher in Cashel. Fidaig habe ich zur Rede gestellt, und er hat – wie ich schon sagte – eingesehen, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, und ist deswegen bereit, Bußgeld und Wiedergutmachung zu zahlen.«
Der Müller starrte sie ungläubig an. »Liamuins Tochter lebt, und es geht ihr gut?«
»Du kannst beruhigt sein, deine Nichte ist bei uns gut und sicher aufgehoben.«
Dem kräftigen Kerl traten Tränen in die Augen, doch sogleich fasste er sich wieder und sagte mit fester Stimme: »Liamuin würde überglücklich sein. Der alte Spruch bewahrheitet sich: Dunkle Gewitterwolken ziehen nur herauf, um zu beweisen, dass die Sonne sich immer wieder Bahn bricht. Das Unmögliche kann doch geschehen.«
»Ich bin sicher, sie wird dich aufsuchen und von dir die ganze Wahrheit hören wollen, warum ihre Mutter sie imStich lassen musste«, beteuerte ihm Fidelma zuversichtlich. »Darüber hinaus glaube ich, dass sich bald offenbaren wird, was sich tatsächlich im rath von Menma zugetragen hat – und wer dafür zur Rechenschaft zu ziehen ist.«
Kaum waren ihr diese Worte über die Lippen gekommen, da schlug einer von Marbans Leuten heftig gegen die Tür der Mühle und kam hereingestürzt, ohne die Aufforderung abzuwarten. »Pferde jagen heran«, keuchte der Mann, »es ist Gláed mit seiner Gefolgschaft.«
Kapitel 17
Marban war vor Schreck leichenblass geworden. Gormán riss ihn aus seiner Starre. »Sind unsere Pferde sicher und geborgen? Oder kann man sie leicht entdecken? Los, Mann, wir müssen handeln!«
»Sie stehen ungeschützt unter freiem Himmel, für jeden sichtbar. Bis wir sie in die Ställe gebracht haben, hat man sie längst gesehen.«
Eadulf warf einen Blick auf die Treppe, die nach oben führte, wohin sie sich schon einmal geflüchtet hatten. Doch Fidelma, die seinen Gedanken erriet, machte seine Hoffnung zunichte. »So etwas geht nur einmal gut.«
Schon hörten sie Pferde herangaloppieren. Es blieb keine Zeit, auf Auswege zu sinnen. Gewohnheitsmäßig griff Gormán sein Schwert, eine sinnlose Geste. Fidelma schob seine Hand beiseite.
»Widerstand bringt uns nichts, höchstens einen rascheren Tod. Das Einzige, was uns retten kann, sind mein Rang und mein Amt, auch wenn sich Gláed darum wenig scheren wird.«
Eadulf hätte sich lieber versteckt, als sich dem unberechenbaren Sohn von Fidaig gestellt, aber Fidelma ging bereits zur Tür, gefolgt von Marban, der verzweifelt die Hände rang.
Kaum traten sie aus der Mühle, da kam bereits ein Trupp von dreißig Reitern angejagt. Und es war, wie befürchtet – zu den ersten gehörte der Mann, den Fidelma zuvor von der Dachstube aus als Gláed oder besser als Bruder Adamrae erkannt hatte.
Aber schon im nächsten Moment stutzten sie, denn nebenGláed ritt eine ihnen vertraute Gestalt – Conrí, Kriegsherr der Uí Fidgente –, und auf Gláeds anderer Seite Socht.
Unmittelbar vor Fidelma und ihren Gefährten brachten die Reiter ihre Pferde zum Stehen. Dass Conrí verblüfft war, sie zu sehen, nahm nicht Wunder.
»Lady!«, begrüßte er sie überrascht. »Was in aller Welt machst du hier?«
Fidelma antwortete kühl: »Die gleiche Frage könnte ich dir stellen, Conrí, … noch dazu in solch einer Begleitung.«
Sie warf einen Blick auf Gláed und bemerkte erst jetzt sein verdrießliches Gesicht und die Hände, die die Zügel in merkwürdiger Verrenkung hielten. Man hatte ihm die geschundenen Handgelenke zusammengebunden. Fragend sah sie Conrí an.
Er stieg grinsend ab. »Dein Verdacht war nicht unbegründet, Lady. Es ist
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