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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Versuchen, sie aufzuheitern und bedankte sich herzlich, auch wenn ihr das Kleid überhaupt nicht gefiel, weil sie darin aussah wie eine Gauklerin auf dem Jahrmarkt. Im Gegenzug half sie im Haushalt. Sie wusch das Bettzeug, schrubbte den Boden der Hütte und mischte einen bekömmlichen Kräutertee gegen die Blähungen, an denen die alte Frau litt. Trotz ihrer Bemühungen, sich abzulenken, ließ die Traurigkeit nicht nach. Kaum glaubte sie sich unbemerkt, traten ihr Tränen in die Augen. Maria hatte sich im Dorf nach Überlebenden des Schiffsunglücks erkundigt, aber angeblich war außer Jana niemand lebend gefunden worden.
    Santiago de Compostela
    N ACH EINER WEITEREN W OCHE beschloss Maria, mit Jana nach Santiago de Compostela zu reisen. Sie erklärte Jana mit Gesten, dass dies ein heiliger Ort sei und sie dort für Janas Genesung beten wolle. Es nütze nichts, wenn der Körper kräftig, die Seele aber weiterhin krank sei.
    Jana hatte keinerlei Lust, in eine Stadt zu fahren, wo sich Menschen aus aller Herren Länder drängten, lieber hätte sie sich weiterhin in Marias Hütte verkrochen. Aber Maria überzeugte sie mit dem Hinweis, dass sie nur in der großen Stadt Hinweise auf Überlebende des Schiffsunglücks und eine Gelegenheit zur Weiterreise finden würde.
    Und so kletterte Jana nach dem Frühstück aus Haferbrei mit frischen Früchten auf den kleinen Maultierkarren der Frau. Und sie ratterten los Richtung Osten.
    Maria hatte vor der Abfahrt noch mit einer Frau aus dem Dorf gesprochen, Jana vermutete, dass es um die Versorgung von Marias Tieren ging. Tatsächlich dauerte ihre Reise in die Stadt nicht bloß ein paar Stunden, wie Jana ursprünglich angenommen hatte, sondern ganze zwei Tage. Die beiden Frauen übernachteten unter freiem Himmel und kamen schließlich an einem Tag, der schon nach Sonnenaufgang große Hitze versprach, in Santiago de Compostela an.
    Noch bevor sie in der Stadt eintrafen, kamen ihnen Menschen entgegen. Auf ihren Hüten befanden sich Muscheln, die sie als Pilger kenntlich machten. Einige sahen müde und erschöpft aus, ihre Kleidung war staubig und von der langen Reise mitgenommen. Aber alle hatten ein Leuchten in den Augen, weil sie ihr Ziel erreicht hatten. Jana stellte traurig fest, dass sie selbst kein Ziel mehr hatte. Auch das hatte sie in den Wellen des Atlantiks verloren.
    Maria lenkte ihren kleinen Wagen mit dem Maultier durch das breite Stadttor und fuhr schnurstracks zu einer Herberge, die sich an der breiten Stadtmauer befand. Ein Knecht, der Maria offensichtlich kannte, versorgte Wagen und Tier. Dann betraten sie die Herberge, wo sie von den Besitzern aufs herzlichste begrüßt wurden. Das ältere Ehepaar war mit Maria gut befreundet, und die beiden luden sie und Jana sogleich zu einem köstlichen Eintopf aus Schafsfleisch und Bohnen ein.
    José konnte ein paar Brocken Latein, und so war es Jana zum ersten Mal seit ihrer Rettung möglich, sich auch mit Worten zu verständigen. Auch wenn Maria und sie mittlerweile gut mit Gesten zurechtkamen.
    Der Eintopf schmeckte vorzüglich, und Jana lehnte den Nachschlag nicht ab.
    »Woher stammt Ihr?«, fragte José.
    »Aus Prag, das liegt weit im Osten.«
    Weder der Wirt noch seine Frau oder Maria hatten jemals von Prag gehört.
    José sagte: »In unsere Stadt kommen jedes Jahr viele Fremde aus allen Teilen des Kontinents, sogar von der Insel, die England heißt, hatten wir schon einen Gast. Aber aus Prag ist noch nie jemand hierhergekommen.«
    Jana war nicht überrascht, dass man ihre Heimatstadt nicht kannte.
    »Neulich war einer da, der behauptete, er wäre aus Wien. Ist das in der Nähe von Eurem Prag?«
    Jana ließ vor Schreck den Löffel fallen. Dumpf landete er auf dem Boden.
    »Sagtet Ihr Wien?«, fragte sie und bückte sich, um den Löffel aufzuheben. »Wie sah der Mann aus?«
    Konnte es sein, dass Pfeiffer das Unglück überlebt hatte?
    »Wie er ausgesehen hat?« José zuckte mit den Schultern, sah hilfesuchend zu seiner Frau und übersetzte die Frage.
    Seine Frau gab ihm eine lange Antwort, die Jana trotz ihrer eifrigen Gesten nicht verstehen konnte. Als sie schwieg, sah Jana den Wirt hoffnungsvoll an und wartete ungeduldig auf eine Übersetzung.
    »Meine Frau sagt, er ist sehr unauffällig gewesen.«
    Jana konnte nicht glauben, dass das alles war, was die Frau gerade gesagt hatte. Sie fragte noch einmal nach.
    Aber José machte eine abfällige Handbewegung und meinte nur: »Meine Frau behauptet, seine Augen hätten ein

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