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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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stopfen, während die Männer den gefangenen Fischen die Köpfe abschlugen und sie in große Behälter mit Salz legten.
    Kinder liefen den Strand entlang und sammelten Muscheln in verbeulten Eimern. Auch hier schätzte man die gekochten Schalentiere mit einer feinen Knoblauchsoße.
    Jana und Doktor Pfeiffer ritten hinunter zum Hafen, wo nicht nur die bunten Fischerboote lagen, sondern auch große Schiffe mit eindrucksvollen Masten und eingerollten Segeln ankerten.
    Eines der Schiffe wurde gerade entladen. Seinen Bug zierte eine halbnackte Meerjungfrau, und daneben stand in roten Buchstaben »Santa Maria«. Aus dem Bauch des Schiffs holten Männer mit einem Flaschenzug dicke Fässer und schwere Kisten an Land.
    Pfeiffer sprach einen der Seeleute an. Der Mann war Spanier, und so konnte sich Pfeiffer mit etwas Mühe und seinen Lateinkenntnissen halbwegs verständlich machen. Er fragte nach einem Schiff, das Richtung Santander segelte.
    »Wohin wollt Ihr denn?«, fragte der Seemann. Er war ein großer, stämmiger Mann mit dunkler, sonnenverbrannter Haut, die an Leder erinnerte. Unter seinem fleckigen Kopftuch war kohlrabenschwarzes Haar zu sehen, der untere Teil seines Gesichts war von einem dichten Bart zugewuchert. Er beaufsichtigte die Männer beim Löschen der Schiffsladung und zeigte ihnen, welches Fass auf welchen Wagen geladen werden sollte. Offenbar war er der Kapitän des Schiffes.
    »Nach Lissabon.«
    »Das ist eine weite Reise«, sagte der Mann und kratzte sich hinter dem Ohr. »Und Ihr wollt die Pferde und die Frau mitnehmen?« Er bedachte Jana mit einem neugierigen Blick von der Seite.
    »Ja, natürlich«, sagte Pfeiffer.
    »Ich breche morgen nach Porto auf und mache halt in den Häfen von San Sebastian, Santander, Gijon, La Coruña und Vigo. Aber Frauen an Bord bringen Unglück. Das würde meiner Mannschaft nicht gefallen.«
    »Ich kann meine Frau doch nicht hier zurücklassen!«, sagte Pfeiffer.
    Jana sah ihn entsetzt an. Hatte der Arzt sie eben als seine Ehefrau ausgegeben, oder hatte sie sein verballhorntes Latein falsch verstanden?
    Der Kapitän dachte nach, dann sagte er: »Das bringt viel Unruhe in die Mannschaft, auch wenn sie Eure Frau ist. Die Männer sind abergläubisch und ängstlich.«
    »Ich zahle Euch die doppelte Summe des üblichen Preises für die Fahrt«, bot Pfeiffer an.
    Der Kapitän fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen und überlegte laut: »Das Schiff ist bloß halbvoll beladen, weil einer der Kaufleute seine Ware nicht rechtzeitig geliefert hat. Ich könnte zusätzliche Einnahmen gut gebrauchen. Im Laderaum wäre auch Platz für Eure Pferde.« Er machte eine Pause, blickte nachdenklich aufs offene Meer hinaus und dann auf seine Besatzung, die gerade das letzte Fass aus dem Inneren des Schiffs hievte. Schließlich erklärte er: »In Ordnung. Eure Frau darf sich aber nicht an Deck blicken lassen. Sie muss in meiner Kajüte bleiben.«
    »In Eurer?«, fragte Pfeiffer scharf.
    Der Kapitän grinste. »Die auf dieser Reise die Eure sein wird. Ich werde bei meiner Mannschaft schlafen. Aber es gibt nur eine Kajüte an Bord, und ich will die Leute nicht unnötig beunruhigen. Es reicht, wenn sie wissen, dass eine Frau an Bord ist; sie müssen sie nicht ständig sehen.«
    »In Ordnung«, sagte Pfeiffer.
    Dann nannte der Kapitän eine Summe, die unverschämt hoch war, aber Pfeiffer akzeptierte sie. Sie reichten einander die Hand, um das Geschäft zu besiegeln.
    »Wir brechen morgen früh bei Sonnenaufgang auf. Seid pünktlich, sonst segeln wir ohne Euch.« Damit war das Gespräch für den Kapitän der »Santa Maria« beendet. Er wandte sich wieder seiner Schiffsladung zu und gab einem seiner Matrosen den Befehl, einige Fässer am Rand der Hafenmauer aufzustapeln. »Die werden gleich abgeholt«, rief er und kletterte über ein schmales Brett auf die andere Seite der Kaimauer.
    Als er außer Sicht- und Hörweite war, sagte Jana empört: »Ihr habt mich soeben als Eure Ehefrau ausgegeben!«
    »Glaubt Ihr im Ernst, der Mann hätte Euch mitgenommen, wenn ich gesagt hätte, Ihr seid bloß eine Bekannte?«
    Jana überlegte. In welcher Beziehung stand sie tatsächlich zu dem Arzt? War sie bloß eine Bekannte? Oder doch schon eine Freundin? Sie wusste es nicht.
    »Ich hoffe, Ihr leidet nicht unter der Seekrankheit, denn solltet Ihr es tun, werden die nächsten Wochen für Euch zur Qual. Eingesperrt in einer winzigen Kajüte unter Deck.«
    »Das Gleiche gilt für Euch«, sagte

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