Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
an einen Diener. Zwei Koffer und eine Leiter zum Fenster. Und natürlich eine Flucht um Mitternacht. Kein Durchbrennen wäre komplett, würde man es zu einer vernünftigen Stunde tun, nicht wahr?«
Wynwood grinste. »Und der alte Mann hat euch nicht wieder eingefangen?«
»Nicht schnell genug.«
»Und dann?«
Merrick zog eine Augenbraue hoch. Das war jetzt weit genug gegangen, selbst zwischen Freunden. »Und dann was, Quinn?«, murmelte er. »Alte Geschichten soll man nicht wieder aufwärmen. Wolltest du nicht ein Haus kaufen?«
Wynwood sah ihn seltsam an. »Nun, wenn du ...«
Er wurde von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen. Phipps, Merricks Butler und Kammerdiener in Personalunion, kam herein. »Eine Miss Bromley ist hier wegen der Verabredung für vier Uhr.«
Eine Frau stand im Schatten hinter Phipps. Sie war von Kopf bis Fuß in schwarze Seide gekleidet und trug einen perlenbesetzten schwarzen Schleier, der ihre Augen verbarg und bis an ihren breiten Mund reichte. Eine kleine Hutschachtel baumelte von einem ihrer Handgelenke, und der Ausschnitt ihres Kleides ließ sehr viel von ihrem cremeweißen Dekollete sehen. Miss Bromley war ganz gewiss nicht gekommen, um über Immobilien zu sprechen.
Wynwood zog dieses Mal beide Augenbrauen hoch und warf Merrick einen abschätzenden Blick zu, während er aufstand. »Ich werde morgen wiederkommen«, sagte er ruhig, »und dich jetzt deiner ... hm, deiner Verabredung überlassen, alter Freund.«
Merrick zuckte gleichmütig mit den Schultern und trank seinen Whisky aus. »Bleib, wenn du willst«, murmelte er. »Ich bin heute großzügig.«
Wynwoods Augen blitzten alarmiert auf. »Ich fürchte, ich habe das aufgegeben, alter Junge.« Er stellte sein Glas mit einem lauten Klirren auf den Schreibtisch. »Ich gehe jetzt besser. Ich werde mit meiner Frau sprechen und morgen wieder vorbeischauen. In Ordnung?«
Phipps hatte sich bereits zurückgezogen. Miss Bromley beobachtete Wynwoods Abgang mit offensichtlichem Amüsement, ihr Mund verzog sich zu einem seltsamen Halblächeln.
»Ihr Freund ist frisch verheiratet, richtig?« Ihre Stimme klang weich und doch irgendwie rau.
Merrick antwortete nicht. »Sie kommen von Mrs. Farnham?«
»Ich bin Bess«, sagte sie und hob den Schleier, um ein Paar kalter, dunkler Augen zu enthüllen. Perfekt, dachte er. Er war nicht in der Stimmung für Wärme. Er war in der Tat sehr froh, dass er Kitty und ihr gutmütiges, fast kindliches Lächeln los war.
Er schloss die Tür ab und durchquerte das Büro. Die Frau folgte ihm in den Salon, den er zum Schlafzimmer umgestaltet hatte, damit er immer in der Nähe seines Büros sein konnte.
Die Arme vor der Brust verschränkt, stand er am Fenster und betrachtete die Frau einen Moment lang. Er hatte ganz vergessen, dass heute Donnerstag war. Sie war schön - wenn ein Mann schwarzhaarige, üppige und selbstsichere Frauen mochte. Er mochte sie, manchmal jedenfalls. Aber heute war er halbwegs versucht, die Frau fortzuschicken. Er war nicht in Stimmung.
Oder war er es doch?
Er dachte wieder an Madeleine und wie es gewesen war, sie nach so vielen leeren Jahren wiederzusehen. Aber was hatte er erwartet? In fast dreizehn Jahren hatte es auch nicht einen Hinweis gegeben, dass diese Frau Reue empfand. Unerklärlicherweise drohte der dunkle, brennende Zorn zurückzukommen, und wie eine aufflackernde Flamme züngelte er durch seine Gedanken.
Bess Bromley schien seinen Zorn zu spüren. Ihre Augen streiften ihn, dunkel und wissend.
Sie war gut einen Kopf kleiner als Madeleine. Ihr Haar war so dunkel wie das Gefieder einer Krähe, ihr Mund dünn und breit; ein scharfer Kontrast zum hellblonden Haar und den vollen Lippen seiner Frau. Genau genommen hätten die beiden sich nicht unähnlicher sein können. Das war gut. Das war in der Tat sogar sehr gut. Er hatte es aufgegeben, mit schönen, langbeinigen Blondinen ins Bett zu gehen, nachdem die ersten zwei, drei Jahre vergangen waren.
Bess Bromley warf Hut und Schleier auf einen Stuhl, und ließ ihre Hutschachtel in die Mitte der schmalen, nachlässig bedeckten Liege fallen, die als sein Bett diente. Die Schachtel landete mit einem dumpfen Aufprall auf der Seite. Der Deckel öffnete sich und eine dünne Lederpeitsche fiel heraus. Es waren noch andere Gegenstände in der Schachtel. Sein rascher Blick registrierte sie. Er war kein Dummkopf; er kannte das Handwerkszeug von Frauen wie ihr.
Als wollte sie ihn ermuntern, ging Bess auf ihn zu. Sie legte
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