Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
erschlagen.«
»Liamuin konnte sich bei Menma verbergen, und wegen ihrer Tochter wurde gar nichts unternommen?«
»Was konnten wir machen? Das Kind war eine Haussklavin geworden – und das ausgerechnet bei Fidaig. Wir haben sie für so gut wie tot gehalten.«
»Aber gestorben ist sie nicht. Ich habe mit Fidaig darüber gesprochen, und er hat eingesehen, dass es dem Gesetz nach unrecht war, das Mädchen von Escmug zu nehmen, obwohl er wusste, dass sie schon im Alter der Wahl war.«
Man sah dem Müller an, dass er das nicht zu glauben vermochte. »Lady, du hast selbst gesehen, dass wir nicht weit von dem Gebiet der Luachra leben, in dem Fidaig und seine Söhne herrschen. Seine Macht erstreckt sich sogar über die Hügelketten, auf denen mein Freund Menma lebte. Als ich erfuhr, dass Escmug Aibell den Luachra übergeben hatte, schwand jede Hoffnung, sie zu retten.«
»Reden wir zuerst über Gláed«, sagte Fidelma. »Er soll aufder Seite der Uí Fidgente in den Kämpfen am Cnoc Áine dabei gewesen sein, obwohl sein Vater das nicht wollte.«
Marban presste die Lippen zusammen. »So war es, Lady. Fidaig hat den Ansprüchen Eoganáns auf die Königswürde von Cashel nichts abgewinnen können. Überhaupt waren ihm die Uí Fidgente gleichgültig. Er wollte sein Lehnsgut über die Höhen des Sliabh Luachra ausdehnen. Umschlossen von schroffen Bergketten ist es wie eine natürliche Festung.«
Eadulf rieb sich nachdenklich das Kinn. »Wie gut ist Gláed unter den Uí Fidgente bekannt? Gewiss kennen ihn alle Adligen der Uí Fidgente. Conrí zum Beispiel auch.«
Fidelma verstand, worauf Eadulf hinauswollte, doch Marban verneinte die Frage.
»Ich bezweifle, dass ihn außerhalb dieser Grenzgebiete überhaupt viele kennen. Er ist zwar ehrgeizig über alle Maßen, aber vergiss nicht, er ist vom Stamm der Sliabh Luachra und hatte sich Eoganán nur mit einem kleinen Trupp seiner Stammesleute angeschlossen – und das ohne Billigung seines Vaters. Nach Eoganáns Niederlage hatte er für die Uí Fidgente keinerlei Bedeutung. Der Krieg ist mittlerweile vier Jahre her.«
»Ob Gláed weiß, welche Symbolkraft das cathach hat?«
»Ihm persönlich mag es nicht viel bedeuten, doch er dürfte wissen, dass jeder aufrührerische Prinz der Uí Fidgente nichts unversucht lassen würde, es nach Dún Eochair Mháigh zurückzubringen. In den Händen unserer Adligen ist es ein machtvolles Wahrzeichen, ein Symbol unserer Vergangenheit und eine Verheißung unserer Zukunft – ein Symbol, dass wir kein besiegtes Volk sind.«
Gormán konnte kaum an sich halten, doch Fidelma wies ihn mit einem Blick zurecht.
»Wie du richtig bemerkt hast, Marban, der Krieg ist langevorbei. Wir hoffen, dass die Uí Fidgente von dem ehrgeizigen Streben abgelassen haben, ihre Vorherrschaft mit Krieg erzwingen zu wollen«, betonte Fidelma. »Viel zu viele haben für diesen Wahn ihr Leben lassen müssen. Unendlich viele Mütter haben ihre Söhne verloren.«
» Bella detesta matribus – Kriege, der Schrecken der Mütter«, ergänzte Eadulf leise.
»Ich wünsche mir Frieden, wie eigentlich jeder von uns«, bekräftigte Marban. »Ich bete darum, dass Fürst Donennach lange genug an der Macht bleibt, um zu sichern, dass dieser Friede, der nun schon vier Jahre anhält, weiterhin besteht. Es ist doch immer wieder so, dass das einzige Ergebnis eines Krieges Hass ist und erneuter Krieg. Ich befürchte, dass es bald wieder so kommt. Krieg wird aus Groll geboren. Du darfst nicht vergessen, Lady, in einem besiegten Land bringt die Niederlage seines Heeres drei weitere Heerscharen hervor: Eine Heerschar Verwundeter und Verkrüppelter, eine Heerschar Trauernder und Hassender und eine Heerschar von Dieben und Mitläufern. Aus diesen dreien erwächst erneut Feindseligkeit, um Sühne vom Sieger zu erlangen, Sühne durch weitere Bluttaten.«
Fidelma stimmte ihm bekümmert zu. »Das hätte ein Weiser gesagt haben können, Marban. Ich kann nur erwidern, da Cashel angegriffen wurde, musste es sich wehren. Doch ich bin mit dir einer Meinung, ein Sieg in einem Krieg entscheidet nicht, wer im Recht ist, sondern nur, wer der Stärkere ist. Der Sieg bringt keine Lösung, und deshalb bemühte sich mein Bruder, mit Fürst Donennach eine Übereinkunft zu erzielen. Immerhin hat er begriffen, dass es einen Weg zum Frieden zwischen Cashel und Dún Eochair Mháigh gibt.«
»Wollen wir also hoffen, dass ihm Zeit bleibt, den Frieden zu festigen. Der Groll hier ringsum hat sich nicht
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