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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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sind wir nicht wirklich weitergekommen.«
    »Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass Ihr zu ungeduldig seid. Die großen Fragen der Menschheit lassen sich nicht an einem Nachmittag lösen.«
    »Glaubt Ihr denn, dass das Manuskript auf eine derart große Frage Antwort gibt?«
    Pfeiffer legte die beiden Karten vorsichtig in eines der Bücher und sagte ernst: »Warum sollte die Kirche es sonst vor der ganzen Welt verstecken wollen? Der Papst, seine Kardinäle und Bischöfe haben Angst vor jeder Art von Veränderung, denn die könnte ihre Macht und ihren Reichtum schmälern.«
    Jana kaute auf ihrer Unterlippe. Ob ihr Vater mehr gewusst hatte? Ob er zumindest geahnt hatte, worum es in dem Buch ging?
    »Ich schlage vor, dass wir gleich morgen früh nach Bordeaux aufbrechen. Ich glaube, dass wir dort die Lösung dieses Rätsels finden werden«, sagte Pfeiffer.
    »Aber erst hole ich noch mein Kleid ab«, erklärte Jana entschieden. Sie hatte nicht vor, im Winterkleid weiterzureiten.
    Langsam stand sie auf und klopfte den dicken, durchgeschwitzten Stoff glatt. Dann warf sie einen Blick auf das Bett. Es war eng. Sogar im Sitzen hatten sie kaum genug Platz, wie würde es erst beim Schlafen werden? Wenigstens waren die Laken sauber, das Stroh roch frisch und es gab kein Ungeziefer. Sie würden sich alle sehr, sehr schmal machen müssen, und wenn einer sich umdrehte oder bewegte, würden die anderen unweigerlich aufwachen.
    Bordeaux
    E S WAR WEIT NACH M ITTERNACHT , als der Bote abgehetzt und verschwitzt vom schnellen Ritt an die Pforten des Jesuitenklosters in Bordeaux klopfte. Er hatte den Nachtwächter an der Porte Cailhau bestechen müssen, um zu dieser Stunde die Stadt noch betreten zu dürfen. Nun hoffte er, dass der Abt des Klosters ihm die Summe erstatten würde.
    Aber es war ihm nichts anders übriggeblieben. Sein Auftraggeber, ein furchteinflößender Mann mit einem hässlich entstellten Gesicht, hatte sich klar und deutlich ausgedrückt: »Entweder schaffst du es, das Schreiben noch vor Morgengrauen nach Bordeaux zu bringen, oder du bist mit Sicherheit deine Anstellung und vielleicht auch dein Leben los. Und sei versichert, ich finde dich, egal, wo du dich versteckst.«
    Der junge Mann zweifelte nicht an der Richtigkeit der Worte. Hätte er doch nie diese riskante Stellung angetreten! Als sein Freund ihm erzählt hatte, dass die Jesuiten zuverlässige Boten brauchten und diese gut bezahlten, hatte er es eilig gehabt, sich zu melden. Er war ein guter, schneller Reiter, und bis jetzt war diese Tätigkeit eine feine Sache gewesen. Regelmäßiges Essen, sichere Bezahlung und ein Dach über dem Kopf. Aber der Auftrag des entstellten Bruders machte ihm Angst. Dieser Mann schien direkt aus der Hölle zu kommen und auch vor Mord nicht zurückzuschrecken.
    Endlich öffnete sich ein kleines Fenster im niedrigen Seitenflügel der Tür.
    »Was willst du um diese Zeit?«, fragte eine knarrende, unfreundliche Stimme.
    »Ich bringe ein dringendes Schreiben aus Dijon. Es ist für den Abt bestimmt und darf nur von ihm geöffnet werden.«
    »Von wem stammt es?«
    »Ich kenne den Namen des Auftraggebers nicht«, sagte der Bote wahrheitsgetreu.
    »Und deshalb weckst du mich mitten in der Nacht? Scher dich zum Teufel, du nichtsnutziger Bengel, und wag es nicht noch einmal, mich aus meinem warmen Bett zu holen.«
    Schon wollte der Mönch das kleine Fensterchen wieder zuknallen, als der Bote blitzschnell seine Faust dagegen drückte. Der Schmerz an den Handknöcheln war groß, aber er biss die Zähne zusammen.
    »Hast du nicht gehört? Du sollst dich trollen!«, schrie der Alte.
    »Der Mann, von dem die Nachricht stammt, ist ein Mitglied der Fraternitas Secreta!« Der Bursche hoffte inständig, dass er sich den merkwürdigen Namen richtig gemerkt hatte. Der Entstellte hatte ihm verboten, die Worte aufzuschreiben, aber er hatte ihm aufgetragen, sie nicht zu vergessen und im Notfall einzusetzen. Dies war eindeutig so ein Notfall.
    »Ein Mitglied wovon?«, fragte die Stimme hinter der Tür nun etwas freundlicher.
    Der Bote wiederholte den lateinischen Namen, und im nächsten Moment öffnete sich laut quietschend die Tür. Ein alter Mönch stand vor ihm. Der schwache Lichtschein einer kleinen Laterne zeigte seinen fast kahlen Kopf und fiel auf sein eingefallenes, faltiges Gesicht, in dem Angst und Entsetzen standen. »Folgt mir«, sagte er, und seine Stimme hatte nun jede Schärfe verloren. »Ich werde Abt Etienne sofort

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