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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Erbe mit meinen Brüdern teilen muss, werden wir genug Geld haben, dass ich dir ein angenehmes Leben bieten kann.« Seine Arme umfassten noch einmal ihre Schultern. Janas Versuch, seinem Griff auszuweichen, schlug fehl. Sie landete wieder in seinem Arm.
    Bedrich schien eine Zurückweisung zu fürchten. In der Hoffnung, damit ihre Entscheidung zu beeinflussen, drückte er sie immer fester an sich, bis Jana Angst hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
    »Das … geht alles so schnell«, sagte sie vorsichtig. »Aufstand … Flucht … Heirat. Ich bin ja noch nicht einmal richtig wach!«
    »So überraschend kann mein Antrag nicht sein. Du weißt schon seit langem, was ich für dich empfinde.« Bedrich strich Jana sanft durchs Haar. Dann seufzte er schwer.
    »Nein … ja«, stammelte Jana hilflos. Sie mochte den jungen Wirt. Er war ein guter, ehrlicher Mann, der sie aufrichtig liebte. Aber je netter er zu ihr war, desto mehr verspürte sie den Wunsch, ihn von sich zu stoßen. Es war ihr unangenehm, seinen Körper so nahe zu spüren. Außerdem, er passte einfach nicht zu ihr. Jana fand seine Stimme nicht sanft, sondern schwach. Er benahm sich ihr gegenüber so weich und nachgiebig, wie es seine Finger waren. Sie hatte sich ernsthaft bemüht, tiefere Gefühle für ihn zu entwickeln, aber es gelang ihr nicht. Jana mochte Bedrich, aber Liebe fühlte sich anders an.
    »Mein Vater meint, wir dürften keine Zeit verlieren. Wenn erst der Aufstand stattgefunden hat, wird man uns Katholiken vielleicht enteignen, und falls es ganz schlimm kommt, auch aus der Stadt vertreiben«, sagte Bedrich.
    Jana schüttelte den Kopf. »Das geht doch gar nicht. Es leben so viele Katholiken in Prag. Die können nie und nimmer alle vertrieben werden.«
    Aber Bedrich war anderer Meinung. »Jana, du bist eine Frau und kannst die Lage nicht richtig beurteilen.«
    »Was soll das denn heißen?« Empört drängte Jana sich nun endgültig aus seiner Umarmung und machte diesmal einen Schritt zur Seite, um nicht erneut zu stolpern. Die Ferse schmerzte immer noch. »Nur weil ich eine Frau bin, soll meine Meinung unwichtig sein?«
    Bedrichs Stimme wurde noch ernster: »So habe ich das nicht gemeint. Aber du kannst mir wirklich glauben, dass es einen Aufstand geben wird. Und danach wird nichts mehr so sein wie bisher. Zuerst werden die Protestanten die Katholiken vertreiben, und dann werden der Zorn des Kaisers und des Königs nicht mehr zu bändigen sein. Ich will mir gar nicht vorstellen, mit was für einem Heer die Habsburger über Böhmen hinwegfegen werden.«
    Jana fiel nichts ein, was sie entgegnen konnte. Erst vor kurzem hatte sie ein ähnliches Gespräch zwischen Radomila und Tomek belauscht. Im Grunde hatte Bedrich recht. Er war schlau und traf Vorkehrungen, solange es noch ging. Was hielt Jana auf? Eigentlich hätte sie sofort in ihre Kammer laufen, ihre besten Kleidungsstücke in einen Sack stopfen und mit ihm gehen sollen. Aber dann musste sie Bedrich heiraten und das wollte sie ebenso wenig, wie Tomek das Jawort zu geben. Egal, wie man es drehte und wendete, als Frau war sie immer auf der Verliererseite, sie blieb abhängig von den Entscheidungen und der Gunst der Männer. Im Moment klammerte sie sich immer noch an den letzten Strohhalm, der Marek Jeschek hieß und in Heidelberg saß. Ihr Vater würde Jana nicht wegschicken können, wenn sie einfach bei ihm auftauchte. Und so verrückt ihr das auch selbst vorkam, Jana dachte ernsthaft darüber nach.
    Bedrich holte sie aus ihren Überlegungen, indem er ihr zärtlich seine große Hand auf die Wange legte und sagte: »Wenn es zum Umsturz kommt, will ich weit weg sein von Prag. Ich wünschte, du wärst es dann auch.«
    Jana kaute auf ihrer Unterlippe. Sollte sie die Gelegenheit nutzen und mit Bedrich aufbrechen, um dann allein weiter nach Heidelberg zu reisen? Aber was würde Tomek tun, wenn er erfuhr, dass Jana mit dem Koch weggelaufen war? Er würde sie verfolgen und zurückholen, ganz bestimmt. An den Haaren würde er sie zurück nach Prag schleifen und sie zur Strafe in eine Besenkammer sperren und bei Brot und Wasser darben lassen.
    Jana konnte sich das nur allzu gut vorstellen. Um die unerfreulichen Gedanken aus dem Kopf zu bekommen, fragte sie: »Weißt du, wann der Aufstand geplant ist?«
    »Kurz vor Christi Himmelfahrt.«
    »Das ist in zwei Wochen.«
    »Jana, komm mit mir!«
    Plötzlich spürte Jana, wie kalt es eigentlich war. Sie begann zu zittern und schlug den Mantel eng um ihren

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