Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
aufhetzen können, denn er ist kein geborener Uí Fidgente.«
»Es geht auch nicht um Gláed. Die Person, die mit dem cathach Kriegslust schüren will, steckt in Mungairit«, erklärte Fidelma mit Bestimmtheit.
Drei Hornstöße durchschnitten die Luft, und gleich darauf kam Socht hereingestürzt.
»Neue Reiter preschen heran. Meine Männer sind gewarnt und kampfbereit«, meldete er und hatte schon selbst zum Schwert gegriffen.
Fidelma sprang auf. »Wenn sie uns feindlich gesonnen sind, hätten sie ihre Ankunft nicht lautstark angekündigt«, wandte sie ein. »Natürlich sollten deine Krieger gewappnet sein, aber sorge dafür, dass sie nicht voreilig handeln. Erst müssen wir wissen, wer die Ankömmlinge sind und was sie wollen.«
Beunruhigt harrten sie draußen vor der Mühle der Dinge, die da kommen würden. Doch sie blieben nicht lange im Ungewissen.
Es war Fidaig, Herrscher der Luachra, der mit etwa zwanzig Kriegern auf das Mühlengelände zog. In gehöriger Entfernung hielt er an, glitt vom Sattel, übergab Artgal, der neben ihm ritt, die Zügel seines Pferdes, und ging mit ernstem Gesicht auf die Wartenden zu. Mit prüfendem Blick schätzte er die Gruppe ab und entdeckte Fidelma.
»Ich hatte nicht erwartet, dich so bald wiederzusehen, Lady«, sagte er.
»Mir geht es ähnlich, Fidaig«, erwiderte sie. »Wie soll ich das verstehen? Ich dachte, du verfolgtest den Mann, der Ordan, den Kaufmann, ermordet hat, und wolltest nach Barr an Bheithe?«
»Das war auch meine Absicht.«
»Und jetzt?«
»Ich habe Gláed, meinen Sohn, dort nicht angetroffen. Es hieß, er wäre überfallen worden und Conrí von den Uí Fidgentehätte ihn gefangen genommen. Ich hoffe, ihn hier vorzufinden, und fordere seine Herausgabe.«
»Wenn ich mich recht entsinne, Fidaig, trieb es dich nach Barr an Bheithe auf seine Festung, um ihn zur Rede zu stellen und ihn zu bestrafen, sofern er sich etwas hat zuschulden kommen lassen«, entgegnete Fidelma in aller Ruhe. »Er hat wahrhaftig einiges auf dem Kerbholz, und die Uí Fidgente haben einen vorrangigen Anspruch auf deinen Sohn.«
»Einen Sohn zu bestrafen steht dem Vater zu. Es ist mein gutes Recht als Vater, den eigenen Sohn zu bestrafen.«
»Seine Verbrechen wiegen zu schwer, als dass sie von einem Vater, selbst wenn er Anführer seines Clans ist, gerichtet werden können«, entgegnete Fidelma ernst.
»Was soll denn dann geschehen? Sollen Fremde über ihn zu Gericht sitzen? Etwa die Uí Fidgente?«
»Er ist in eine Verschwörung gegen den rechtmäßigen Fürsten der Uí Fidgente und wahrscheinlich sogar gegen den König von Cashel verstrickt«, erklärte Fidelma beharrlich. »Folglich wird ein Brehon von Muman über ihn richten, wenn es zu einer Gerichtsverhandlung kommt.«
Fidaig schnaubte verächtlich. »Mein Sohn gehört zu den Luachra und wird sich vor den Luachra verantworten. Ich gestatte niemandem, sich in Dinge einzumischen, die meinen Clan oder das Volk von Sliabh Luachra betreffen.« Er warf einen vielsagenden Blick auf seine bewaffnete Eskorte.
Fidelma erfasste die angedeutete Drohung, runzelte die Stirn und wies ihn in die Schranken.
»Was du gestattest oder nicht, spielt für mich keine Rolle, Fidaig. Du stehst einer dálaigh im Range eines anruth gegenüber. Selbst der Hochkönig hat meinen richterlichen Rat befolgt. Zudem habe ich die Machtbefugnis meines Bruders und spreche in seinem Namen, im Namen des rechtmäßigenKönigs von Muman. Gedenkst du wirklich, das Gesetz, das ich vertrete, und deinen König zu missachten? Widersetzt du dich mit Gewalt, kann ich nichts dagegen tun. Tust du das aber, wird es schlimme Folgen haben, und das weißt du genau, denn du widersetzt dich nicht nur den Gesetzeshütern im Lande, die ich genannt habe, sondern auch dem Obersten Brehon der Fünf Königreiche und damit dem Hochkönig selbst. Bist du ernstlich gewillt, derartige Folgen auf dich zu nehmen?«
Eine Weile schwieg Fidaig starrköpfig, sagte dann aber: »Du vertrittst deine Meinung mit der dir eigenen Bestimmtheit, Lady. Wohin wirst du meinen Sohn bringen?«
»Wir reiten von hier zur Abtei von Mungairit. Es ist dein gutes Recht, uns zu begleiten und dich davon zu überzeugen, dass dein Sohn ordentlich behandelt wird.«
Fidaigs Blick ruhte immer noch auf Fidelma. »Ich hätte gern mit meinem Sohn gesprochen, bevor man ihn nach Mungairit bringt.«
Fidelma deutete mit dem Kopf zur Scheune. »Man hält ihn dort in Gewahrsam.«
Fidaig zögerte. »Ich würde am liebsten
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