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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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»Vielleicht finde ich dort einen Tuchhändler?«
    Pfeiffer sah sie erstaunt an. »Habt Ihr denn keinen Hunger? Sollten wir nicht zuerst eine Herberge suchen?«
    Jana sah ein, dass ein Platz zum Schlafen und ein voller Magen wichtiger waren als ein neues Kleid. Außerdem hatte sie ihrem Pferd doch gerade einen Stall zum Ausruhen versprochen.
    Trotzdem konnte sie es kaum erwarten, in einem der vielen kleinen Läden, die sich rund um den Marktplatz befanden, nach passendem Stoff zu suchen.
    Es war bereits spät am Nachmittag, als sie endlich die Herberge verließen, wo ihnen der Besitzer eine kleine, aber saubere Kammer für drei Personen vermietet hatte. Der Wirt hatte ihnen auch den Namen eines kleinen Ladens genannt, dessen Besitzerin, eine junge Witwe, nicht nur Kleider nähte, sondern auch bereits getragene Kleider verkaufte und sie für die neue Besitzerin abänderte. Das ging viel schneller, als ein neues Kleid anfertigen zu lassen.
    Sebastian begleitete Jana, um für sie zu übersetzen, Pfeiffer kam ebenfalls mit, weil er offenbar nichts Besseres zu tun hatte. Nun saß er auf einem kleinen Hocker in der Ecke des Ladens, schaute gelangweilt aus dem kleinen Fenster, das direkt auf den Marktplatz führte, und zählte die Passanten, die Handkarren und die Minuten. Es war unglaublich, wie lange Jana brauchte, um ein passendes Kleid auszusuchen. Mittlerweile hatte sie bestimmt zehn verschiedene anprobiert, aber keines gefiel ihr so gut, dass sie es kaufen wollte. Pfeiffer hingegen fand sie alle ganz nett und konnte eigentlich keine größeren Unterschiede erkennen.
    »Hattet Ihr dieses Kleid nicht schon einmal an?«, fragte er misstrauisch, als Jana zum zigsten Mal hinter dem Sichtschutz aus Leinen hervorkam und sich in dem kleinen Quecksilberspiegel betrachtete, den die Schneiderin ihr hinhielt.
    Jana schüttelte den Kopf. »Nein, aber Ihr habt recht, ich habe ganz zu Beginn ein hellgrünes Kleid probiert. Schade, dass man die Stoffe der beiden Kleider nicht übereinanderlegen kann. Seht nur, das würde ein wundervolles Muster ergeben.«
    Jana trat zu Pfeiffer und ignorierte seinen gequälten Gesichtsausdruck. Ein Kleid hatte sie an, ein anderes hielt sie im Arm. Nun legte sie den leicht transparenten Teil des einen Kleides auf den dunkleren Stoff des anderen Kleides, was ein hübsches Muster ergab. Auch die Schneiderin, eine stämmige junge Frau mit rundem Gesicht und rosigen Wangen, nickte begeistert.
    Pfeiffer starrte auf die beiden Stoffe, nahm sie in die Hand, löste sie voneinander und legte sie wieder übereinander. Er war offenbar mit seinen Gedanken ganz woanders.
    Plötzlich sprang er auf, umarmte Jana kurz und ließ sie dann wieder los. »Das ist es!«, rief er entzückt.
    Verwirrt starrte Jana ihn an. Er hatte sie noch nie in den Arm genommen! Was war mit ihm los? Hatte er vor Langeweile den Verstand verloren?
    »Ich wusste gar nicht, dass schöne Stoffe Euch derart begeistern können«, meinte Jana irritiert.
    »Aber nicht doch!«, rief Pfeiffer. »Es geht gar nicht um den Stoff. Jana, Ihr habt eben das Rätsel der Landkarten gelöst. Ich muss auf der Stelle zurück in die Herberge und überprüfen, ob ich recht habe.«
    Jana verstand kein Wort von dem, was der Wissenschaftler sagte. Doch er war schon fast aus der Tür. »Kauft Euch ein Kleid und sagt der Schneiderin, dass wir es morgen abholen und bezahlen!«, rief er noch, winkte ihr zu und verließ den Laden. Die kleine Glocke an der niedrigen Tür klingelte laut, als er auf die Straße trat.
    Jana sah ihm kopfschüttelnd nach und wandte sich an Sebastian: »Was war das denn gerade?«
    Der Junge zuckte hilflos mit den Schultern. » Je ne sais pas . Isch ’abe keine Ahnung.«
    Jana wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Kleidern zu und erklärte Sebastian noch einmal ganz genau, was sie wollte. Der Junge übersetzte für die Schneiderin, die immer wieder nickte und Jana schließlich ein olivgrünes Kleid brachte. Mit geschickten Fingern steckte sie Nadeln ins Kleid, veränderte die Weite der Ärmel, den Ausschnitt und die Länge. Dann trat sie einen Schritt zurück und wog zufrieden den Kopf.
    »Ce trés jolie!« , sagte sie begeistert. Und Jana verstand, was sie sagte.
    »Kannst du nach dem Preis des Kleides fragen?«, bat Jana. Sebastian wechselte wieder ein paar Sätze mit der Frau und nannte Jana eine Summe, die ihr sehr günstig erschien.
    »Warum will sie so wenig Geld?«, fragte Jana misstrauisch.
    »Sie sagt, die Frau, der die Kleid ge’ört

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