Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
führt dich her?«
Conrí schwang sich vom Pferd und schlug dem Mann vertraulich auf die Schulter.
»Sei gegrüßt, Cúana. Wir kommen aus purer Neugierde.« Er wies auf Fidelma und Eadulf. »Und mit mir, das sind Lady Fidelma und Bruder Eadulf.«
Die Namen schienen dem Mann etwas zu sagen, denn er schaute sie überrascht an und verbeugte sich.
»Das ist Cúana, der Verwalter von Fürst Donennach«, stellte Conrí den Mann vor. »In Abwesenheit des Fürsten trägt er die Verantwortung für die Festung.«
»Mit anderen Worten, mir untersteht ein Trupp von gerade einmal zwanzig Kriegern«, erklärte Cúana und fügte leicht ironisch hinzu: »Die machen längst nicht so viel her wie die Burgbesatzung von Cashel, Lady.«
Fidelma und Eadulf saßen ab. »Ist hier alles ruhig, Cúana? Keine besonderen Vorkommnisse?«, erkundigte sich Fidelma.
Der junge Verwalter runzelte die Stirn. »Weshalb sollte es Anlass zur Besorgnis geben?«, fragte er zurück.
»Es sind ein paar seltsame Dinge passiert, mein Freund«, erklärte Conrí. »Lady Fidelma ist aus gutem Grund hier. Es hat einen Mordanschlag auf ihren Bruder, König Colgú, gegeben, und dabei ist der Oberste Brehon von Muman getötet worden. Lady Fidelma ist beauftragt, die Hintergründe des Attentats aufzudecken.«
Der Verwalter schien betroffen. »Ist dein Bruder außer Gefahr, Lady?«
»Soweit wir wissen, ja.«
»Aber was treibt dich ausgerechnet zu uns?«
»Das ist eine traurige Geschichte, über die wir später reden können«, erwiderte sie. »Zunächst möchte ich wissen, ob du etwas von einer Verschwörung gehört hast, die gegen Fürst Donennach im Gange ist. Sind dir irgendwelche Gerüchte zu Ohren gekommen, dass ein Rivale, der den Thron begehrt, vorhat, die Festung zu stürmen?«
Cúana riss erschrocken die Augen auf und blickte zu Conrí, als brauchte er eine Bestätigung, dass sie es ernst meinte.Als er dessen Gesichtsausdruck sah, wandte er sich wieder an Fidelma. »Ich habe nichts dergleichen gehört, Lady. Hier ist, wie schon gesagt, alles ruhig. Von einer etwaigen Verschwörung, die die Uí Fidgente in Misskredit bringen würde, habe ich nicht das Geringste bemerkt.«
Conrí legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Einen besseren Zeitpunkt, eine Verschwörung anzuzetteln, kann es kaum geben. Der beste Zeitpunkt, Fürst Donennach zu stürzen, ist in der Tat, wenn er außer Landes ist! Wir wissen doch nur zu gut, dass es einige gibt, die es ihm verübeln, den Friedensvertrag mit Cashel ausgehandelt zu haben. Deshalb bin ich auch gleich mit hergeeilt, um mich zu vergewissern, dass bei dir hier alles in Ordnung ist.«
»Nie war es ruhiger und friedlicher im Land als derzeit«, versicherte ihm der Verwalter.
Conrí schmunzelte. »Wenn das so ist, mein Freund, bitte ich dich in aller Form um deine Gastfreundschaft für mich und meine Gäste und natürlich auch meine Krieger.«
»Die soll dir gewährt sein. Ich hatte mich schon gewundert, weshalb du die Hälfte deiner Männer auf der anderen Seite des Ufers zurückgelassen hast. Wenn mich mein Auge nicht täuscht, so ist auch Socht, der Befehlshaber deiner Truppe, unter ihnen. Ah, jetzt begreife ich es: Du wolltest dich erst vergewissern, ob hier alles in Ordnung ist, ehe du sie ebenfalls den Fluss überqueren lässt. Ich betone noch einmal – alles ist ruhig und friedlich. Du kannst ihnen das Signal geben herüberzukommen. An Ale mangelt es nicht. Bitte sehr, Lady, die Festung steht dir zu Diensten.«
»Vermutlich sind alle Damen mit Fürst Donennach gezogen?«
»Das ist so, doch keine Sorge, falls du dich nach dem Ritt mit einem Bad erfrischen willst, wir haben weibliche Bediensteteda. Dir stehen genügend Frauen für deine Bedürfnisse zur Verfügung.«
Noch während seiner Ausführungen wurden sie über den Hof geführt, und Stallknechte kamen und übernahmen die Pferde. Conrí hatte einem seiner Krieger befohlen, zurückzugehen und Socht die Nachricht zu überbringen, er solle mit den restlichen Kriegern über den Fluss setzen. Die Wachposten auf den Mauern schienen Conrí und seine Männer zu kennen, denn man rief sich lockere Begrüßungen zu.
Conrí geleitete sie in die Große Halle, die weit beeindruckender war als das äußere Erscheinungsbild der Festung. An den Wänden hingen große gewebte Teppiche, Schilde mit den Wappen ihrer einstigen Besitzer und den dazugehörigen Schwertern. An einem Ende der Halle stand der Amtsstuhl des Stammesfürsten mit den kunstvoll
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