Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)
würde«, sagte Jana. Sie setzte sich auf und fuhr mit dem Zeigefinger über seine Schulter, die ebenfalls voller kleiner hellbrauner Flecken war.
Conrad grinste. »Nur zu«, sagte er, »und falls du es heute Nacht nicht schaffen solltest, du hast noch dein ganzes Leben lang dazu Zeit. Ich stelle mich jederzeit gerne zur Verfügung.«
»Das ist gut«, sagte Jana und schmiegte sich an ihn.
»Du hast übrigens eine sehr ungewöhnliche Kette. Ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen«, sagte Conrad und nahm das Schmuckstück in die Hand, aber nicht, ohne vorher ihre Brust zu küssen.
»Der Schmuck ist von meinem Vater. Er hat ihn dem alten Seemann gemeinsam mit dem Reisetagebuch abgekauft. Es stammt aus der Neuen Welt.«
Neugierig geworden, setzte Conrad sich auf.
»Davon hast du mir nie etwas erzählt.«
»Ich dachte nicht, dass es wichtig ist. Was soll das Buch mit dem Schmuckstück zu tun haben?«
Conrad beugte sich nun ganz nah zu dem Anhänger und betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. Das Licht, das von draußen durch das kleine Fenster in die Kammer fiel, wurde zunehmend schwächer.
»Jana, darf ich die Kette von deinem Hals nehmen?«
»Ungern, denn dann musst du nicht mehr so nah bei mir liegen, um sie anzusehen.«
Conrad lächelte und küsste Jana auf die Nasenspitze. Trotzdem zog er ihr die Kette ab, stand auf und ging damit zum Fenster. Seine Stirn legte sich in Falten.
»Wie ist es dir gelungen, das Schmuckstück stets vor aller Augen zu verbergen?«
Jana zuckte mit den Schultern. »Früher trug ich stets die Kette meiner Mutter unter dem Unterkleid versteckt. Auf diese Weise hatte ich das Gefühl, meiner Mutter immer noch nah zu sein. Aber um genug Geld für meine Flucht aus Prag zusammenzubekommen, musste ich ihre Kette verkaufen. Dann habe ich sie gegen dieses Schmuckstück meines Vaters eingetauscht und es damit genauso gehalten.«
»Ich glaube, dass es sehr wohl einen Zusammenhang zwischen dem Schmuckstück und dem Buch geben könnte«, bemerkte Conrad nachdenklich.
Nun setzte sich auch Jana auf und wickelte sich in das Laken. Es kam ihr merkwürdig vor, nackt vor Conrad zu sitzen.
»Es könnte sein, dass der Anhänger das fehlende Teil in der Mitte der Landkarten zeigt. Vielleicht ist die Kette der dritte Teil und die Lösung des Rätsels!«
»Lass uns nachsehen«, sagte Jana aufgeregt.
Conrad kramte in seiner Umhängetasche nach den beiden Papierbögen, die er in Limoges so sorgfältig abgemalt hatte. Sie waren beim Schiffsunglück feucht geworden, und die Ränder rollten sich auf. Aber die Tinte war nach wie vor deutlich sichtbar und kaum verronnen. Conrad legte beide Blätter übereinander und fügte nun Janas Schmuckstück dazu. Es passte genau in den fast unbeschriebenen Kreis in der Mitte.
Aufgeregt holte Conrad einen Silberstift aus seiner Tasche, legte das Schmuckstück unter die Karten und strich mit dem Stift vorsichtig darüber. Das scheinbar nichtssagende Muster auf dem Medaillon drückte sich durch, und auf dem Papier erschienen Symbole und Schriftzeichen.
Jana beugte sich ganz dicht über die Karte. Eine Sonne und die Worte »El Dorado« waren zu sehen.
»Was heißt El Dorado?«, wollte sie wissen.
Conrad überlegte, er hatte erst vor kurzem davon gehört oder gelesen. Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Erleichtert rief er: »Ich habe dir doch von dem Buch des englischen Seefahrers erzählt. Er hat nach einem Schatz gesucht, der El Dorado hieß. Das ist spanisch und bedeutet Der Goldene. Aber was es genau damit auf sich hat, weiß ich nicht. Die Zeit war zu kurz, um das ganze Buch zu lesen. Ich habe bloß darin geblättert, schließlich wartete Abt Etienne mit seinem wundervollen Abendessen bereits auf uns.«
Dieses Essen war Jana noch gut im Gedächtnis.
»Kann der Schatz der Grund dafür sein, warum die Kirche hinter den Büchern her ist?«, fragte sie.
»Ein riesiger Goldschatz, wertvoll genug, um einen ganzen Staat zu finanzieren?« Conrad nickte ernst. »Ich kann mir gut vorstellen, dass sogar der Papst dafür töten lässt.«
»Also konnten wir in Bordeaux deshalb kein drittes Buch finden, weil es gar keines gibt! Und darum hat Bruder Gerard auch von einer angekündigten Lieferung und nicht von einem Buch erzählt«, sagte Jana. Plötzlich passten alle Mosaiksteinchen zusammen.
»Der Seemann hat deinem Vater nicht einen, sondern gleich zwei der drei Teile des Geheimnisses verkauft. Aber sowohl dein Vater als auch wir sind davon ausgegangen, dass
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