Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
zerschmetterten Schieferplatten, um zu sehen, wie viele davon noch zu gebrauchen waren. Oben auf dem Dach wurde bereits der abgebrochene Rand der Traufe entfernt. Bis zum Einbruch der Dunkelheit würden die Männer sie vermutlich ersetzt haben.
Hier war nichts mehr für ihn zu tun. Es war ein verdammt bedrückender Besuch gewesen, aber jetzt war es an der Zeit, sich wieder den Geschäften zuzuwenden. Er und Evans hatten eine Verabredung mit einem Bodenspekulanten aus Greenwich. Zeit, Ebbe und Flut - ganz zu schweigen von geschäftlichen Erfordernissen - warteten auf niemanden.
Kapitel 6
Auf Ebbe folgt Flut.
M adeleines Kutscher musste zweimal anhalten und nach dem Weg zu Mr. MacLachlans Büro fragen. Schließlich hielten am entgegengesetzten Ende des Dorfes vor einem beeindruckenden Haus, das wie eine größere Ausgabe ihres neuen Hauses aussah.
Drinnen herrschte rege Betriebsamkeit. Die Angestellten und Kopisten schienen das ganze Erdgeschoss zu bevölkern, sie eilten zwischen in den Zimmern hin und her, gingen die breite Treppe hinauf- und hinunter. Es roch nach Tinte und, seltsamerweise, frisch gesägtem Holz. Niemand schien so recht zu wissen, wie sie mit Madeleine umgehen sollten. Mr. MacLachlan, so schien es, verhandelte für gewöhnlich nicht direkt mit seinen Kunden. Das überließ er Rosenberg.
Schließlich entschied einer der Herren - er sah aus wie ein Butler -, dass Madeleine nach oben in Mr. MacLachlans Büro geführt werden sollte. Sie folgte ihm die zwei Treppenfluchten, die hinaufführten. In jedem Winkel und jeder Nische des Hauses saßen Männer an der Arbeit, so weit Madeleine das beurteilen konnte. Einige schienen Bauzeichnungen anzufertigen, denn sie saßen auf hohen Stühlen an Zeichentischen. Andere wiederum arbeiteten an Tischen, auf denen sich Geschäftsbücher stapelten. In einem der Korridore lag ein Stapel ungestrichener Friese, daneben stand ein großer runder Korb, der eine Auswahl aufwändig gearbeiteter Konsolen enthielt. Madeleine kam dies sehr seltsam vor; sie hatte diese Teile eines Hauses bisher immer nur als Ganzes, aber noch nie zuvor als Einzelteil gesehen.
Sie wurde in ein großes, holzgetäfeltes Büro geführt und gebeten zu warten. Das Zimmer war mit schönen Mahagoni-Möbeln ausgestattet, einschließlich eines Schreibtisches, der sich in die Unendlichkeit zu erstrecken schien. Eine Standuhr, deren Korpus mit einer Holzeinlegearbeit verziert war, stand an einer Wand, und zerrte mit jedem trübseligen ticktack ihres Uhrwerks an Madeleines Nerven.
Nach einer Weile empfand sie ihre Unruhe als so unerträglich, dass sie von ihrem Stuhl aufstand und im Zimmer hin und her ging, um sich die Bücher in den Regalen anzusehen und die Gemälde zu betrachten. Die meisten der Letztgenannten waren sehr alt und sehr schön, von deutschen und italienischen Malern. Auf der Anrichte stand ein Tablett aus massivem Silber, darauf ein Dekanter aus fein geschliffenem Kristall, um den herum ein halbes Dutzend passender Gläser angeordnet war - unzweifelhaft Murano-Glas. Madeleines Mund verzog sich bitter. Merrick hatte schon immer ein Auge für das Allerbeste und das Allerschönste gehabt. Und wie es aussah, konnte er es sich auch leisten.
In der Wand links vom Schreibtisch befand sich eine schmale Tür. Spontan öffnete Madeleine sie und schaute in das Zimmer dahinter. Es war warm dort drinnen, und in der Luft hing ein maskuliner Duft. Madeleine schloss die Augen und atmete tief ein. Unter dem stark würzigen Geruch nahm sie, kaum merklich, Merricks einzigartigen Geruch wahr. Aber sie erkannte ihn. Ja, sie kannte ihn, jetzt und immer. Oh, diese quälende Erinnerung, die so scharf wie die Spitze eines Dolches war.
Einen Augenblick lang war sie versucht, zu dem schmalen, einfachen Bett zu gehen und die Decke zurückzuschlagen, um den Duft seiner Bettwäsche einzuatmen. Auch das war ein Duft, an den sie sich sehr gut erinnerte. Bei der Erinnerung daran stieg ihr die Röte in die Wangen. Zornig über sich selbst schloss sie die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, presste sie ihre Hände auf das warme Holz.
Er wählte diesen ungünstigen Moment, um das Büro zu betreten und ihr den Atem zu rauben. Er bemerkte sie nicht. Er trat an den Schreibtisch und warf eine schwarze Mappe darauf, die vor Papier fast zu besten schien. Er starrte sie an, als sei er unentschlossen, und fuhr sich dann mit seinen schmalen sehnigen Händen durch das Haar. In dem Siegelring, den er immer trug, fing
Weitere Kostenlose Bücher