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Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Titel: Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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spiegelte sich Panik wider. »Geoffrey, was sagst du da? Wie kannst du das wissen?«
    Für einen Moment zogen sich die Augenbrauen des Jungen zusammen. »Ich ... ich hab' es durch das Opernglas gesehen!«, rief er. »Ich hatte es wieder vergessen. Vergessen, es zu sagen. Bitte! Bitte! Sie sollen weglaufen!«
    Merrick zögerte nicht länger. Er lief über die Straße und zum Polier. »Weg da!«, rief er. »Kelly, alle weg da! Weg vom Kran! Lauft!«
    Kelly sah Merrick an, als hätte dieser den Verstand verloren, aber er war es gewohnt, blind zu gehorchen. Er stieß den Mann, der neben ihm stand, zur Seite und rief den anderen zu, sie sollten sich in Sicherheit bringen. Und plötzlich brach die Hölle los. Ein Kreischen von Ketten und Metall durchschnitt die Luft, dann folgte ein langes, hohl klingendes Ächzen. Der Behälter mit den Schieferplatten, der am Kran hing und ungefähr fünfzig Fuß über dem Erdboden schwebte, schwankte einmal, dann noch einmal, und stürzte zu Boden. Er riss die Außenkante des Dachs mit sich; Schiefer und Kupfer splitterte durch die Luft. Seile, Ketten und Teile der Traufe folgten. Alles fiel in Trümmern in sich zusammen, als hätte es ein Erdbeben gegeben.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als Merrick bei Kelly ankam. »Mutter Gottes!«, stieß der Polier hervor und bekreuzigte sich.
    Merrick packte ihn an der Schulter. »Sind alle vollzählig?«
    Kellys Blick glitt über die Hand voll Männer. »Aye, es sind alle da.« Die Erleichterung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Mutter Gottes! Was ist denn passiert?«
    »Vermutlich hat eine der Halterungen nachgegeben«, sagte Merrick. Er wies mit dem Kopf auf den Kran. »Der Junge hat es durch sein Opernglas gesehen.«
    Kelly sah ihn verständnislos an. »Weiter!«
    Plötzlich legte Horton seine Hand auf Merricks Schulter. »Aye, der Junge war das?«, fragte er rau. »Stellen Sie sich vor, Sie hätten ihn wegschickt, Mr. MacLachlan!« Seinen Worten folgte ein Laut, der entweder wie ein keuchendes Lachen oder wie ein schwindsüchtiges Keuchen klang; Merrick war nicht sicher, was von beidem es war.
    Auf dem Dach über ihnen waren die Dachdecker bis zur zerstörten Traufe gekrochen und spähten zu ihnen herunter, ihre Gesichter waren schneeweiß. Die Männer am Kran, deren Aufgabe es war, ihn zu bedienen und die Schieferplatten zu verladen, hatten ihre Mützen abgenommen und starrten auf den Schutthaufen, als läge einer von ihnen darunter begraben. Aber sie waren alle heil davongekommen. Und dafür hatten sie sich bei dem Jungen zu bedanken.
    Merrick wandte sich um und starrte hinüber zum alten Brunnen, aber der Junge war fort.
    Einer der Männer, der gegenüber den Keller ausgehoben hatte, wandte sich an Merrick. »Er ist weg, Sir«, sagte der Arbeiter. »Weiß wie ein Laken war er. Er ist zum Dorf gelaufen und dort dann scharf nach rechts.«
    »Gut.« Merrick stand jetzt am Straßenrand. »Ich verstehe. Danke.«
    Er musste noch einmal zum Brunnen gehen. Einige Augenblicke lang stand er nur da und starrte in die steinerne Tiefe, dabei rieb er sich nachdenklich den Nasenrücken. Er war dem Jungen dankbar, ja. Aber warum hatte der Junge ihn nicht früher gewarnt? Seine Panik war offensichtlich gewesen. Er musste also die Tragweite dessen, was er gesehen hatte, begriffen haben.
    Mit einem Seufzen wandte sich Merrick zum Gehen, als er mit der Schuhspitze gegen etwas Hartes stieß. Er schaute herunter und sah das Opernglas in einem dichten Büschel Sauerampfer liegen. Er bückte sich danach und hob es auf. Es war ein teures Glas, erkannte er, während er es in den Händen wog. Um es auszuprobieren, hob er es an die Augen und richtete den Blick auf die Baustelle. Er konnte die Arbeiter sehen, jeden einzelnen von ihnen. Aber auf diese Entfernung zu erkennen, dass sich ein Flaschenzug löste ...
    Merrick ließ das Fernglas sinken. Der Junge hatte verdammt gute Augen, so viel war gewiss. Was ihn selbst betraf, so akzeptierte Merrick widerstrebend die Wahrheit und ergab sich, gerade eben fünfunddreißig, der Plage, die dieses mittlere Alter mit sich brachte: Er brauchte vermutlich eine Brille.
    Er kehrte an den Ort des Unglücks zurück und wies Walters an, den Kran herunterzuholen und einer gründlichen Inspektion zu unterziehen. Wenn jemand es versäumt hatte, seinen Job gewissenhaft zu versehen, wollte Merrick wissen, wer das gewesen war. Walters machte sich sofort ans Werk. Drei der Männer bahnten sich bereits ihren Weg durch die

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