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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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um Mitternacht?«
    »Ich mag ja ganz schön alt sein, aber den Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht weiß ich noch recht gut«, empörte sich Aona.
    »Nimm’s nicht weiter krumm«, beschwichtigte ihn Fidelma. »Sprich nur weiter, was wolltest du uns sagen?«
    Aona stärkte sich mit einem Schluck corma und räusperte sich kurz.
    »Also das war so: Er kam um Mittag und berichtete, er wäre bei den Uí Fidgente gewesen. Er verlangte eine Mahlzeit und ließ sich beim Essen ganz schön Zeit. Ich hatte den Eindruck …« Er machte eine Pause und schien zu überlegen.
    »Ja? Was für einen Eindruck hattest du?«, fragte Fidelma.
    »Vielleicht irre ich mich, aber ich hatte das Gefühl, er war mit den Gedanken ganz woanders. Du weißt ja selbst, wie eitel er ist, kann sich nie genug brüsten und erzählt nur allzu gern Geschichten. Genau das mit den Kaufleuten und ihren Geschichten brachte mich ja auf ihn. Aber neulich hockte er lammfromm da und sagte kein Wort. Saß dort hinten ganz abseits.« Er wies auf eine dunkle Ecke der Schankstube.
    »Und nicht am Feuer?«, wunderte sich Fidelma. »In dieser Jahreszeit bei Kälte und Regen freut sich doch jeder über ein warmes Plätzchen.«
    »Hätte ich auch gedacht. Und Ordan ist ja sonst immer sehr geschwätzig, zieht sich gleich einen Stuhl ans Feuer und kann gar nicht genug erzählen. Diesmal jedoch verzog er sich gleich nach dort hinten und ließ mich hier allein sitzen.«
    Aona verstummte und nahm erneut Zuflucht zu seinem Becher.
    »Und weiter?«, ermunterte ihn Fidelma.
    »Er hatte die Mahlzeit beendet und hielt sich an seinem Humpen Ale fest, als ein weiterer Gast erschien. Schwierig, ihn einzuordnen, denn er trug einen langen Umhang mit Kapuze. Draußen vor der Tür hatte er sein Pferd, und Adag ging raus, um es zu versorgen. Der Neuankömmling bestellte sich corma und nahm etwa da, so zwischen dem Feuer und mehr zu Ordan hin, Platz.«
    »Ist dir nichts Bezeichnendes an dem Mann aufgefallen?«
    Aona schüttelte den Kopf.
    »War sein Umhang aus gutem Stoff, und was für Stiefel trug er?«, fragte Eadulf, und auch Fidelma sah den Wirt forschend an.
    »Ach, das meint ihr. Der Umhang war aus schwerem Tuch, gutes Gewebe, mit Biber eingefasst, zweifelsohne teuer. Die Kapuze ging weit übers Gesicht, und vorn zusammengehalten wurde der Umhang von … ja, wovon eigentlich? Ah, ich hab’s. Von einer Brosche aus Bronze, wie gearbeitet, kann ich nicht sagen, jedenfalls auffallend glänzend. Sie hielt den Stoff so fest zusammen, dass von dem, was er darunter trug, nichts zu sehen war. Die Stiefel waren aus weichem Leder und gediegen gearbeitet.«
    »Könnte es sein, dass Ordan den Mann erwartet hat?«, fragte Fidelma.
    »Beschwören kann ich das nicht«, meinte Aona achselzuckend.
    »Gänzlich verneinen aber auch nicht? Haben sie miteinander gesprochen?«
    »Sie nickten sich nur kurz zu, die übliche flüchtige Begrüßung, wenn Fremde in eine Schankstube kommen.«
    »Mir scheint, du willst noch etwas sagen«, drängte ihn Fidelma.
    »Der Fremde bat mich darum nachzuschauen, ob Adag das Pferd auch gut versorgte. Ich versicherte ihm, dass alles in Ordnung gehen würde, aber er gab keine Ruhe. Als ich dann zurückkam, glaubte ich leise Stimmen zu hören, doch beim Betreten der Gaststube saßen sie wie zuvor an den alten, also voneinander getrennten Plätzen. Kurze Zeit später erhob sich der Fremde, verabschiedete sich und ritt davon.«
    »Kannst du dich erinnern, wie sein Pferd aussah?«, wollte Eadulf wissen.
    Den Alten verwunderte die Frage, aber er erwiderte: »O ja. Es war grau, nur über den Sprunggelenken war es weiß. Sogar Adag fand, dass es so etwas wie ein Jagdpferd gewesen sein muss, eins, wie es Adlige reiten.«
    Eadulf lächelte befriedigt vor sich hin. »Der Fremde ritt also davon. Und Ordan?«
    »Genau das war es, was mich verblüffte. Er blieb und schlürfte sein Bier. Langsam wurde es dunkel, und er bestellte sich noch einmal etwas zu essen, weil es schon so spät wäre. Gegen Mitternacht zahlte er dann und erklärte, nach Cashel weiterreisen zu wollen. Ich fragte ihn, ob es sehr klug wäre, das unbedingt im Dunkeln zu tun. Ich hatte ja gesehen, dass er einen schwer beladenen Wagen hatte, und es kommt oft genug vor, gerade an der Brücke über den Suir und auf der Straße nach Cashel, dass Kaufleuten aufgelauert wird und man sie ausraubt. In der Gegend der Muscraige Breogain Berge treiben rauflustige Burschen ihr Unwesen.«
    »Und was hat er daraufhin

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