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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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zu und ging.
    »Da hatten wir Glück, er ist im entscheidenden Moment aufgetaucht«, meinte Gormán.
    Bruder Cuineáin hatte einen anderen Mönch herangewinkt und erteilte Anweisungen für die Unterbringung der Pferde. Man nahm die Satteltaschen ab, und der Verwalter bat, ihm zu folgen.
    »Ich werde alles tun, dass die Gastfreundschaft der Abtei nichts zu wünschen übrig lässt, und bitte abermals um Verzeihung, Schwester.«
    Fidelma errötete leicht. »Ich gehöre nicht mehr zu den frommen Schwestern. Ich bin, wie du vielleicht gehört hast, eine dálaigh und diene als solche im Auftrag meines Bruders, König Colgú von Cashel, dem Gesetz.«
    »Und aus welchem Grund wünschst du den Vater Abt zu sprechen, Lady?« Lediglich mit der anderen Wortwahl in der Anrede gab er zu erkennen, dass er ihrer Belehrung gefolgt war.
    »Auf meines Bruders Leben wurde ein Anschlag verübt, auf das Leben des Königs. Der Attentäter gab sich als Mönch dieser Abtei aus und behauptete, er hätte eine wichtige Botschaft von Abt Nannid zu überbringen. Das ist der Anlass, der uns hierher geführt hat.«
    Der Verwalter blieb stehen und sah sie erschrocken an. »Wenn das so ist, muss ich dich unverzüglich zum Abt bringen«, sagte er. Von seinem gebieterischen Auftreten war keineSpur mehr, er war wie umgewandelt. Fidelma hatte plötzlich einen in sich zusammengesunkenen, verängstigten Mann vor sich. Er gönnte sich kaum die Zeit, eine Laterne für das sichere Geleit der Gäste anzuzünden, und hastete ihnen voran durch die langen düsteren Gänge. Vor einer dunklen Eichentür machte er, fast außer Atem, halt.
    Wie um sich zu sammeln, blieb er einen Augenblick stehen und pochte dann dreimal heftig an die Tür. Mit einem gemurmelten »Wartet hier!«, öffnete er sie und verschwand. Dass er sie im Halbdunkel des Ganges stehen ließ, bekümmerte ihn nicht. Doch es dauerte nicht lange, und die Tür ging auf, und Bruder Cuineáin bat sie herein.
    Sie befanden sich in der Amtsstube des Abts, einem großen Raum, der durch mehrere Laternen ausgeleuchtet war. Wandteppiche gaben den grauen, kalt wirkenden Steinmauern etwas Wärme. Ein massives Schreibpult aus Eibenholz, ein handwerkliches Schmuckstück, fiel ihnen sofort ins Auge. Es wurde von einem Mittelfuß getragen, der weiter unten seine Last auf drei kurze Beine verteilte. Das Pult hatte den üblichen schrägen Aufsatz, gegen den die Schreiber Buch, Pergamentlage oder auch die taibhli filidh , die Tafeln der Barden, lehnen konnten. Das waren gerahmte Täfelchen aus Buche oder Birke, in die man flüssiges Wachs goss. Darauf ließ sich der Text ritzen, und man brauchte das Wachs nur wieder zu glätten, wollte man es erneut benutzen. An einer Wand hingen mehrere Buchtaschen. Etliche Stühle und ein großer Tisch, auf dem zwei Öllampen standen, vervollständigten die Einrichtung.
    Von dem Armsessel hinter dem Pult erhob sich ein großer, hagerer Mann, um sie zu begrüßen. Seine Gesichtszüge waren im flackernden Licht nicht recht zu erkennen, aber sein langes Gewand und das silberne mit Edelsteinen umlegteKreuz wiesen ihn als Abt aus. Er trug die Tonsur des heiligen Johannes, ein Zeichen, dass er sich weniger Rom als den Kirchen der fünf Königreiche von Éireann verpflichtet fühlte.
    Trotz der hin und her huschenden Schatten bemerkte Fidelma sofort, dass seine Augenbrauen über der Nasenwurzel ineinanderliefen, was sie ein wenig voreingenommen stimmte. Stets hatte man ihr gesagt, dass es ein Zeichen für missmutige Menschen sei. Natürlich wusste sie, dass es nur volkstümliches Geschwätz war, aber ganz freimachen konnte sie sich von der Vorstellung nicht. Hinzu kamen die schmalen Lippen und herunterhängenden Mundwinkel, die ihn nicht sonderlich sympathisch machten. Im Stillen schalt sich Fidelma, von Äußerlichkeiten beeindruckt zu sein, und musste an Juvenal denken. Fronti nulla fides . Das äußere Erscheinungsbild besagt nichts. Schließlich kannte ihr Bruder den Abt von Mungairit und hatte eine gute Meinung von ihm.
    »Ich bin Abt Nannid«, nahm er das Wort. »Mein Verwalter hat mich von den schrecklichen Geschehnissen in Cashel unterrichtet. Wie geht es dem König, deinem Bruder?«
    »Er ist am Leben. Dein Verwalter wird dich auch davon unterrichtet haben, dass ich nicht nur die Schwester des Königs, sondern auch eine dálaigh bin.«
    Der Abt schaute sie etwas verwundert an und nickte dann bedächtig.
    »Das hier neben mir ist mein Mann, Eadulf von Seaxmund’s Ham, und begleitet

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