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Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman

Titel: Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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knotigen Fingern, die raue Kante des Steins, wo er aus dem Rahmen gebrochen worden war. Und sogar den Klumpen Mörtel, der gleich von der Kelle fallen würde.
    Eine weitere Zeichnung zeigte Merrick selbst, wie er hoch oben auf einem Dachbalken balancierte, um das Gleichgewicht zu halten. Er erinnerte sich gut daran, es lag vielleicht drei oder vier Tage zurück, dass er auf das Dachgerüst geklettert war, weil er wollte, dass die Zimmerleute wussten, zu was er in der Lage war - zumindest, wenn das Wetter trocken und seine Hüfte ausgeruht war. Die Männer wussten nichts von seiner Beeinträchtigung. Er wollte, dass sie spürten, dass seinen Augen nicht der kleinste Fehler entgehen würde - auch nicht siebzig Fuß über dem Erdboden.
    In der Zeichnung des Jungen sprach Merrick mit einem der Dachdecker und monierte eine schlecht ausgeführte Arbeit. Sein Gesicht war im Profil dargestellt, und sein Blick war kalt und hart. Er hatte nicht bemerkt, dass das Kind ihn beobachtet hatte. Er hoffte zu Gott, dass der Junge nicht die raue und recht deftige Standpauke gehört hatte, die er den Männern gehalten hatte.
    Die letzte Seite im Zeichenbuch des Jungen zeigte eine Gesamtansicht der Häuserzeile, die sich den Hügel hinaufzog. Aber die Einheitlichkeit der einzelnen Häuser und deren Dächer wich von der Realität ab. Der Junge hatte sie ein wenig abgewandelt; ein Walmdach auf dem einen, außerordentlich fantasiereich gestaltete Giebel auf einem anderen, und ein Mansardendach auf einem dritten.
    »Du schätzt meine Dachlinien wohl nicht besonders, nehme ich an«, sagte er und schmunzelte insgeheim.
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Das ist nur so, wie ich sie gemacht hätte, wenn es meine Häuser wären«, erwiderte er. »Ich würde nicht wollen, dass sie sich alle so ähnlich sehen.«
    »Aber diese Gleichheit spart Kosten«, erklärte Merrick. »Es versetzt uns in die Lage, die Häuser terrassenförmig anzulegen und teures Bauland zu sparen und das Baumaterial in großen Mengen abzunehmen. Die Kosten spielen eine große Rolle, selbst für die wohlhabenden Leute, die diese Häuser kaufen werden.«
    »Wirklich?« Der Junge schien überrascht zu sein.
    »Ja, und solltest du vielleicht einmal Architekt werden, dann bitte ich dich, daran zu denken«, sagte er. »So wie es aussieht, kommen schon genug unerfahrene Absolventen von den Universitäten.«
    Der Junge lachte, und für einen Moment verließ ihn sein Ernst.
    »Wie ist dein Name?«, fragte er den Jungen.
    »Geoffrey. Geoffrey Archard.«
    Merrick reichte ihm die Hand. »Und ich bin Mr. MacLachlan.«
    Geoffrey sah voller Ernst zu ihm auf. »Bauen Sie noch etwas anderes außer Häuser, Mr. MacLachlan?«
    Merrick hob beide Augenbrauen. »Nun, ich besitze auch eine Baufirma, die Straßen und Bürgersteige anlegt«, sagte er. »Und ein Unternehmen, das Kupferrohre produziert. Einen großen Eisenhandel. Und seit Kurzem besitze ich eine Ziegelei. Ich könnte noch mehr aufzählen, aber das ist eigentlich nicht das, was du meintest, nicht wahr?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, bauen Sie auch andere Gebäude? Kirchen vielleicht oder Bankgebäude oder - oder Paläste?«
    Merrick grinste. »Nein, einen Palast noch nie«, bekannte er. »Aber als ich noch ein junger Mann war, habe ich einige öffentliche Gebäude entworfen, wie zum Beispiel Rathäuser. Und sehr viele Landhäuser. Einige davon waren so groß wie ein Palast.«
    Doch das Gesicht des Jungen war plötzlich blass geworden. Seine lebhaften grünen Augen hatten einen starren, leeren Ausdruck angenommen, als würde er nicht mehr zuhören. Einen kurzen Augenblick lang fürchtete Merrick einen epileptischen Anfall. »Geoffrey?« Er berührte das Kind leicht an der Schulter. »Geoffrey, was ist los?«
    Der Junge schluckte mühsam und schaute zu ihm auf. Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Furcht? Schuld? »Der Kran, Sir«, keuchte er. »Der Kran. Einer der Flaschenzüge ... wird sich lösen.«
    »Was?« Merrick hockte sich hin, um dem Jungen in die Augen zu schauen. »Geoffrey, was sagst du da?«
    Der Junge ging an ihm vorbei, rannte dann zum Rand der von Unkraut überwucherten Wiese und starrte dabei wie gebannt auf den Kran. »Er wird sich lösen!«, wiederholte er. »Die Männer ... S ... sagen Sie es ihnen ... sagen Sie ihnen, sie sollen sofort weglaufen!«
    Merrick richtete sich auf. Er packte den Jungen an den Schultern und drehte ihn zu sich herum. Auf dem Gesicht des Jungen

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